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Laut prasselt der Regen auf die Überdachung aus Blech. Ein großes Loch darin, welches stark mit Pflanzen bewachsen ist, lässt zu, dass etwas von der Nässe in der Hütte landet. Doch zu unserem Glück, ist das Häuschen zumindest groß genug, dass wir trocken bleiben.

Die große Holztür, die schief in den Angeln hängt, gewährt mir eine freie Sicht nach draußen. Viel mehr als Bäume, Sträucher und matschiger Waldboden ist jedoch nicht zu sehen. Spannend.

Seufzend lehne ich mich zurück gegen das alte Holz.

"Was ist?"

Mein Blick wandert zu Josie. Sie hat ihren Platz in einer abgenutzten Schubkarre gefunden und lässt ihre Beine, wegen der dreckigen und nassen Schuhe, heraus baumeln. Neugierig sieht sie mich an, spielt jedoch weiterhin an ihrer dezenten, goldenen Halskette herum.

"Nichts. Ich denke nur nach."

"Ramon?", erkundigt Jo sich, worauf ich mit verzogenem Gesicht nicke, was sie schmunzeln lässt. Doch sie sagt nichts dazu. Ihr Schmunzeln wandelt sich in ein aufmunterndes Lächeln um, was auch mich meine Mundwinkel heben lässt. Jo muss nicht viel sagen, um einem bestimmte Gefühle, Worte oder Gedanken zu übermitteln. Die zierliche Gestalt ist ein Mensch der Gesten. Worte liegen ihr nicht wirklich und das weiß sie. Deswegen versucht sie es auch gar nicht erst, was manchmal recht angenehm und hilfreich sein kann. Besonders, wenn man mal keine Lust hat, sich irgendwelche Sprüche anhören zu müssen, die eh jeder kennt und einem in diesem Moment kaum etwas bringen.

Neben mir regt sich Zayn. Fast schon geräuschlos bewegt er sich von den gestapelten Paletten, auf die wir sitzen, hinunter. Er steuert auf den Eimer an der Wand zu und holt sich die kleinen Steinchen heraus, die er in die Tasche seines Hoodies legt. Danach hängt er das Teil aus Edelstahl zurück an den Haken. Er nimmt wieder neben mir Platz.

Gelangweilt fischt er ein Steinchen nach dem anderen hervor und versucht sie in den Eimer zu werfen. Immer und immer wieder wiederholt er diesen Vorgang und jedes Mal ist ein leises Klimpern zu hören, wenn er ihn trifft. Das Geräusch geht wegen des Regens jedoch ein wenig unter, weswegen es kaum wahrzunehmen ist, wenn man nicht genau darauf achtet.

Erneut blicke ich durch die offen stehende Tür. Fast im selben Moment, erhellt sich der Himmel. Blitz. Nur wenige Sekunden später donnert es laut, was Josie zusammenzucken lässt. Diesmal bin ich derjenige, der sie beruhigend anlächelt. Schon immer war ihr so ein Unwetter unheimlich, laute Geräuschkulissen sind nicht ihr Ding.

Ich jedoch, mag Gewitter umso mehr. Dementsprechend schließe ich meine Augen und lehne meinen Kopf gegen die Wand. Tief atme ich ein. Der Geruch von frischem Regen, morschem Holz und rostigem Metall vermischt sich in der Luft und lässt meinen Kopf tatsächlich, zumindest für einen kurzen Moment, frei werden. Die Natur ist schon etwas Schönes. Auch, wenn es nicht immer ganz so einfach ist, sich zu überwinden, mal das Bett oder die Couch zu verlassen.

Zayn hat da weniger ein Problem mit, bei ihm ist es eher umgekehrt. Mein bester Freund verbringt jede freie Sekunde draußen. Theoretisch würde er auch jetzt herumspazieren, das Unwetter ist für ihn kein Hindernis. Doch das Mädchen hat sich vorhin immer weniger wohl gefühlt, was uns nun zu dieser Hütte geführt hat. Und ich kann mich nicht beschweren, denn ich bin nicht ganz so scharf darauf, unter Bäumen gehen zu müssen, wenn es blitzt. Es ist kein weiter Weg aus dem kleinen Waldteil, doch der aufgelockerte, weiche Boden würde uns doch etwas Zeit wegnehmen. Außerdem werden wir hier nicht nass, somit besteht auch eine geringere Chance, dass wir krank werden, was ich auch sehr begrüße.

Müdigkeit steigt in mir auf und ich zwinge mich dazu, meine Augen wieder zu öffnen und auch offen zu lassen. Doch, wenn ich noch weiter so sitzen bleibe, kann ich für nichts garantieren und einschlafen möchte ich jetzt nur ungern.

anagapesis - larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt