Spill The tea

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"Uns wird schon etwas einfallen", sagte ich, jedoch mit weniger Enthusiasmus in der Stimme, als ich es geplant hatte. "Ich werde dich da jetzt nicht mit reinziehen. Das kannst du vergessen", schnaubte er und hinderte mich dran ihm zu widersprechen. "Ich hab mir das eingebrockt, deswegen werde ich es auch zu Ende bringen." "Tu nicht so, als wäre ich kein Teil dieser Sache. Nur wegen mir hast du jetzt diese Probleme", meinte ich überfordert, da ich nicht wollte, dass diese Sache ungeklärt blieb, wenn ich wegfahre. Vince wand seinen Blick von mir ab und sah erschöpft durchs Fenster. Die Geschichte nahm ihn wohl wirklich echt mit.

"Du brauchst mir auch nicht zu erzählen, womit Cheryl dich erpresst. Ich will dir einfach nur helfen, bevor ich-", begann ich, stoppte dann aber, da ich Vince eigentlich nicht von Spanien erzählen wollte. "Bevor du was, Anni?" "Vergiss es", meinte ich kopfschüttelnd. Glücklicherweise beließ er es dabei, auch wenn man ihm ansah, dass auf seiner Zunge eine Frage brannte. "Es ist schon spät, lass uns morgen darüber reden", ordnete Vince an. Auch, wenn ich morgen nicht mehr hier sein werde, nickte ich und sammelte meine Sachen zusammen. Ich musste allein eine Lösung finden, bevor ich noch hier war. 

"Soll ich dich nach Hause bringen?", fragte mich Vince, nachdem wir das Pop's verlassen hatten. "Nein, ich schaff das schon, aber danke", warf ich ein und knöpfte mir währenddessen meine Jacke zu. "Na dann." Da dies womöglich das letzte Mal war, dass ich Vince richtig sehen konnte, zog ich ihn am Arm zu mir und umarmte ihn ohne Weiteres. Einen Moment später legte Vince ebenfalls seine Arme um mich. "Danke", flüsterte er, woraufhin ich genauso leise fragte: "Wofür denn?" "Dass wir wieder gemeinsam reden. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr mir damit ein Stein vom Herzen fällt." Daraufhin erwiderte ich nichts mehr. Ich brachte es nicht übers Herz, ihm von meinem Umzug zu erzählen, auch wenn das besser gewesen wäre. 

Ich sah ihm noch dabei zu, wie er davon fuhr. Mit unterdrückten Tränen nahm ich mein Handy zur Hand und rief ein Taxi. Ich musste es klären, ich konnte nicht anders. Nur eine halbe Stunde später stand ich vor dem Tor der Blossoms. Der Wind wehte mir um die Ohren, doch nichts konnte mich daran hindern an diesem Tor zu klingeln und Vince aus seiner misslichen Lage zu befreien. Es wurde ungewöhnlich kalt hier, was bekannt für die Atmosphäre Thornhills war. Deshalb schauderte es mich umso mehr davor, was ich gleich erleben würde.

Es dauerte nicht lang, bis das Tor geöffnet wurde und ich den Hof betreten konnte. Von weitem erkannte ich Jason in der Tür, der, als er mich sah, direkt auf mich zu kam. "Anni? Du bist wieder hier?" "Ich... ähm - Ich muss Cheryl sprechen", ordnete ich etwas zu unsicher an. "Sie ist hier. Soll ich sie rausholen?", fragte Jason vertraulich ruhig. Schon heute morgen, als ich hier aufgewacht war, war Jason anders zu mir. Vielleicht nahm ich es auch einfach anders wahr. Er hatte versucht mir zu helfen und dafür sollte ich dankbar sein, statt ihn zu verteufeln. Deshalb antwortete ich ihm so ruhig wie ich nur konnte: "Nein, alles gut. Ich komme selbst zu ihr." "Dann komm rein." "Danke", entgegnete ich leise. 

Im Haus überkam mich sofort ein unangenehmes Gefühl. Eins, dass ich gar nicht richtig näher beschreiben konnte. So gut es ging, nahm ich meinen Mut zusammen und wartete auf Cheryl. "Warte hier im Wohnzimmer, ich hole sie", erklärte Jason und lief die Treppe hoch. Während ich mich etwas im Wohnzimmer umsah und nervös auf meiner Lippe rum kaute, hörte ich, dass jemand den Raum betritt. "Was willst du hier?"

Ich konnte mir ihre Stimme nicht mehr anhören. Liz trat ins Wohnzimmer und kam auf mich zu, hielt jedoch noch genug Abstand. "Das hat nichts mit dir zu tun. Geh einfach", antwortete ich, während ich versuchte anständig zu bleiben. "Du Schlange, hast hier nichts verloren. Wer hat dich überhaupt reingelassen?" Ihr abschätzender Blick gefiel mir gar nicht. "Dein Freund." Da ich meine Beherrschung nicht verlieren wollte, antwortete ich ihr nur das Nötigste an Wörtern. "Warum sollte Jason gerade dich reinlassen. Er kann dich nicht leiden. Niemand in diesem Haus tut das", sagte sie, mit einem hässlichen Grinsen auf dem Gesicht. "Nur zu deiner Info... Ich weiß zwar nicht seit wann, aber Jason und ich verstehen uns schon besser, also kannst du deine Sprüche gern lassen." Ihr Gesicht - unbezahlbar, doch schnell kam das Grinsen wieder zurück. "Du willst einfach nicht einsehen, dass Jason dich verlassen hat", lachte sie und schüttelte ihren Kopf, "Dass du dich immer noch an ihn klammerst, kann ich verstehen, aber langsam nimmt es beunruhigende Maße an, findest du nicht? Langsam aber sich solltest du einsehen, dass du einfach eine kleine Bitch bist." Jetzt hatte ich genug gehört.

Losing YourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt