Abflug

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Nachdem Milli und ich jeweils am Tag vor der Abreise einen negativen PCR Test erhalten, kann unserem Urlaub quasi nichts mehr im Weg stehen.
Warum wir uns gerade New York ausgesucht haben und das noch für zwei lange Wochen ist uns nicht ganz klar. Erholsam wird das jedenfalls nicht, aber da wir beide gerne auf Trallafitti gehen, passte New York eigentlich ganz gut.

Auf dem Weg zum Flughafen, krame ich in meiner Reisetasche rum. Als meine Hände das kühle, feuchte Glas der kleinen Champagnerflasche treffe, muss ich schmunzeln.
„So Fettiloni, lass uns doch auf unseren Urlaub anstoßen! Auf schöne Erlebnisse, Shopping und heiße amerikanische Männer!" Ich lachte, als sie bei „heiße amerikanische Männer" eine anzügliche Geste machte. Sie tat immer auf versautes Luder, aber ich wusste, dass sie noch nie einen festen Freund hatte. Bei mir was das etwas anders, ich hatte schon viele Beziehungen, aber keine hielt länger als ein/zwei Jahre. Vielleicht war ich nicht der Beziehungstyp, oder der Richtige war noch nicht dabei. Aber mit 25 Jahren hat man noch Zeit - das rede ich mir jedenfalls immer ein.
Wir stoßen an und als der kühle, prickelnde Champagner meine Lippen berührt, stöhne ich auf, was mir nur seltsam lüsterne Blicke seitens des ungepflegten Taxifahrers, durch den Rückspiegel beschert.
Hm, der soll gefälligst wieder auf den Straßenverkehr achten! Idiot! Dachte ich mir.

Am Flughafen herrscht pures Chaos. Überall halten Taxen, manche Taxifahrer hupen, andere schreien aber auch einfach nur durch die Gegend. Familien, welche sich verabschieden. Und Angehörige, die sehnsüchtig auf die wiederkehrenden Urlauber warten.
Menschen tummeln sich vor den Eingängen.
Seit man wieder reisen darf, nutzen die Leute das wirklich aus. Ich hoffe nur, dass das Ganze nicht nach hinten losgeht und die Zahlen wieder steigen. Meine Gedanken sind bei der jungen Patientin, die ich nach ihrem Tod in einen Schwarzen Sack legen muss, damit die Kontaminationsgefahr verringert ist.
Wie unmenschlich.
Milli holt mich aus meinen Gedanken.
„... und der Steve Rogers in Endgame! So episch mit Mjölnir einfach! Aber ich will nicht Spoilern, du bist ja gerade mal bei Avengers 1" Wir sind beide große Avengers-Fans, aber sie hat schon alle durchgeguckt.
„Wer ist eigentlich dein Lieblingscharakter im MCU?" fragt sie mich neugierig.
„Loki!" schoss es aus mir heraus. Da brauche ich gar nicht lange zu überlegen.
„Dein Ernst (Y/N)? Der ist schmierig, außerdem ist er der Bösewicht!" entgegnet sie mir entsetzt, als wir uns an die Schlange vom Check-In stellen.
„Der hat halt einiges durchgemacht. Er ist bisher der tiefgründigste Charakter und du weißt, dass ich so etwas anziehend finde. Außerdem denke ich, dass er einmal den Avengers helfen wird."
Schmunzelnd schaut sie mich von der Seite an.

Nachdem wir eingecheckt haben, laufen wir zum Gate. Es dauert nicht lange, da ertönt eine Durchsage. Milli und ich schauen uns mit Aufregung in die Augen.
„Flug LH 5578 nach New York ist jetzt an Gate 14a zum Einsteigen bereit. Bitte halten Sie Ihren Reisepass und Ihr Flugticket am Schalter bereit."
Wir schnappen uns unsere Taschen und stellen uns ans Ende der Schlange.
Wenige Augenblicke später sitzen wir dann auch schon in diesem riesigen Flieger.
Meine Augen weiten sich, als ich den Platz am Fenster einnehme. Draußen wird es langsam dunkel und ich sehe aus der Ferne die Lichter der Stadt.
In wenigen Stunden sind wir in der Stadt, die niemals schläft, denke ich und noch bevor der Flug startet, fallen meine Augen zu.

Nach einer Gefühlten Ewigkeit wache ich auf. Mein Nacken schmerzt tierisch und ich versuche mich zu strecken.
Ich schaue nach rechts und merke, dass Milli nicht mehr auf ihrem Platz sitzt. Stattdessen liegt dort ein Magazin, eine bestimmte Seite ist aufgeschlagen.
Irgendein doofer Klatsch-Artikel über Chris Evans.
Anscheinend ist er wirklich in New York, aufgrund seiner Dreharbeiten.
Eine aufgeregte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
„Na du Schlafmütze?! Auch mal wach? Du hast fast den ganzen Flug über geschlafen. Der Captain hat vor ein paar Minuten ne Durchsage gemacht, dass wir gleich im Landeanflug sind. War eben pinkeln. Vom ganzen Sitzen schläft noch mein Hintern ein." Milli legt das Magazin zur Seite und nimmt wieder Platz.
„Und ich hab uns die hier besorgt!" Klimpernd hält sie sechs kleine Shots in ihrer Hand und zieht die Augenbrauen hoch.
„Milli ist das dein Ernst? Es muss früh am Morgen sein und ich brauch erstmal ne solide Grundlage bevor ich die Shots mit dir wegsaufe." entgegne ich ihr kopfschüttelnd, aber mit einem breiten Grinsen.
„Nagut du Langweilerin, dann bewahren wir die eben für später auf." Und somit verschwinden die Shots in ihrer Tasche.

Nach nur wenigen Minuten haben wir die dicke Wolkendecke durchflogen und uns eröffnet sich ein Blick auf die Stadt, die niemals schläft.
Wow! Es ist wie in den Filmen. Ich fühle mich wie bei Sex and the City!

Heart Attack - Sebastian Stan x F ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt