Kapitel 19

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Am nächsten Tag lag ich auf meinem Bett und starrte die Decke an. Noch immer ging mir der gestrige Tag nicht aus dem Kopf. Einerseits, weil ich Mordbeihilfe geleistet hatte - erneut quasi und andererseits wegen George.

Wenn man von ihm sprach. Ich bekam eine Nachricht von ihm. Er hatte ja nun meine Nummer.

,,Willst du dich treffen?'' schrieb er.

Ich wippte mit meinem Daumen auf meinem Display herum und fragte mich, ob ich das wollen würde. Erneut wollte ich einerseits aber andererseits war ich mir dann doch wieder nicht sicher.
Nach kurzem Überlegen entschied ich mich dann für eine Antwort.

,,Klar, sag mir wo'' schrieb ich zurück.

,,Komm zum Campus''
So machte ich mich auf den Weg zum Campus.

Dort angekommen sah ich ihn schon von weitem angelehnt an der Mauer stehen. Als er mich sah, zog er noch ein letztes mal an seiner Zigarette und schmiss sie auf den Boden.
,,Hey'' sagte er.

,,Hey'' entgegnete ich ebenfalls.

,,Wegen gestern alles gut?'' fragte er nochmal. Ich wusste nicht, was genau er von gestern meinte, da mehreres passiert war aber ich nickte einfach.

Wir verbrachten eine Weile dort, als er eine Nachricht bekam.
,,Wir müssen kurz zum Club'' gab er mir bescheid. Er selbst wusste auch nicht warum. Ihm wurde anscheinend nur von Devin gesagt, dass er dringend kommen müsse und, wenn ich dabei wäre am besten auch.

Beide verwirrt machten wir uns auf den Weg dort hin. Als wir rein liefen, waren alle beisammen. Auch George's Vater und die anderen waren dort.

,,Qué es esto de aquí, Devin?''
(Was soll das hier, Devin?) fragte George's Vater ihn. Devin war also der, der alle hier her bestellt hatte.
Devin schaute einmal um die Runde und fing an zu reden, jedoch verstand ich nichts, da er zunächst Spanisch sprach.

,,Tengo noticias emocionantes''
(Ich habe Interessante Neuigkeiten) fing er an zu reden.
Er schaute einmal zu mir. Sein Blick verriet mir, dass was auch immer er sagte, nichts gutes bedeuten würde.

Er lief zu George und legte einen Arm um ihn.
,,Dein kleiner Freund ist nicht der, für den er sich ausgibt'' sagte er lautstark. So, dass es alle hören konnten.
George schaute ihn verwirrt an.

,,Wovon redest du?'' fragte er ihn.
George's Vater wurde nun auch hellhörig und schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht ganz definieren konnte aber nichts gutes hieß.

,,Clay Dixon, ist in Wahrheit Clay Gonzales. Der Sohn von Bruno Gonzales, von dem wir uns das Geld holen wollen'' rief er einmal durch den Club.
Mein Gefühl, dass mir gestern Abend jemand gefolgt war, war also richtig. Devin musste mir gefolgt sein und mich in das Haus gehen sehen.

Als George mich anschaute, wusste ich nicht, was in ihm vorging. Sein Blick wurde jedoch kühl. Kühler, als ich es jemals von ihm gesehen hatte.

,,Derríbalo!''
(Bringt ihn nach unten!) rief sein Vater.
Es kamen zwei Bodyguards auf mich zu, die mich jeweils am Arm packten. Ich schaute Hilfe suchend zu George, der meinen Blicken jedoch aus wisch. Er schaute mich nicht mehr an, sondern weg.
Statt mir zu helfen, schaute er einfach weg. Das schmerzte tatsächlich mehr, als die starken Griffe der Bodyguards an meinen Armen.

Ich wurde unten in den Keller gebracht, einfach in einen der Räume dort unten geschmissen. Was hatte das zu bedeuten? Würden sie mich nun gefangen nehmen? Würde George das wirklich zu lassen? Ich wollte es nicht wahr haben aber er hatte es bereits zugelassen.

Ich wusste, dass schreien, gegen die Türe klopfen, wehren - das alles - nichts gebracht hätte, deshalb blieb ich still und saß dort auf dem Boden. Ich starrte auf die Wand vor mich und überdachte einfach alles.
Hätte ich von Anfang an auf George hören sollen? Sven, als meinen Bodyguard ansehen und ihn seinen Job einfach machen lassen?
Wie war ich bloß in diese Lage gekommen und vor allem, würde ich hier wieder raus kommen?
Ich wusste inzwischen, dass hier niemand lebend davon kam, warum sollten sie also bei mir eine Ausnahme machen?

Es waren inzwischen zwei Tage vergangen. Seit zwei Tagen war ich auch dort unten gefangen und alleine. George kam bisher nicht ein einziges mal zu mir, bisher tat das niemand. Mir wurde ab und zu etwas Essen gebracht, was für einen drei Jährigen vielleicht gereicht hätte und auch überhaupt nicht appetitlich aussah.

Ich hörte, wie die Türe auf ging. Ich schaute dorthin und hoffte auf George. Er war es auch, jedoch nicht alleine. Sein Vater und die anderen waren dabei. Erneut kamen zwei Bodyguards auf mich zu, die mich mit Seilen an die Wand fesselten.
George sah erneut weg.

,,Sag mir eins'' fing sein Vater an zu reden und kam einen Schritt auf mich zu.

,,Warum treibt sich der Sohn von Bruno Gonzales in einer Gegend mit Leuten wie dieser hier rum?'' fuhr er fort und musterte mich.
Die Antwort war ganz einfach - George.
Das konnte ich jedoch nicht antworten, deshalb blieb ich still und versuchte Blickkontakt zu George herzustellen, jedoch vergeblich.

Plötzlich spürte ich meine Wange pochen. Hatte sein Vater mich geschlagen? Der Knall des Schlags lag mir immer noch in den Ohren.

,,Antworte mir gefälligst, wenn ich dich etwas frage!'' schrie er mich an.
Ich schaute mit geweiteten Augen zu ihm. In seinen Augen sah ich nichts, als böses. George hatte also nie übertrieben, wenn er seinen Vater beschrieb.

Als George sah, dass sein Vater erneut ausholen wollte, sagte er zum ersten mal etwas.

,,Papá das bringt doch nichts'' rief er.
Sein Vater hielt in seiner Bewegung inne und drehte sich zu ihm um. Er schien ihn mit einem nicht freundlichen Blick anzuschauen, denn in George's Augen sah ich bereits die Reue, die er hatte, dass er dazwischen gegangen war.

,,Ich mein ja nur. Du bringst ihn eher weiter zum Schweigen, statt zu reden'' kam es von George.
Ich wusste nicht, ob George mir so helfen wollte oder ob er seinem Vater nur Ratschläge gab. Im Moment konnte ich ihn wirklich nicht einschätzen.

,,Ich gebe dir 15 Minuten und dann will ich wissen, was er hier verloren hat!'' entgegnete sein Vater ihm. George nickte und sein Vater, so wie die anderen verschwanden aus dem Raum.
Nun waren nur noch er und ich dort.





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