Kapitel 10

1.5K 117 32
                                    

Clay's PoV

Ich war bei Jeremy und half ein wenig beim Wiederaufbau vom ganzen Dreck, der durch die Verwüstung des Überfalls geschah. Jeremy ging es inzwischen schon besser. Er ließ jedoch nicht locker und bestand darauf, dass ich ihm alles bis ins kleinste Detail erzählen sollte, wie es zu meinem blauen Auge kam.

,,War nur ein blöder Unfall'' 

,,Clay, schau mich an'' sagte er in einem ernsten Ton. Ich schaute ihn also an.

,,Hat es etwas mit diesem George zu tun? War er das?'' fragte er und hielt seine ernste Miene. Dachte er etwa, dass George mir dieses blaue Auge verpasst hätte? George war derjenige, der mich vor schlimmeres bewahrt hatte - mal wieder.

,,Nein, er war derjenige der mir geholfen hat. Es war sein Cousin, wenn ich es richtig mitbekommen habe'' antwortete ich ihm.
Er musterte mich seufzend. Er lehnte sich gegen den Tresen und schaute mich nachdenklich an.

,,Warum hast du nicht auf mich gehört und dich von ihm fern gehalten? Du siehst doch, dass er dir nur Ärger einbringt'' sagte er.
Es stimmte jedoch nicht. Ich schaffte es irgendwie, mich selbst in den Ärger zu bringen. George war derjenige, der mich jedes mal rettete. Es war, als wäre er immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Ich hatte ihn jedoch schon seit einer Woche, seit diesem Vorfall nicht mehr gesehen, da mir meine Eltern verboten hatten in die öffentliche Schule weiterhin zu gehen. Sie dachten, dass mir einer der Erpresser das angetan hätte. Ich sagte ihnen, dass es nur ein blöder Unfall war aber sie glaubten mir natürlich nicht. Ich hatte versucht so gut es ging mich durchzusetzen, doch es brachte nichts.
Klar hätte ich dennoch einfach dorthin gehen können, doch dann hätten sie mir gedroht, mich im Haus einzusperren. Laut ihnen durfte ich mich glücklich schätzen überhaupt noch vor die Türe gehen zu dürfen. Das ich im Moment bei Jeremy war, wussten sie auch nicht, da sie nicht Zuhause waren.

,,Danke für die Hilfe und Clay...'' rief Jeremy, als ich mich am Abend zur Türe begab. Ich drehte mich nochmal um und schaute ihn an.

,,Pass auf dich auf und halt dich von dem Typen fern'' fuhr er fort. Ich nickte ihm nur zu, da ich ihm nichts falsches Versprechen wollte.

Ich lief nach draußen und machte mich auf den Weg nach hause. Ich bog um die Ecke und lief natürlich in jemanden hinein. Als ich meinen Blick ein weiteres mal aufrichtete, ließ es mir die Adern gefrieren.
Es war George.

,,Warum kommst du nicht zur Schule?'' war das erste und einzige, was er mich fragte. Kein Hallo, kein wie geht es dir - nichts. Nur, warum kommst du nicht zur Schule.
Ich konnte ihm schlecht erzählen, dass meine Eltern dachten, dass mir ein Erpresser das angetan hätte und sie mir somit vorerst den Schulbesuch auf die öffentliche Schule verbieteten, da er meine wahre Identität nicht kannte.

,,Familienstress'' war alles, was ich dazu sagte. Er musterte mich.
Machte er sich etwa Sorgen? Hatte er mir nicht ausführlich klar gemacht, mich von ihm fern zu halten aber machte sich Sorgen um mich? 

,,Wie geht es deinem Auge?'' fragte er nun.

,,Schon besser geworden. Man sieht eigentlich nur noch Umrisse'' antwortete ich ihm. Die Stimmung war irgendwie merkwürdig und unangenehm. Als wären wir zwei Fremde, die sich gerade erst kennenlernen würden.
Ok, wir waren eigentlich Fremde. Wir kannten uns erst seit knapp 2 Wochen nun und die eine Woche hatte ich ihn überhaupt nicht gesehen, doch es kam mir schon viel länger vor. Auch, wenn ich nicht viel über ihn wusste und auch immer noch nicht schlau aus ihm wurde.

,,Was ist mit deinem Gesicht passiert?'' fragte ich ihn nun, da mir eine kleine Schramme, die er vorher nicht hatte auf seiner Wange auffiel.

,,Unfall'' sagte er. Dadurch wusste ich sofort, dass er log, denn Unfall war ebenfalls meine Ausrede, um nichts erklären zu müssen.
Ich beschloss aber nicht weiter darauf einzugehen.

Eine Weile starrten wir uns an.

,,Tut mir leid, dass ich mich dir so aufgedrängt habe. Ich hätte vielleicht von Anfang an auf dich hören sollen'' entschuldigte ich mich bei ihm. Mein Gefühl sagte mir, dass ich es ihm schuldig war.

,,Freut mich, dass du zur Vernunft gekommen bist'' entgegnete er mir und veränderte an seinem Gesichtsausdruck nichts.
Irgendwie kränkte es mich schon aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Ich wusste nicht einmal, warum es mich überhaupt kränkte. Warum ich das ganze überhaupt tat.
Ich wurde von seiner Ausstrahlung, seiner Art und die Neugier so mitgerissen, dass es mich beinah vermutlich in den Abgrund gerissen hätte. Aber dennoch wollte ich ihn immer noch besser kennenlernen. Ich wollte wissen, wer er wirklich war, wie er wirklich drauf war, denn mein Gefühl sagte mir, dass er ein ganz anderer Mensch war, als er vorgab zu sein.
Noch nie hatte mich ein Mensch in meinem Leben so angezogen, wie er es tat. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht einmal wirklich, wie ich damit umgehen sollte.

,,Ich muss los'' kam es von ihm. Ich nickte und schaute zu, wie er an mir vorbei lief. Als er schon einige Schritte entfernt von mir war, drehte er sich jedoch noch einmal um.

,,Er hat auch eine kassiert'' sagte er und lief weiter. Zunächst verstand ich nicht, was er meinte, bis es mir einfiel. Er musste von seinem Cousin sprechen. Hatte er etwa deswegen diese Schramme auf seiner Wange? Hatte er sich für mich eingesetzt?

Ich wurde aus ihm einfach echt nicht schlau und zweifelte sogar langsam daran, es jemals zu werden.
Es verging eine weitere Woche, die ich Zuhause verbringen durfte und ich hatte es satt. Ich hatte es satt, mich wie ein Baby behandeln zu lassen von ihnen. So machte ich mich auch am Morgen auf den Weg zur Schule.
Dort angekommen kamen mir schon Nick und Karl entgegen.

,,Na sieh mal einer an, wer wieder da ist'' rief Nick.

,,Nimms mir nicht übel aber ich dachte, dass George dich verschleppt und weiß Gott was mit dir angestellt hat'' kam es von Karl.

,,Wieso das denn?'' lachte ich.

,,Man sagt, dass man dich mit ihm zuletzt hier gesehen hätte, bevor du für zwei Wochen verschwunden bist'' antwortete er.

,,Ich bin nicht verschwunden. Es gab nur Familienprobleme, weshalb ich nicht kommen konnte'' log ich.
Ich sah aus dem Augenwinkel, wie George mit ein paar seiner Freunde den Campus betrat. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen.
Als er mich sah, erwiderte er meinen intensiven Augenkontakt.






Tell me everythingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt