Wie die Zeit verfliegt

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P. o. V. Anni

Es ist nun schon zwei Wochen her, dass Veronica und Jughead mir von ihrer Beziehung erzählt haben. Seit dieser Nacht plagten mich fast jede Nacht Albträume, in denen ich Sweet Pea vor meinen Augen sterben sehe und nichts dagegen machen kann. Die Zeit in der Schule war auch unerträglich. Nur meine Freunde konnten mich manchmal etwas aufmuntern. Ich mied den Flur, in dem Sweet Pea angeschossen wurde, da er meine Ängste nur immer größer werden ließ. Sweet Pea wird heute aus dem Krankenhaus entlassen und wird dann für eine Zeit lang bei uns wohnen, da er in seinem Zustand noch nicht alleine in seinem Trailer leben kann. Ich hab es ihm noch nicht gesagt, aber eigentlich sollte es ihm auch klar sein. 

Jughead und ich holten Sweet Pea nach der Schule ab. Davor musste ich noch durch Mathe, Geschichte, Chemie und Englisch durch. Während der Mittagspause lief ich von den Naturwissenschaftsräumen zum Ausgang und erblickte Reggie, Jason und Cheryl zusammen mit einem neuen Mädchen, die bei ihren Spinten standen. Sie schienen mich nicht zu bemerken, da sie ganz aufgeregt miteinander redeten. Das neue Mädchen sah mich zwar kurz an, sagte jedoch nichts, wofür ich ihr auch echt dankbar war. Mit schnellen Schritten lief ich raus und setzte mich zu Jughead, Veronica und Betty. 

"Habt ihr schon die Neue gesehen?", fragte ich. Veronica antwortete mir: "Ja und ich liebe ihren Look, jedoch hängt sie mit Reggie und Cheryl ab, also mag ich sie nicht." Dieser Gedanke verunsicherte mich auch etwas. Zwei Zicken, die es auf mich abgesehen haben, würden mir eindeutig nicht gut tun. "Sicher mutiert die Neue zu Cheryl 2.0. Da bin ich mir sicher", meinte Veronica. "Denkst du? Ich dachte immer, dass Cheryl ihre Beliebtheit nicht teilen möchte. Niemals würde sie das freiwillig abgeben", fragte Jughead. Veronica erklärte jedoch: "Wer weiß, was in ihrem Kopf vorgeht. Sie ist zu allem fähig." Das war auch jedes Mal das, was mir Angst machte an Cheryl. Ihre Unberechenbarkeit. Zum Beispiel, als sie mir ihre eigene Brosche untergejubelt hatte, um einen Grund zu haben mich aus dem Cheerleader-Team rauswerfen zu können. 

Als ich auf mein Handy blickte, sah ich, dass ich eine Nachricht von Mr. Strange bekommen hatte. Ich sollte nach Schulschluss zu ihm kommen, schrieb er. Betty hatte es auch bemerkt und fragte verwirrt: "Warum hat Mr. Strange deine Nummer?" "Er ist mein Ansprechpartner, wenn ich irgendwelche Probleme habe. Das haben meine Mutter und er so ausgemacht." "Wisst ihr was Leute? Bis ich das La Bonne Nuit wieder eröffnen kann, muss noch viel getan werden. Kurz gesagt möchte ich euch damit fragen, ob ihr alle am Samstag Zeit habt. Die neuen Möbel kommen da an", wechselte Veronica geschickt das Thema und sah uns mit ihrem "Bitte hilft mir-Gesicht" an. "Ich weiß nicht Veronica... Sweet Pea wäre dann ganz allein", sagte ich. "Oh das hab ich schon mit Toni abgeklärt. Sie bleibt bei ihm, während du weg bist." Erstaunt sah ich sie an. "Jetzt hast du keine Ausrede mehr, nicht zu kommen. Also Samstag 13 Uhr im Pop's", machte Veronica nochmal deutlich. 

Nach meiner letzten Schulstunde schrieb ich Jughead, dass er bei den Motorrädern auf mich warten soll, da ich noch zu Mr. Strange musste. Ich beeilte mich, damit Jughead nicht zu lang auf mich warten musste. Bevor ich Mr. Stranges Klassenraum betrat, klopfte ich an der Tür. "Da bist du ja Anni. Setz dich doch kurz", sagte er und lächelte. "Hallo Mr. Strange", begrüßte ich ihn, rückte einen Stuhl vor sein Pult und setzte mich. "Du wolltest mit mir sprechen?" Im Inneren wusste ich, dass es um den Vorfall mit Sweet Pea ging. Jason hatte ihm alles erzählt und jetzt wollte er bestimmt meine Seite der Geschichte hören. 

"Wie geht es dir?", fragte er. "Also jetzt gerade geht es mir ganz gut. Jughead und ich holen Sweet Pea gleich vom Krankenhaus ab." "Oh also wird er schon entlassen. Das ist doch gut zu hören." Mr. Strang stoppte kurz, bevor er  weiter sprach. "Ich habe gewartet, um mit dir über dieses Thema zu sprechen. Ich wollte, dass du dich erstmal von dem Schock erholst, aber deine Mutter hat mich angerufen und meinte, dass du Albträume hast." Verblüfft sah ich ihn an. Auf das war ich jetzt überhaupt nicht vorbereitet. "Stimmt das Anni?" Ich nickte zögerlich. "Geht es in diesen Träumen um Sweet Pea?" Nochmals nickte ich und sagte dann. "Ich sehe wie er angeschossen wird, immer und immer wieder. Es geht ihm jetzt viel besser, doch diese Träume wollen einfach nicht aufhören." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter. "Anni, ich muss wissen, ob es noch Dinge gibt, die dich in letzter Zeit bedrücken." "Da gibt es einige Sachen", gab ich zu. "Du bist nicht zu mir gekommen, warum?", fragte Mr. Strange leicht geschockt. 

"Diese ganzen Dinge fingen an mich zu unterdrücken. Ich hatte keine Chance einen klaren Kopf zu bekommen, geschweige denn einmal ohne Angst vor etwas zu haben, zu leben. Ich hatte wirklich keine Lust mit jemanden darüber zu reden. Nicht mit meinen Freunden, nicht mit meiner Mutter und auch nicht mit dir." "Ich versteh dich... Komme morgen in der Pause wieder hier her. Jughead wartet bestimmt auf dich oder?" Ich nickte. "Morgen reden wir über das alles. Am liebsten würde ich das jetzt machen, aber ihr solltet fahren und Sweet Pea abholen." "Danke Mr. Strange. Wir sehen uns morgen", sagte ich, stand auf und lief den Flur entlang nach draußen.

 Als Jug mich sah, rief er: "Ich dachte schon, dass du gar nicht mehr kommen würdest." "Tut mir Leid. Wir müssen jetzt erstmal zu mir, um das Auto meiner Mutter zu nehmen. Wir können Sweet Pea ja nicht mit einem Motorrad abholen." "Na gut, beeil dich aber." Schnell zog ich meinen Helm auf und stieg auf das Bike. Zusammen mit Jughead fuhren wir zu mir, stellten die Motorräder ab und stiegen, nachdem ich die Schlüssel geholt hatte, direkt in das Auto.

Während ich mich auf die Straße konzentrierte, fragte Jughead mich: "Was hat Mr. Strange dich gefragt?" Es dauerte etwas bis ich ihm antworten konnte, da ich ihm nicht von meinen Albträumen oder den anderen Problemen erzählt hatte. Er würde sich Sorgen machen und das wollte ich nicht. "Naja, also... er hat mich gefragt, wie es mir geht, also halt wegen dem was mit Sweet Pea passiert ist und so", sagte ich, was ja auch eigentlich nicht gelogen war. "Nur das?", fragte er verwirrt. Ich nickte. Warum mussten meine Freunde nur immer alles was ich sage, hinterfragen? Anscheinend war ich einfach nicht wirklich gut im Lügen. 

"Kannst du dich eigentlich noch an diese eine Lieferung erinnern, bei der wir fast von der Polizei erwischt worden sind?" "Ja klar, warum?" "Nur so, ich frage mich nur schon seit längerem, warum die Polizei nicht herausgefunden hatte, dass wir die Kiste transportiert hatten." "Keine Ahnung, anscheinend hatten wir einfach Glück", antwortete er mir. Ich sah kurz zu Jug und bemerkte, dass er schnell seinen Blick von mir abwand. Er konnte genauso schlecht lügen wie ich. Langsam und ruhig fragte ich ihn: "Was hast du getan, damit die Polizei uns nicht ausfindig machen konnte?" "Ich weiß nicht, was du meinst." Mein Blick verfinsterte sich und ich merkte gar nicht, dass ich schneller fuhr. Ich hatte eine Vermutung, wie Jughead unser Problem aus der Welt geschaffen hatte. Falls meine Annahme stimmte, hatte er jetzt ein viel gewaltigeres Problem als zuvor. 

Schon viel ernster sagte ich: "Lüg mich nicht an. Mit wem hast du über die Sache geredet?" Nach kurzer Stille antwortete Jug mir: "... Ich habe mit Penny Peabody verhandelt. Im Gegenzug für ihre Hilfe, wird sie irgendwann mal auf mich zurück kommen." Penny war bekannt dafür alle möglichen Probleme zu beseitigen, jedoch ging das nie gut aus. Genau das war auch meine Vermutung, die ich auch nicht wahr haben wollte. Ich schlug aufs Lenkrad und schrie: "Jughead! Wie konntest du nur?! Dir ist doch selbst bewusst, was du dir da jetzt eingebrockt hast!" "Natürlich ist es mir bewusst, aber es gab keine andere Option! Ohne sie wären wir alle schon längst im Gefängnis!", schrie er ebenfalls und fuhr sich gestresst durch seine Haare. 

Nach einiger Zeit voller Stille verlangsamte ich das Tempo wieder und fuhr die angegebene Geschwindigkeit. "Anni, ich komm da schon irgendwie raus aus der Sache", er hatte sich, genauso wie ich,  wieder beruhigt und sprach normal. "Eben nicht. FP hat mir alles über Penny Peabody erzählt. Wenn du nicht das tust, was sie dir sagt, kann sie dich ganz einfach in den Knast bringen. Wenn nicht sogar töten. Hast du mal daran gedacht?" "Was willst du von mir hören?! Dass es mir leid tut? Nein, tut es nicht. Dass alles gut werden würde? Das wahrscheinlich auch nicht..." Ich verstummte. Er hatte recht. Kopfschüttelnd fuhr er fort: "Erwarte auch ja nicht von mir, dass wenn Penny mich anruft, ich dir davon erzähle. Ich werde dich garantiert nicht in mein Problem mit hinein ziehen." 

Wieder sammelte sich langsam Wut in mir. "Du hast unser Problem in dein Problem verwandelt. Wenn irgendwas mit dir passiert, werde ich mir das selbst nicht verzeihen können. Von mir aus lassen wir die anderen erstmal raus, aber bitte halte mich nicht außen vor." Ich sah, dass Jughead ernsthaft darüber nachdachte. "Wir haben uns gegenseitig versprochen aufeinander aufzupassen. Du kannst diesen Deal nicht einfach brechen", erinnerte ich ihn dran. "Okay, du bekommst was du willst, aber kein Wort zu den anderen. Zu niemanden und garantiert nicht zu Veronica, denn die würde mich wirklich umbringen", sagte Jug. Der Gedanke, dass Veronica und Jughead ein Paar waren, hatte ich vor lauter Aufregung ganz vergessen und jetzt, wo es mir wieder einfiel, musste ich schmunzeln. "Danke", sagte ich leise und fuhr schon etwas beruhigter meinen Weg fort.

Losing YourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt