Meine Stimmung ist am Tiefpunkt angelangt. Schon seit der Früh steigen mir immer wieder Tränen in die Augen und die Playlist, die nebenbei läuft, macht es mir nur schwerer nicht komplett loszuweinen.
Ich vermisse Ray. Das letzte Mal, als wir Kontakt miteinander hatten, ist wieder über eine Woche her. Von Tag zu Tag fühlt es sich schlimmer an und es scheint kein Ende zu nehmen.
Allein in unserer Wohnung zu sein, fühlt sich komisch und befremdlich an. Es ist kalt, still und langweilig. Seit Jahren bin ich ihn an meiner Seite gewohnt. Ich bin die unnötigen Diskussionen gewohnt, die abendlichen Massagen, das zusammen Herumsitzen. Alles, aber immer zusammen. Die Zeiten, wenn er nicht hier sein kann, sind die schlimmsten. Aber ich wusste von Anfang an, worauf ich mich hierbei einlasse, also kann ich ihm nicht einmal die Schuld geben. Möchte ich doch auch eigentlich gar nicht.
Ich seufze und streiche mir über meine Augen. Meine Nase rinnt, ich putze sie mir und schmeiße anschließend das benutzte Taschentuch auf den Boden. Den ganzen Tag über war ich total unproduktiv und eigentlich habe ich nicht vorgehabt, heute noch irgendwas zu machen. Nur, wenn ich nicht bald aufstehe, um mehr als nur ins Badezimmer zu gehen, werde ich heute wieder nicht schlafen können. Und Hunger habe ich auch.
Ächzend setze ich mich auf. Die Decke umhüllt meinen Körper kräftig und macht mir dadurch schwer, mein Gleichgewicht zu halten. Liegt möglicherweise aber auch an meinem Schwindelgefühl. Meine Sicht ist verschwommen und ich sehe schniefend aus dem Fenster. Draußen ist es bereits dunkel und man erkennt die tiefen Ebenen am hell leuchtenden Mond.
Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Oft sagt Ray mir, dass ich einfach zum Mond hinaufblicken soll, wenn ich ihn vermisse. Wo auch immer er ist, er würde dafür sorgen, dass er ihn auch betrachten kann. Und wer weiß, vielleicht tut es ja sogar in diesem Moment. Näher fühle ich mich ihm definitiv.
Die Musik stoppt. Verwundert wende ich meine Augen von dem Himmelskörper ab. Liam ruft an. Naserümpfend drücke ich ihn weg und stehe auf. Ich kämpfe mich aus der Decke und verlasse das Zimmer, kicke dabei das Taschentuch mit dem Fuß mit. Um mich nicht bücken zu müssen, kicke ich es weiter bis in die Küche und befördere es dort in den Mülleimer.
Mein Hals ist staubtrocken. Ich reibe mir mit den Fingern über die Stirn, werfe meine Locken zurück und fülle mir ein Glas mit kaltem Leitungswasser. Schon mit wenigen Schlucken ist es wieder ausgetrunken. Etwas zu kräftig stelle ich es wieder ab und suche anschließend im Kühlschrank und weiteren Schränken nach etwas Essbaren. Jedoch werde ich enttäuscht, denn wir haben absolut gar nichts.
Genervt stöhne ich auf und verlasse die Küche. Im Vorzimmer schlüpfe ich in Rays orangefarbene Crocs, schnappe mir Geld und Schlüssel von der Kommode und verlasse zügig die Wohnung. Meine gebesserte Laune von vorhin noch ist verschwunden. Stattdessen murmle ich Flüche vor mich hin und merke, wie die Tränen wieder kullern wollen.
Ein Schauer läuft mir über den Rücken und schüttelt mich durch. Sanfter Wind fegt durch die Luft. Es ist kalt. Ich kuschle mich tiefer in Rays großen Hoodie und sehe mich unwohl um. Ungern bin ich um so eine späte Uhrzeit noch allein draußen, besonders am Wochenende.
Meine Schritte sind schnell. Schneller sind jedoch die wenigen Autos, die an mir vorbeifahren. Ich wünschte, ich hätte ein Auto, doch das können Ray und ich uns einfach noch nicht leisten. Aber das ist okay, so ein großer Fan von ihnen bin ich auch nicht. Viel zu Schädlich.
Sicherer würde ich mich aber bestimmt fühlen.Beim Zebrastreifen bleibe ich stehen. Das rote Licht der Ampel ist hell und unangenehm in den Augen. Ich lege meinen Kopf zurück, starre in den Sternenhimmel und atme die Nachtluft ein. Dabei rutscht mir die Kapuze vom Kopf. Ich spüre wie sich meine Locken im Windhauch bewegen. Die frische Luft am Nacken jedoch, lässt mich die Schultern und den Kopf heben. Während ich mir die Kapuze wieder auf den Kopf schiebe, sehe ich die Straße auf und ab und gehe schnell über den Zebrastreifen. Noch bevor das blinkende grün zurück zu Rot wechselt, bin ich auf der anderen Straßenseite und somit der Tankstelle etwas näher.
DU LIEST GERADE
anagapesis - larry stylinson
FanfictionUnd wieder muss Harry damit umgehen, dass sein Freund eine Zeit lang nicht nach Hause kann. Es belastet den jungen Mann sehr und er versucht seine Zeit mit seinen Freunden zu vertreiben. Louis, der neu in sein Leben tritt, ist dabei eine große Hilfe...