Kapitel 20

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George lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. Er schaute überall hin, nur nicht in meine Augen.

,,Warum?'' kam es leise von ihm.

,,Warum hast du gelogen?'' murmelte er erneut.
Er wollte vermutlich wissen, warum ich mit meiner Identität gelogen hatte aber wenn wir mal ehrlich wären, hätte er mich doch schon direkt umgelegt, wenn er gewusst hätte, wer ich wirklich war. Alleine aus dem Grund, dass ich ein komplett anderes Leben als er führte und der Sohn des Typens war, dem sie an den Kragen wollten. George hätte mich niemals so kennengelernt, wie er es  tat, wenn er gewusst hätte, wer ich wirklich war.

,,Egal, das tut jetzt nichts zur Sache'' sagte er nun und schaute mir das erste mal in die Augen.

,,Sag mir einfach, warum du hier bist und das ganze mitgemacht hast, obwohl du wusstest, in was für eine Gefahr du dich begibst'' er klang kalt.
Ich seufzte und starrte auf den Boden.

,,Nein'' entgegnete ich ihm. Natürlich klang es, als hätte ich bei allem einen Hintergedanken gehabt aber das tat ich nicht. Der einzige Grund warum ich das alles mitgemacht hatte und hier ständig auftauchte war George. Er war schon von Anfang an der Grund, dass würde ich ihm aber jetzt bestimmt nicht verraten, nach dem er mich so hängen lassen hatt.

Er kam auf mich zu und kniete sich vor mir nieder. Erneut nahm ich seinen Geruch von einem frischen After Shave wahr.
,,So nett, wie ich zu dir gerade bin, werden die anderen nicht sein. Du hast die Wahl, entweder du sagst es mir oder wir werden es auf eine andere Art und Weise herausfinden und die gefällt mir ehrlich gesagt nicht''
Es tat weh, dass er mich wie die anderen Typen, die sie in Gefangenschaft oder ermordet hatten behandelte.

,,Hat es dir nichts bedeutet?'' murmelte ich. Er schaute mich mit einem fragendem Blick an.

,,Der Kuss. Alles, was sich zwischen uns entwickelt hat'' klärte ich ihn auf. Ich schaute ihm in seine Augen und versuchte schlau aus ihm zu werden, doch das wurde ich nicht. Was er auch als nächstes sagte, verpasste mir einen Stich im Herzen.

,,Es war nur zur Ablenkung gedacht, damit du die Klappe hältst und zwischen uns hat sich auch nichts aufgebaut''
Noch nie in meinem Leben hatten Worte so geschmerzt, wie diese. Mit diesen Worten verließ er auch ohne ein weiteres Wort den Raum.

(Normalerweise wechsle ich die PoV's ungerne mitten in Kapiteln aber hier ließ sich das jetzt nicht vermeiden)

George's PoV

,,Es war nur zur Ablenkung gedacht, damit du die Klappe hältst und zwischen uns hat sich auch nichts aufgebaut'' sagte ich zu ihm und sah in seinen Augen, wie sein Herz in Tausend Teile zerbrach.
Man konnte es glauben oder nicht aber schmerzte mir genauso, wie ihm. Ich sagte diese Sachen aber aus einem bestimmten Grund zu ihm. Zu seinem und auch meinem Schutz.
Die Lage war ernst, sehr ernst sogar. Er hatte verdammt nochmal verschwiegen, dass er der Sohn von Bruno Gonzales war. Wenn mein Vater das von Anfang an gewusst hätte, würde Clay schon lange dort unten knien.
Das ich etwas für ihn empfand, durfte sich jetzt nicht dazwischen stellen. Natürlich tat es mir weh, ihn da so zu sehen und nichts dagegen tun zu können aber warum ritt er sich auch so dermaßen in die Scheiße, wenn er wusste, wer wir waren und zu was imstande.

Nach dem ich den Raum mit diesen schrecklichen Worten verließ schlug ich mit meiner Hand gegen die Wand im Flur.
,,Verdammt Clay...'' murmelte ich hoffnungslos verzweifelt. Ich wusste ehrlich nicht, ob er hier jemals Heil raus kommen würde.

,,Pass auf die Person und dich auf'' ertönte die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Zum ersten mal in meinem Leben war eine Träne, die ich vergaß echt und schmerzte mehr, als man es für möglich halten könnte.
Wie sollte ich ihn beschützen, wenn er mir die ganze Zeit verschwiegen hatte, wer er war? Wie sollte ich ihm jetzt aus dieser Scheiße raus holen? Das konnte ich überhaupt nicht. Er hatte nur eine Chance, wenn er kooperativ sein und sein Vater das Geld endlich überweisen würde. Mein Vater würde ihn mit Sicherheit nun als Druckmittel benutzen.

Ich musste mich zusammenreißen. Ich war George Bennett - kein Schwächling.
Ich atmete einmal tief ein und aus und betrat den Raum erneut. Clay saß dort und schaute mich nicht an. Nun war er derjenige, der meinen Blicken aus wisch. Als er mich jedoch anschaute war sein Blick kalt.
Verständlich bei dem, was ich ihm eben gegen den Kopf geworfen hatte.

Ich wollte ehrlich nicht so weit gehen aber er musste reden. Ich brauchte irgendeine Antwort, die ich meinem Vater geben konnte. Ansonsten würde er sie sich selber holen und das auf keine schöne Art und Weise.
Ich musste meine andere Seite hervorrufen und ihn zum reden bringen.
Ich lief auf ihn zu.

,,Erzähl es mir einfach endlich!'' rief ich.

,,Kannst du vergessen'' zischte er. Im nächsten Moment hielt ich ihm meine Waffe vor die Stirn.

,,Du tust es sowieso nicht, George.''

,,Was macht dich so sicher?'' fragte ich ihn. Er schaute mir tief in die Augen.

,,Weil du mich liebst'' antwortete er.
Meine Augen weiteten sich. Meine Hand, in der ich die Waffe hielt, fing an zu zittern. Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen. Im nächsten, senkte ich meine Hand und starrte ihn an.

,,Das kann dich aber nicht beschützen'' sagte ich.

,,Wovor? Vor dir?'' fragte er.

,,Nein, vor den anderen.''


Der Prolog war eigentlich aus Clay's Sicht aber nun wurde er in George's umgeschrieben, da sich das auch jetzt irgendwie nicht vermeiden ließ. ツ
Bevor sich beim nächsten Kapitel wieder gewundert wird, aus welcher Sicht es ist: immer noch George's :)





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