Kapitel 21

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,,Lässt du zu, dass sie mir weh tun?'' murmelte er und schaute mir dabei intensiv in die Augen.
Ich konnte dem Blickkontakt nicht stand halten, daher schaute ich weg.

,,Ich habe da keinen Einfluss drauf, Clay'' antwortete ich ihm.

,,Sei einfach kooperativ, dann werden sie dir schon nichts tun. Wenn du dich aber weigerst, kann ich dir da nicht raus helfen...'' fügte ich hinzu.

,,Wieso kannst du mich nicht einfach gehen lassen?'' fragte er nun.

,,Wenn ich das tun würde, würden sie keine Sekunde zögern dich abzuknallen'' entgegnete ich ihm. Alleine der Gedanke daran, verpasste mir einen Stich. Ich wusste ehrlich nicht mit der Situation umzugehen. Vor mir auf dem Boden saß der erste Mensch, der es geschafft hatte mein Herz zu erobern und genau er war auch noch so etwas wie mein Feind.

Es herrschte für einen Moment lang Stille.

,,Wegen dir'' hörte ich ihn nuscheln.

,,Hm?''

,,Wegen dir habe ich das alles getan'' sagte er nun deutlicher und schaute mir wieder dabei so intensiv in die Augen, dass es mich beinah verrückt werden ließ.

,,Wieso wegen mir?'' fragte ich ihn. Ich konnte es mir schon denken aber ich wollte diese Worte aus seinem Mund hören, um mir ganz sicher zu sein.

,,Weil ich dich liebe''
Da waren sie. Die drei Worte, die mich schwach werden ließen. Die mich innerlich dazu anstiften, ihn los zu binden und mit ihm abzuhauen, doch das würde von uns beiden der Tod bedeuten. Da würde mein Vater nicht einmal zögern, seinen eigenen Sohn abzuknallen, wenn es um Verrat ging.

Ich schluckte und fuhr mir durch die Haare. Clay stand auf und wollte auf mich zu kommen, doch die Ketten hinderten ihn dabei, mir zu nah zu kommen.
Seufzend schaute er mich an.

,,Es ist besser so, wenn du mir nicht zu nah kommen kannst'' murmelte ich.

Er schaute mich mit einem fragendem Blick an.
,,Wieso?''

,,Weil ich sonst meine Beherrschung verliere. Sollte man uns auch nur annähernd bei etwas falschem erwischen, könnte es sein, dass sie mich nie wieder zu dir lassen'' erklärte ich ihm.

Er ließ sich wieder auf den Boden plumpsen und schaute auch diesen an.

,,Was tun wir jetzt?'' fragte er.

,,Ich weiß es nicht...'' gab ich ehrlich zu.

Es klopfte einmal stark gegen die Türe. Dann wurde sie aufgerissen und mein Vater erschien wieder im Raum. Er schaute mich erwartungsvoll an.

,,Und?'' fragte er mit ernster Miene.
Ich wusste nicht, ob ich ihm hätte sagen können, dass er wegen mir hier war, deshalb musste ich mir etwas einfallen lassen.

,,Ihn hat die Neugier und die Gefahr gereizt'' erzählte ich meinem Vater und so gelogen war das auch noch nicht einmal.
Er musterte mich für einen Moment und anschließend Clay.

,,Schade um dich. Ich habe tatsächlich angefangen Potenzial in dir zu sehen aber deine Herkunft steht dir da gewaltig im Wege'' sagte er zu Clay.
Er kniete sich zu ihm runter und schaute ihn an.

,,Solange dein Vater das Geld nicht überweist, wirst du hier bleiben. Sollte er sich dennoch weigern, werden wir leider zu anderen Mitteln greifen müssen''
Ich sah die Angst in Clay's Augen. Am liebsten hätte ich meinem Vater selber eine Kugel verpasst.

Er richtete sich wieder auf und lief zur Türe. Er drehte sich um und schaute mich an.
,,Worauf wartest du?'' fragte er und musterte mich.

,,Ich komme gleich'' gab ich ihm bescheid und wartete darauf, dass er den Raum verlassen würde.

Nun lief ich zu Clay und kniete mich vor ihm nieder. Ich näherte mich seinem Ohr.
,,Bleib stark und tu nichts dummes, ok?'' flüsterte ich ihm zu.
Ich wanderte mit meinem Gesicht von seiner Halsbeuge vor sein Gesicht. Meine Lippen trennten seine nur wenige Millimeter. Diese Nähe war unberechenbar und brachte mich zu schnell aus der Verfassung. So konnte ich auch nicht widerstehen und presste meine Lippen auf seine.
Er erwiderte es sofort, obwohl ich ihm vorher diese abscheulichen Worte an den Kopf geschmissen und sie ihn verletzt hatten. Auch, wenn er wusste, dass ich es nur aus unserem Schutz tat.

Mein Herz pochte wie wild gegen meine Brust und verlangte nach mehr - mehr von ihm.
Das ging jedoch nicht. Was wir gerade taten, war eigentlich schon viel zu viel und zu gefährlich.
Außer Atem löste ich mich von ihm und schaute ihn an. Ich widmete ihm ein zuversichtlichen Blick und verschwand aus dem Raum.

Oben angekommen ließ ich mich an die Bar nieder. Ich schnappte mir irgendeine Flasche, die dort stand und schüttete sie förmlich in mich hinein.
,,Sachte mein Freund'' ertönte Devin's Stimme neben mir. Ich versuchte ihn zu ignorieren, doch er ging mir gewaltig auf die Nerven und im Moment war es überhaupt kein guter Zeitpunkt.

,,Muss hart sein seinen Freund dort unten angekettet sitzen zu sehen'' scherzte er und hatte ein Grinsen im Gesicht.
,,Ich wusste von Anfang an, dass bei diesem Bastard etwas Faul ist'' sagte er als nächstes.

Ich drehte mich zu ihm um und packte ihn an seinem Kragen.
,,Pass auf, was du sagst'' fauchte ich ihn wütend an.

Sein Grinsen, dass er vorher schon im Gesicht hatte wurde nun breiter.
,,Sag mir nicht, dass du Mitleid mit dem Typen hast'' fing er an zu reden.

,,Nein, Mitleid ist es nicht'' murmelte er. Ich packte ihn stärker am Kragen und war kurz davor ihn durch den Club fliegen zu lassen.

,,Du hast was für diesen Typen übrig'' fuhr er fort und musterte mich intensiv um seine Aussage bestätigt zu bekommen.
Ich musste mich zusammenreißen. Das tat ich auch und ließ von ihm ab. Ich wollte aus dem Club verschwinden, doch ich hatte Angst, dass sie ihm etwas antun würden, sobald ich nicht da war. Daher lief ich auf den Hinterhof und zündete mir eine Zigarette an.

Jedenfalls versuchte ich es, denn meine Hände zitterten zu stark. Ich hatte unheimliche Angst um Clay und verfluchte mich gleichzeitig, ihn nicht von mir weg gestoßen zu haben, bevor es komplett zu spät gewesen wäre.
Tief in mir wusste ich aber, dass ich dazu nie die Kraft gehabt hätte. Er hatte mich schon, so wie ich bei ihm anscheinend von Anfang an in seinem Bann.

Wieso konnte im Leben nicht einmal etwas glatt laufen?






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