Kyro Castell. Ein großer Geschäftsmann, der wirklich viel in seinem Leben erreicht hat. Einen gutbezahlten Job, ein großes Haus, eine wunderschöne Ehefrau und zwei reizende Kinder. In der Öffentlichkeit wurden die Castells, als perfekte Familie angesehen. Natürlich entsprach die Realität einem anderen Bild. Ständige Streitereien der Eltern. Sohn mit Problemen in der Schule. Kaputte Tochter. Als die Leute davon erfuhren, sprach es sich schnell rum. So kam es zur Scheidung der Eltern. Man erzählte sich, dass es an den angeblichen illegalen Geschäften von Kyro lag, doch der wirkliche Grund wurde nie herausgefunden. Selbst die Kinder tappten im Dunkeln mit ihren Theorien. Um noch mehr Problemen zu entgehen, zog Claire mit ihren Kindern nach Riverdale, um ein neues Leben zu beginnen.
"Dad? Was machst du hier in Riverdale?", fragte ich überrascht und sah meinen Vater an. Er hatte sich in diesem ganzen Jahr, in dem ich ihn nicht gesehen hatte, gar nicht verändert. Immer noch die selben Falten im Gesicht und dieser spielerische Blick. Wie auch schon früher, konnte ich sein Gesicht immer noch nicht deuten. "Jetzt lass dich doch mal drücken. Wir haben uns so lang nicht mehr gesehen", meinte er und nahm mich fest in den Arm. Sprachlos ließ ich es zu. Was sollte ich ihm sagen? Schneller als gedacht ließ er mich wieder los und musterte Vincent kritisch. "Und wer sind Sie?", fragte er im strengen Ton. "Das ist Vincent und er wollte gerade gehen", erklärte ich meinem Vater und wand mich noch Vince zu: "Wir reden später." Der Angesprochene nickte überfordert und verschwand daraufhin wirklich.
Eilig schob ich mich an meinem Vater vorbei und starrte auf das leere Bett. "Wo ist Mum?", fragte ich besorgt. "Keine Angst, sie wurde in ein anderes Zimmer gebracht. Ich dachte mir schon, dass du zuerst hierhin stürmst, um sie zu sehen", erklärte mir mein Vater. "Woher weißt du überhaupt, dass sie im Krankenhaus liegt?", wollte ich von ihm wissen. "Der Doktor hat mich angerufen, da ich in den Papieren fälschlicherweise noch als ihr Ehemann eingetragen bin." Ich nickte, auch wenn ich skeptisch gegenüber seiner Antwort war. Es würde mich nicht wundern, wenn er uns seitdem wir weggezogen sind, immer noch heimlich im Blick hatte.
"Da wir zwei gerade allein sind, würde ich gerne in Ruhe mit dir reden", meinte mein Vater und gab mir ein Zeichen mich neben ihn zusetzen, was ich auch tat. "Ist etwas passiert?", fragte ich und merkte, wie sich mein Herzschlag sofort verschnellerte. "Ich sag es einfach frei raus. Nach allem, was du hier durchmachen musstest, wollte ich dir vorschlagen, zusammen mit mir nach Spanien zurück zu kehren. Zurück in dein altes Zuhause und zu deinen Freunden. Wie fändest du das?" Seine Frage hatte mich komplett überrumpelt. Sollte ich mein neues Leben hier aufgeben und wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehren? "Was meinst du mit, 'nach allem was du hier durchmachen musstest'?" "Deine vermehrten Panikattacken, der Beitritt in diesen fürchterlichen Clan, dein Freund der angeschossen worden ist, dein Aufenthalt im Krankenhaus, weil du zusammen geschlagen worden bist und all deine Probleme mit dieser Cheryl Blossom." Diese ganzen Geschehnisse nochmal hören zu müssen, gab mir einen Stich in mein Herz. Es sind wirklich schreckliche Sachen hier passiert. Mein Vater gab mir eine Möglichkeit, mit der ich das alles hinter mir lassen könnte. Auch, wenn ich in Riverdale Freunde hatte, die ich nicht verlassen wollte, spielte ich wirklich mit dem Gedanken, wieder wegzuziehen. "Was ist mit Mum? Was sagt sie dazu?", fragte ich erdrückt. "Wir haben darüber gesprochen. Sie sagt, wenn es das ist, was du willst, dann steht sie dir nicht im Weg dabei", erklärte er ruhig und legte seine Hand auf meinen Arm. "Sie wäre also einverstanden damit?" Mein Vater nickte.
Angestrengt unterdrückte ich meine Tränen. Ich war so überfordert, da ich nicht wusste, was ich machen sollte. "Du musst dich noch nicht jetzt entscheiden. Du hast doch jetzt Ferien. Du könntest erstmal für zwei Wochen mitkommen und dich dann entscheiden, ob du da bleiben willst oder nicht." "Was ist mit der Schule?" "Dein letztes Jahr kannst du an deiner Schule mit Carla und Samuel, deinen alten besten Freunden machen. Das zu klären, ist das kleinste Problem", erläuterte er. Als ich weggezogen bin, konnte ich mir ein Leben ohne meine besten Freunde gar nicht vorstellen. Wie es wohl wäre, sie wieder zu sehen? "Ferien in Spanien klingen gut", meinte ich schon etwas beruhigter. Ich sah, dass die Mundwinkel meines Vaters direkt hochgingen, als ich das sagte. "Perfekt, dann kannst du heute deine Sachen packen. Wir fahren morgen." "Schon morgen?! Wie soll ich mich denn so schnell von allen verabschieden. Und ich kann doch nicht einfach fahren, während Mum noch im Krankenhaus liegt?", fragte ich entsetzt und wartete darauf, dass Dad beichtet, dass es nur ein Scherz war.
"Ich kann nicht so lang von der Arbeit weg sein, Schatz. Wir fahren spätestens übermorgen, aber nicht später", sagte er ernst. Ich nickte und war etwas erleichtert, dass er mir noch einen Tag mehr gegeben hatte. "Wir sollten jetzt zu deiner Mutter gehen", meinte Dad und stand auf. Ich folgte ihm aus dem Zimmer und durch den Flur, bis wir vor einer anderen Tür stehen blieben. Mein Vater öffnete ohne zu Klopfen die Tür und bat mich einzutreten, damit er die Tür hinter mir schließen konnte. Als ich endlich meine Mutter erblickte, lief ich auf sie zu und nahm sie vorsichtig in den Arm. "Wie geht es dir? Ich hab dich so vermisst, das glaubst du mir gar nicht", hauchte ich in ihren Arm und spürte, wie auch sie ihren Arm um mich legte. "Schön dich zu sehen", sagte meine Mutter schwach und küsste meine Stirn. Ich hasste es, dass ich so sentimental war. Ein weiteres Mal kamen mir heute die Tränen hoch.
"Was sagt der Arzt wie lang du noch hier bleiben musst?", fragte ich meine Mutter. "Wenn mein Zustand sich nicht wieder verschlechtert, dann womöglich in einer Woche." Das heißt ich werde ihr nicht helfen können. "Warum machst du so ein betrübtes Gesicht, Liebes?", ertappte mich meine Mutter. "Ich hab grad nur dran gedacht, wie es wohl sein wird, wenn ich nicht mehr zu Hause wohne", erklärte ich. "Was meinst du damit?", fragte sie daraufhin verwirrt. Sofort ergriff mein Vater das Wort: "Wir haben doch schon darüber geredet, dass Anni mit mir nach Spanien kommt. Du warst ja einverstanden damit, erinnerst du dich?" Ich wusste nicht ganz, was da gerade zwischen meinen Eltern ablief, aber es schien nichts Gutes zu sein. "Anni, könntest du uns bitte für einen Augenblick allein lassen", bat mich meine Mutter. Ich erfüllte ihren Wunsch und trat in den Flur, jedoch versuchte ich durch die geschlossene Tür etwas von ihrem Gespräch zu erhaschen.
"Was machst du da, Anni?" Ertappt drehte ich mich um und blickte in das verwirrte Gesicht von Ander, der zusammen mit Kevin auf mich zu kam. "Ich versuche herauszuhören über was Mum und Dad reden. Sie haben mich aus dem Zimmer geschickt." "Dad ist hier?!", fragte Ander mich. Seine Stimmung machte eine 180° Drehung, was daran lag, dass er und Dad vor einem Jahr mit einem heftigen Streit auseinander gegangen sind. "Ja, das hat mich auch ganz schön umgehauen, als ich ihn getroffen hab", erklärte ich. "Dann geh ich jetzt wieder. Richte Mum aus, dass ich wieder komme, wenn dieses Arschloch weg ist", murmelte Ander und war schon bereit zu verschwinden, doch Kevin hielt ihn fest. "Du kannst doch nicht einfach gehen. Du hast deinen Vater seit einem Jahr nicht mehr gesehen, Ander", versuchte Kevin ihn zu beruhigen, jedoch wusste ich bereits, dass es nichts bewirken würde. Ander schnaufte, schüttelte Kevin ab und setzte seinen Weg fort, ohne auch nur einem Wort von Kevin zu gehorchen.

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Losing Yourself
Romance~Das ist der zweite Teil von meiner Fan-Fiction "Lost in You", deswegen empfehle ich zuerst den ersten Teil zu lesen~ Was machst du, wenn ein Problem nach dem anderen in dein Leben tritt und sie dich von Tag zu Tag immer mehr beunruhigen? Lohnt es s...