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Giggelnd schwingt Louis um die Stange zum Festhalten und lässt sich seitlich auf einen der Sitze des Zuges fallen. Ein Bein hat er auf die Sitzfläche gehoben. Breit öffnet er seine Arme. Um einiges vorsichtiger als er, setze ich mich zu ihm und lehne mich an ihn. Er legt sein freies, äußeres Bein über meines, ich platziere meine Hand auf sein Knie.

Meinen Kopf umarmt er sanft und ich höre seinen schnellen Herzschlag. Wir breiten uns über ganze drei Sitze aus, Blicke fremder Menschen liegen auf uns. Es sind nicht viele, man könnte sie an zwei Händen abzählen, doch es ist mir egal. Auch Louis könnte es nicht weniger interessieren.

Louis und ich haben Glück gehabt, dieser Zug ist der Letzte, der heute noch fährt. Zumindest in diesem Gebiet. Wir haben keinen Plan wo es hingehen soll. Er war glücklicherweise noch so schlau und hat daran gedacht, sicherheitshalber Geld mitzunehmen. Sollten wir also noch zurück wollen, könnten wir uns ein Taxi rufen.

Ich höre und spüre Louis Summen und muss breit Grinsen.

Die Hitze aber will immer noch nicht verschwinden. Es ist stickig im Wagon und ich muss mir meine Haare aus meiner leicht verschwitzten Stirn streichen.

"Lou, mir ist heiß", jammere ich und versuche mich aus meiner Jacke zu kämpfen. Sofort hilft er mir und nur einen weiteren Schweißausbruch später, bin ich sie los. Louis knüllt sie zusammen. Er legt sie hinter seinen Kopf und lehnt sich wieder zurück.

Wir dösen vor uns hin. Der Zug rüttelt uns hin und her, was uns zeitweise lachen lässt. Ich drücke meinen Körper näher an seinen. Sein Körper ist warm, was mir beim Abkühlen nicht hilft, doch diese Art von Hitze nehme ich gerne in Kauf.

Sein Herzschlag lässt mich fast einschlafen. Doch immer, wenn Louis mir einen Kuss auf die Stirn drückt, werde ich zurück in das Hier und Jetzt gerissen.

Der Alkohol ist kaum noch zu spüren, die Müdigkeit dagegen wird stärker. Doch wir müssen aussteigen. Wir sind an der Endstation angekommen.

Mühsam löse ich mich von Louis. Ich stehe auf und halte ihm die Hand hin, damit er einfacher aufstehen kann. Er schnappt sich meine Jacke und zusammen stolpern wir ins Freie. Tief atme ich die frische Nachtluft ein. Sofort ist mein Kopf klarer, die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Es tröpfelt.
Louis zieht mir meine Jacke über. Als er sie dann jedoch auch mit einem übertriebenen Grinsen zu machen will, schlage ich seine Hände weg. Er greift wieder nach meiner Jacke, doch seine Hände wandern diesmal hoch zum Kragen. Kräftig zieht er mich an sich und wieder darf ich seine fast weichen Lippen auf meinen spüren. Meine Arme schlinge ich um seinen Nacken.

Viel zu früh, beschließt Louis, dass wir weitergehen sollen. Ich schmolle, lass mich aber von ihm weiterziehen. Unsere kleinen Finger sind ineinander verhakt.

Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Nicht einmal Autos fahren an uns vorbei. Schnell treffe ich eine Entscheidung und zerre Louis mitten auf die Straße. Ich drehe mich zu ihm um, wir bleiben stehen.

"Weißt du, was mein Lieblingsfilm ist?", frage ich ihn und lege meine Hände in seinen Nacken, spiele mich dort mit seinen Haaren. Seine legen sich auf meine Hüfte und ziehen mich näher an ihn.

Er schüttelt den Kopf. Gebannt sehen wir uns in die Augen. "Nein, weiß ich nicht. Willst du es mir sagen?"

"The Notebook", antworte ich und meine Wangen tun vom ständigen Lächeln weh. "Allie und Noah waren in einer Szene auch nachts auf der Straße. Sie haben sich auf den Boden gelegt."

"Der Boden ist nass, Love."

"Deswegen machen wir das jetzt auch nicht. Aber sie haben auch getanzt. Auf der Straße."

anagapesis - larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt