Alice
"Guten Tag. Alice Brown mein Name. Ich habe um neun Uhr ein Vorstellungsgespräch bei Miss Webster", stellte ich mich an der großen Rezeption im Erdgeschoss bei einem zierlichen, großen Mann vor. Ich war unglaublich aufgeregt. Schon seit zwei Jahren war ich auf der Suche nach einem festen Job und jetzt würde es vielleicht endlich klappen.
-Flashback:
"Alles Gute zum Geburtstag Liebes" Meine Mutter fiel mir um den Hals und überreichte mir eine kleine Tüte.
"Ich kann nicht glauben, dass mein Baby schon 21 Jahre alt ist", schluchzte sie.
Meine Mutter war schon immer sehr dramatisch gewesen, war es auf meinem Abschlussball, meiner Zeugnisvergabe oder, wie im Moment, mein Geburtstag.
"Alles Gute auch von mir Kleine"
Mein Dad umarmte mich kurz und sah mich im Anschluss liebevoll an.
"Ich bin stolz auf dich", offenbarte er, während er mir eine Hand auf die Schulter legte.
"Danke Dad"
Ich lächelte ihn an und umarmte ihn noch ein letztes Mal.
"So, jetzt komm schon. Pack endlich dein Geschenk aus", drängte meine Mutter aufgeregt.
Ich öffnete langsam die fest gebundene Schleife und riss dann vorsichtig das hellblaue Geschenkspapier auf.
Ich hielt nun eine kleine Schatulle aus dunklem Holz in der Hand, die ich genauestens betrachtete.
"Komm schon, mach sie auf"
Meine Mutter war ein sichtlich ungeduldiger Mensch.
Ich öffnete den schmalen Eisenverschluss und starrte hinein.
"Ein...ein Ring?", fragte ich meine Eltern erstaunt.
"Es ist der Verlobungsring deiner Urgroßmutter. Wir hoffen, dass du ihn auch deiner zukünftigen Frau einmal an den Finger stecken wirst"
Ich sah die zwei gerührt und mit Tränen in den Augen an.
Sie waren nicht nur immer für mich da, sondern hatten auch sofort meine Sexualität akzeptiert, wofür ich ihnen unendlich dankbar war.
"Danke", flüsterte ich und schon flossen heiße Tränen über meine Wange.
Meine Eltern nahmen mich sofort in den Arm und strichen mir sanft über den Kopf.
"Wir haben noch eine Überraschung für dich", flüsterte mein Dad plötzlich.
Ich wich etwas zurück und sah meine Eltern verwirrt an.
"Da du ja schon seit längerem auf Jobsuche bist, habe ich meine Kontakte ein wenig spielen lassen. Und siehe da, du hast am Montag um neun Uhr ein Vorstellungsgespräch bei Adecorp"
Mein Vater strahlte mich an.
Ich war sprachlos.
"Freust du dich nicht?", fragte mich meine Mutter plötzlich.
"Nein- also doch, ich freue mich riesig. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll", keuchte ich und umarmte meine Eltern erneut.-Flashback Ende
"...Miss Brown, achja, hier. Bitte warten Sie einen Moment. Ich muss die Chefin schnell über ihr Erscheinen informieren. Sie können sich währenddessen auf einen der Sessel dort hinten setzten", erklärte mir der junge Mann und zeigte in eine hintere Ecke mit großen Stoffsesseln. Ich bedankte mich und ließ mich schon bald in einen der großen, grauen Sessel fallen.
Ich ließ meinen Blick durch das riesige Gebäude schweifen und war immer noch fasziniert. Alles war so groß.
In der Zeitung stand, dass hier über 500 Menschen arbeiteten.
"Miss Brown, Miss Webster empfängt Sie nun"
Der Mann von vorhin stand vor mir und lächelte mir zu.
Ich stand auf, bedankte mich bei ihm und wollte mich schon auf den Weg machen, als mir plötzlich einfiel, dass ich garnicht wusste, wo ich überhaupt hin musste.
"Entschuldigen Sie, Mister..."
"Whitinger. Daniel Whitinger", antwortete er mir mit einem erneut freundlichen Lächeln.
"Mister Whitinger..."
"Daniel. Nennen Sie mich Daniel"
"Daniel, wo muss ich genau hin?", fragte ich ihn verloren.
Er lachte nur.
"Wissen Sie was? Ich begleite Sie"
Er ging an mir vorbei und ich folgte ihm zu einem der Aufzüge.
Wir stiegen gemeinsam hinein und ich sah, wie er den Knopf ins zwanzigste Stockwerk drückte.
"Sagen Sie Daniel"
"Duzen Sie mich doch bitte. Ich bin wirklich kein Fan von Formalität"
"Sag mal Daniel, wie viele Stockwerke gibt es hier?", fragte ich ihn.
"Hier in diesem Gebäude sind es insgesamt zwanzig Stöcke", antwortete er mir gelassen.
"In diesem Gebäude? Gibt es denn noch andere?"
"Ja, Miss Webster besitzt insgesamt zwanzig vertretene Firmen. Wenn man jedoch von den Filialen spricht, in denen die Produkte ausgestell sind, sind es weit mehr als 2000 weltweit", erklärte Daniel.
Ich war sprachlos. Ich hatte gedacht, ich würde mich bei einem kleinen Unternehmen bewerben, aber Miss Websters Reichweite schien ja sogar Gucci um ein vierfaches zu übertreffen.
"Wie sind Sie überhaupt zu diesem Vorstellungsgespräch gekommen? Miss Webster lässt nicht einfach so Leute für sich arbeiten", fragte er mich neugierig.
"Mein Vater. Er ist Anwalt und hatte anscheinend einige Kontakte"
"Na, da wünsche ich Ihnen viel Glück. Sie müssen wissen, Miss Webster ist nicht gerade beliebt unter den Angestellten. Sie ist eine sehr strenge, ehrgeizige Person und das schüchtert viele ein. Also egal was Sie tun Miss Brown, geben Sie ihr kein zu großes Angriffsfeld", riet mir Daniel.
Als der Aufzug anhielt, bedankte ich mich erneut bei ihm.
"Ach, Daniel! Nenn mich doch bitte Alice", rief ich ihm noch zu, als ich auf den Flur hinaus trat.
Er nickte mir ein letztes Mal zu und verschwand dann Sekunden später wieder mit dem Aufzug nach unten.
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She's the Webster (gxg)
RomanceJung, hübsch, klug und auf der Suche nach einem Job. So würde man Alice Brown beschreiben. Etwas naiv, ein Familienmensch und ehrgeizig. Das war sie auch. Katherine Webster dagegen war edel, reich und die totale Hölle für ihre Angestellten. Als B...