Kapitel 18

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Als ich mit George die Scheune wieder betrat, schauten mich die anderen genervt an. George jedoch widmete mir ein zuversichtlichen Blick.
Devin stand dort mit verschränkten Armen und beobachtete mich. George lief zu dem leblosen Körper, der mittlerweile auf dem Boden lag und hob ihn an den Schultern hoch. Er schaute mich bittend an, die Füße zu nehmen. Also lief ich dorthin und hob dem toten Typen an seinen Füßen hoch. Wir liefen zum Auto und verfrachteten ihn im Kofferraum, der nun mit Plastik abgedeckt war. George wickelte ihn in dem Plastik ein und schloss den Kofferraum. Still stiegen nur er und ich nun in das Auto. Dort stand noch ein weiteres, was mir erst jetzt aufgefallen war, in dem Devin, Luke und Owen einstiegen und davon fuhren.

Während der Fahrt war es ziemlich ruhig, niemand sagte etwas. Lag es an dem Mord? An dem Kuss? An beidem?

Während er fuhr, hatte er seinen Arm auf dem Fenster, dass komplett geöffnet war abgelegt und und stützte seinen Kopf auf seinem Finger unter seinem Kinn ab. Der Wind fuhr ihm durch seine Haare und ließ mich auch seinen Geruch nach einem angenehmen After Shave wahr nehmen.
Sein Blick traf plötzlich auf meinen.

Ich starrte in seine Augen, die mich anfunkelten und auf seine Lippen, die ich vorhin kosten durfte. In mir trugen sich gemischte Gefühle. Auf der einen Seite hatte ich Angst vor ihm. Angst davor, zu was er imstande war und seiner Familie. Generell sein Leben einfach.
Auf der anderen Seite wollte ich alles über ihn wissen, bis ins kleinste Detail. Ihn bei mir haben und jede Stelle seines Körpers abtasten. Ich war süchtig nach ihm, keine Frage aber ich war mir auch sicher, dass er mein Abgrund sein würde, genau wie es echte Drogen für einen Menschen waren.

Und dann gab es die Sachen, wie heute - Morde. Ich war mir sicher, dass es nur einer von vielen war, an dem er beteiligt war oder sogar selber begannen hatte und ich wusste nicht, ob ich mit diesem Wissen umgehen konnte.
Ich wusste nicht, ob ich generell mit ihm umgehen konnte.

,,Worüber denkst du nach?'' ertönte seine Stimme.

,,Heute'' antwortete ich. Auch, wenn es nur eine Sache von vielen war.
Er widmete mir einen kurzen Blick und schaute anschließend wieder auf die Straße.

,,Tut mir leid, dass du da mit reingezogen wirst'' sagte er.

,,Schon ok. Schließlich hast du mich oft genug vor dem gewarnt'' entgegnete ich ihm.

,,Willst du über vorhin reden?'' fragte er nun. Er sprach von dem Kuss.

,,Vielleicht wäre ein anderes mal besser, sind gerade nicht die Besten Umstände'' antwortete ich ihm, er nickte verständnisvoll.

Wir kamen diesmal wirklich an einem abgelegenem und verlassenem Ort an. Dort war ein riesiger See, vor dem ein Schild mit einer Warnung stand. Dort sollte anscheinend eine Giftige Flüssigkeit drinnen sein, die ätzend war.
Als George ausstieg, tat ich es ihm gleich.

Er lief zum Kofferraum und öffnete ihn. Wir trugen den Körper aus dem Kofferraum und schmissen ihn in den ätzenden See. Wir standen dort und sahen zu, wie das Gift den Körper anfing zu zersetzen. 
Mittlerweile wurde es schon dunkel.

,,Habe ich bestanden?'' fragte ich ihn, hatte meinen Blick aber noch immer auf den See gerichtet.

,,Hm?'' machte er.

,,Den Test''  antwortete ich verständnisvoller.

,,Ich denke schon''

Der mittlerweile kalte Wind verpasste mir eine Gänsehaut. Wir stiegen wieder in den Wagen und fuhren zurück.
Am Club angekommen liefen wir dort rein. Drinnen erwartete uns George's Vater schon. Er kam auf mich zu und legte seine Hand um meine Schulter.

,,Gut gemacht'' sagte er zu mir.

Schien so, als wäre mein Leben vorerst gesichert aber es fühlte sich falsch an. Es fühlte sich falsch an, hier zu stehen. In dem Wissen, dass ich dabei war, als zwei Menschen das Leben genommen wurde.
Alle paar Minuten hatte ich vor Augen, wie er dort gefesselt am Pfahl stand und um sein Leben bettelte.

Ich saß an der Bar, während George mit seinem Vater noch kurz sprach. Plötzlich setzte sich Devin neben mich.

,,Nur, weil du uns heute geholfen hast, heißt das nicht, dass ich dich nicht mehr im Auge behalte'' sagte er.

,,Tu, was du nicht lassen kannst'' entgegnete ich ihm diesmal desinteressiert. In mir fühlte sich einfach alles falsch und wie gelähmt an. Selbst, als er aufstand und mir näher kam. George kam in dem Moment jedoch und zog ihn von mir weg.

,,Verschwinde'' rief George ihm hinterher, während er ihn weg schubste.
Er lehnte sich an den Tresen der Bar und musterte mich.

,,Alles ok?'' fragte er.

,,Klar...''

Nach einer Weile machte ich mich auf den Weg nach hause. Ich war mir sicher, dass es sich besser angefühlt, wenn George mich begleitet hätte aber das ging schließlich ja nicht. Er wusste nämlich meine wahre Identität nicht, dass ich eigentlich ein Bengel reicher Eltern war. Eltern, die selber kriminell waren.

Sven hatten sie gefeuert, da er es nicht auf die Reihe - laut meiner Eltern - bekam auf mich aufzupassen. Ich fühlte mich auch dort schuldig. Sven konnte nichts dafür, dass ich mich dauernd weg schlich aber um ehrlich zu sein fand ich es gut so. Meine Eltern hatten nämlich endlich eingesehen, dass ein Bodyguard bei mir nichts bringen würde.

Als ich zuhause ankam und durch das große Tor lief, fühlte ich mich beobachtet. Ich schaute mich einmal um, konnte jedoch nichts wirklich erkennen, da es schon dunkel war. Vermutlich bildete ich mir das durch die ganzen Trauma, die ich mit der Zeit erlitt ein.
Psychisch ging es mir ziemlich scheiße im Moment aber ich musste stark bleiben - stark für George.
Ich wollte auf keinen Fall, dass er mich für einen Waschlappen hielt. Ich war normalerweise auch keiner aber für mich war es auch nicht alltäglich Menschen sterben zu sehen oder sogar selber daran beteiligt zu sein.





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