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"Raus aus den Federn, ihr Süßen!"

Gemmas brüllen reißt mich aus dem Schlaf. Von einem Moment auf den anderen, ist auch noch meine Decke weg und ich spüre den kühlen Luftzug an meinen Beinen.

Diego neben mir schläft ruhig weiter. Meine Schwester steht mit einer Schüssel in der Hand am Bettende, löffelt ihr Müsli und starrt mich ungeniert an. Ich rolle mit den Augen und gebe meinem Kumpel einen Stoß in die Rippen, damit auch er aufwacht.

Er murmelt unverständliche Worte vor sich hin und dreht sich von mir weg.

Ich quäle mich in eine aufrechte Position. Gemma grinst mich verschmitzt an. Genervt werfe ich mein Kissen nach ihr. Nur knapp kann sie ausweichen, ohne etwas zu verschütten. Wild fuchtelt sie mit dem Löffel herum und zeigt damit anschließend in meine Richtung.

"Du musst damit aufhören!", beschwert sie sich. Sie lässt den Löffel in die Schale fallen und fängt an, an ihrer Gesichtsmaske herumzuzupfen. Ich lege den Kopf schief.

"Sehe ich anders", gebe ich zu und sehe mich im Zimmer um. "Wo ist das Feuerzeug?"

Sie zieht die Maske nun komplett ab und wirft sie in den Mülleimer unter meinem Schreibtisch.

"Feuerzeug? Was ist das? Kenne ich nicht." Gemma drückt mir das Geschirr in die Hände und verfestigt den Knoten ihres Bademantels. Sie deutet hinter sich und dreht sich schwungvoll um. "Ich bin dann mal im Bad, Mum und Robin warten auf dich."

Seufzend lasse ich mich nach hinten fallen.

"Sag deiner Schwester, dass sie nervt", meldet sich Diego plötzlich zu Wort. Ich stimme ihm nickend zu. Es kann wirklich anstrengend mit ihr werden.

Fest klatsche ich meine Handfläche auf seinen Rücken, er ächzt.
"Mach es selbst. Komm dann mit Frühstücken", fordere ich von ihm, aber er schnarcht wieder leise vor sich hin. Mit einer abwinkenden Handbewegung stehe ich auf und verlasse das Zimmer. Mein Weg führt mich direkt in die Küche. Tatsächlich erwarten mich meine Mum und mein Stiefvater am kleinen Esstisch.

"Guten Morgen mein Schatz!", begrüßt Mum mich euphorisch, steht von ihrem Platz auf und drückt mich fest an sich. "Es freut mich dich zu sehen, Liebling. Wie geht es dir? Ist Diego noch hier? Wir haben uns so lange nicht mehr gehört oder gesehen, es gibt bestimmt viel zu erzählen. Bist du noch hier, wenn ich von der Arbeit Heim komme?"

Ich nicke und reichte dem lächelnden Robin die Schüssel. Er stellt sie in den Abwasch.

"Ja, ich bleibe eine Weile. Diego ist noch am Schlafen, den kriegt man nicht aus dem Bett", seufze ich und lasse mich auf Gemmas Stammplatz fallen. "Habt ihr ein Feuerzeug? Oder Streichhölzer?"

Robin lacht: "Gemma hat alles verbarrikadiert, tut mir leid." Er stellt mir Cornflakes vor die Nase. Darauf folgt ein Glas. Der orangefarbene Saft darin schwappt bei der schwungvollen Bewegung fast über den Rand. Neugierig beuge ich mich vor, um daran zu riechen.

"Was ist das?"
Normalerweise gibt es zum Frühstück hier immer Orangensaft, aber das ist keiner. Dafür ist der Saft zu gelblich.

"Pfirsich-Maracuja", antwortet meine Mutter, die am Herd steht und fleißig am Kochen ist. Mein Stiefvater füllt in der Zwischenzeit den Wasserkocher. Ich beobachte, wie er die Lade mit dem Tee öffnet. Er greift hinein, aber ich unterbreche ihn dabei.

"Haben wir Yorkshire Tea?"

Beide halten inne und drehen sich überrascht mir um. Verlegen sehe ich hinunter zu meinen Cornflakes und schiebe mir einen gehäuften Löffel davon in den Mund.

"Natürlich", meldet sich Robin zu Wort und bricht somit auch meine jahrelange Frühstücks-Tradition. Nie wollte ich einen anderen Tee als Earl Grey trinken. Früher habe ich mich manchmal sogar geweigert überhaupt zu frühstücken, wenn wir keinen mehr hatten. Darüber kann ich heute nur noch den Kopf schütteln.

anagapesis - larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt