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"Ab aufs Sofa mit dir!", fordert Louis, während er sich die Schuhe von den Füßen streift.

Artig gehorche ich ihm und fläze mich auf seine Couch. Wieder ist mir kurz schwindelig und schwarz vor Augen.

Seit dem letzten Mal als Liam und ich hier waren, hat sich nicht viel im Wohnzimmer verändert. Nur am Tisch sind viele Zettel und Notizbücher aufzufinden. Daneben ist ein Laptop, der am Ladekabel hängt und darauf liegen schwarze Kopfhörer. Neugierig beuge ich mich etwas vor, um die Sachen besser erkennen zu können.

"Ey, schon mal was von Privatsphäre gehört?", meckert Louis. Erst sehe ich ihn erschrocken an, doch als ich das Lächeln auf seinen Lippen erkenne, muss ich verlegen grinsen.

"Was ist das alles?", erkundige ich mich und sinke in das Sofa. Er gesellt sich zu mir, sitzt jedoch am anderen Ende des Möbelstücks. Seine Lippen sind gespitzt, während er überlegt.

"Arbeitssachen."
Ein weiterer Blick zu mir lässt ihn Lachen.
"Ich arbeite in einer Bibliothek und schreibe Lieder für andere."

Meine Augenbrauen schießen in die Höhe und ich greife nach dem braunen Notizbuch, dass Louis mir überreicht. Das Leder fühlt sich abgegriffen in meinen Händen an.
Vorsichtig löse ich die Schleife, die aus dem dünnen, rissigen Band gebunden wurde. Neugierig öffne ich irgendeine zufällige Seite mitten im Büchlein. Zusammengefaltete Zettel und bunte Post-It's fallen heraus.

"Shit, sorry!", fluche ich und greife nach dem Papier. Louis schüttelt lächelnd dem Kopf, um mir zu zeigen, dass es nicht weiter schlimm ist, und nimmt sie mir ab.

Also setze ich mich qualhaft auf und werfe wieder einen Blick in das Notizbuch.
Die Seiten sind leicht cremefarben, dünn und liniert. Louis' Schrift hat etwas an sich, was ich liebe. Und diesmal ist es nicht nur sein Name, wie auf der Rechnung letztens.
Sie ist unordentlich, aber trotzdem wirkt sie sauber. Derselbe Buchstabe sieht in jedem Wort anders aus und trotz der Hilfslinien schafft er es nicht gerade zu schreiben.

Ich blättere durch die Seiten und jede einzelne ist vollgekritzelt. Immer wieder wurden Notizen mit Büroklammern oder Klebezetteln hinzugefügt.

Nur grob lese ich mir das Geschriebene durch. Doch das was ich lese, begeistert mich und tatsächlich erkenne ich das ein oder andere Lied, welches von anderen Künstlern gesungen wurde.
Auch sind zwischendurch Musiknoten und Akkorde zu erkennen.

Fasziniert sehe ich hoch. Louis versucht Ordnung auf dem Tisch zu bringen, bemerkt aber, dass ich ihn ansehe. Ich reiche ihm das Buch.

"Wie kann es sein, dass ich deinen Namen nie gehört habe? Da sind schon bekannte Lieder dabei. Wie viel verdienst du damit, bitte?", möchte ich wissen und lege mich wieder hin. Meine Begeisterung hat bei mir wieder Schmerzen ausgelöst. Außerdem merke ich, wie mein Hals immer trockener wird und dass selbst das Atmen schon unangenehm ist. Ermüdend.

Mein Gegenüber rutscht etwas näher und lehnt seitlich gegen die Rückenlehne. Mit seinem Arm darauf, stützt er seinen Kopf ab.
Die Beine hat er abgewinkelt hochgezogen und mit der anderen Hand spielt er sich mit dem Bund seiner Socke.

"Pseudonym. Und wie viel ich verdiene ist immer unterschiedlich. Allein mit den Songs wäre es aber nicht genug, um mir die Wohnung und das ganze Drumherum wirklich auf Dauer leisten zu können. Deswegen auch die Bibliothek. Das Praktische ist, dass ich mir die Zeit auch hier meistens selbst einteilen und hin und wieder von zu Hause arbeiten kann", meint er und ich hänge gebannt an seinen Lippen. "Ich habe echt Glück mit meiner Chefin. Muss ich schon sagen."

Ich nicke verstehend. "Und hat es einen bestimmten Grund, wieso du nicht willst, dass man deinen Namen kennt?"

"Tatsächlich war Félicité der Grund dafür. Was das betrifft, ist mir Privatsphäre wichtig."

anagapesis - larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt