Kapitel 3

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Alice

Ich verließ Miss Websters Büro und suchte nach ihrer Sekräterin. Martha hieß sie, meinte Miss Webster.
Ich sah mich ein wenig in dem Stockwerk um und bemerkte die etwas festere Dame von gestern.
"Entschuldigen Sie bitte, aber wissen Sie wo ich Martha finden kann?"
Die Dame drehte sich um und sah mich etwas verärgert an. Was hatte ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
"Ich bin Martha, was kann ich für Sie tun?"
Na das konnte noch etwas werden.
"Miss Webster meinte, Sie könnten mir zeigen, wo ich den Kaffee hier finden kann", erklärte ich und lächelte ihr nett zu, um wenigstens etwas Sympathie zu gewinnen.
Ohne Erfolg, denn sie seufzte nur genervt und rollte die Augen.
"Na gut, kommen Sie mit"

Martha führte mich den Gang entlang, an ein paar verschlossenen Türen vorbei, zu einer etwas größeren Holztür.
"Hier finden Sie die Küche mit der Kaffeemaschine", erklärte sie gelangweilt und ging dann wieder zurück an ihren Platz.
Ich sah ihr verwirrt hinterher.
Waren in diesem Stockwerk etwa alle so streng und genervt?
Ich verdrehte die Augen und drückte die große Tür auf.
Mir verschlug es fast den Atem.
Vor mir fand ich eine Küche...eine SEHR große Küche.
Kennt ihr die Küche von Barbie? Diese Küche hier war mindestens doppelt so groß.
Wofür brauchte man das überhaupt? Hatte Miss Webster ihre persönlichen Köche hier oder was? Kurz gesagt, die Küche war total Klischeehaft.
Ich fand die Kaffeemaschine schnell, weil auch sie sehr groß war.
Ich braucht eine Weile, um die richtige Funktion zu finden.
Karamell, Zucker, Milch, Kakao, Café Latte, Cappuccino..
Wie sollte ich hier bitte etwas finden.
Als ich endlich die richtige Taste gefunden hatte, ließ ich den Kaffee in eine kleine Tasse laufen und sah mir die Küche währenddessen noch einmal genauer an.
Kühlschrank mit Eisfunktion, Gefrierschrank, zwei Herde, drei große Arbeitsflächen, Getränkeautomat, zwei Wasserkocher und unzählige Schränke und Schubladen.
Als der Kaffee endlich fertig war, nahm ich eine Untertasse und ging mit den zwei Stücken wieder zurück in Miss Websters Büro.

"Herein", kam die strenge Stimme von innen.
Ich stieß die Tür mit meinem Fuß auf und brachte Miss Webster ihren Kaffee.
Anstatt mir zu danken oder zu mir aufzusehen, arbeitete sie einfach weiter und trank hi und da einen Schluck ihres heißen, schwarzen Kaffees.
'Würde sie sich doch nur die Zunge daran verbrennen', dachte ich. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Auch wenn Miss Webster ziemlich genervt und streng sein konnte, war sie dennoch meine Chefin und ich hatte sie zu respektieren.

Ich stand etwas verloren in ihrem Büro und wusste nicht so recht, was ich tun sollte.
"Sie können sich ruhig setzen Miss Brown, ich denke nicht, dass der Sessel sie verschlingen wird", lachte Miss Webster plötzlich, weshalb ich sie verdutzt ansah. Sie konnte also doch freundlich sein und herum albern.
Sie deutete auf den kleinen Schreibtisch in der Ecke, den sie mir vorhin als meinen neuen Arbeitsplatz vorgestellt hatte.
Ich nickte nur und lächelte, bevor ich mich auf meinen neuen Bürostuhl setzte.
Er war...bequem. Sehr weich und man versank förmlich in ihm.
Ich seufzte und ließ mich zurück fallen.
"Schlafen Sie bloß nicht ein Miss Brown", lachte Miss Webster plötzlich und stand auf, um auf mich zu zu kommen.
Ich richtete mich schnell auf und setzte mich aufrecht hin.
"Natürlich nicht, Miss Webster", murmelte ich schnell und unverständlich.
Sie zog bloß amüsiert eine Augenbraue hinauf und lehnte sich an meinen Schreibtisch.
"Ich hätte da eine Aufgabe für Sie", begann Miss Webster und sah mich wieder viel zu streng für meinen Geschmack an.
"Achja, und welche?", fragte ich und legte den Kopf schief.
"Sie könnten einen Anruf für mich entgegen nehmen, der in ungefähr..." Sie sah auf ihre Armbanduhr.
"...vier Minuten hier eintreffen sollte"
Ich nickte nur und sah das veraltete Telefon vor mir an. Wer benutzte heutzutage denn noch diese Geräte?

Miss Webster seufzte.
"Es wäre mir lieb, wenn Sie all meine Fragen in Sätzen oder wenigstens mit Wörtern beantworten", murmelte sie und drückte sich wieder von meinem Schreibtisch ab.
Ich hob fragend eine Augenbraue, aber tat was mir befohlen wurde. Obwohl es eigentlich kein Befehl war...eher eine Bitte.
"Natürlich kann ich den Anruf entgegennehmen, Miss Webster", sagte ich monoton und richtete mich etwas weiter auf.
Sie lächelte mir sanfte zu und setze sich wieder an ihren Schreibtisch. Sie lächelte also doch des Öfteren? Hatte ich sie falsch eingeschätzt?
Dring...dring..dring
"Miss Websters Büro, guten Tag, mit wem spreche ich?", fragte ich, als ich den Hörer abnahm.
"Miss Websters Büro? Seit wann hat Katherine denn wieder eine Assistentin?", hörte ich die Person an der anderen Leitung murmeln.
"Seit heute", sagte ich nur und lehnte mich abermals in meinem Bürosessel zurück.
"Aha, ja hier ist Lena Webster und ich bin Katherines Schwester. Eigentlich wollte sie mit mir sprechen", kam es vom anderen Ende.
"Sekunde"
Ich stand auf und übergab Miss Webster den Hörer, woraufhin sie schmunzelte.
Sie war also doch hinterhältig.

Ich verdrehte die Augen und setzte mich wieder an meinen Platz.
"Ja, Lena, das ist das richtige..nein..nein auf keinen Fall!"
Miss Websters Stimmlage erhöhte sich ein wenig und sie sprach deutlich lauter, schon fast verzweifelt.
"Tu mir das nicht an...nein...du weißt, wie das das letzte Mal ausgegangen ist, ich...na gut, aber wenn sie mich dieses Mal mit der gleichen Frage nerven, verschwinde ich"
Damit kam sie zu mir und knallte den Hörer auf seinen ursprünglichen Platz.
"Alles in Ordnung, Miss Webster?", fragte ich vorsichtig.
Sie seufzte, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und setzte sich wieder an ihren Platz.
"Alles bestens", murmelte sie nur und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

"Sind Sie sicher?", fragte ich behutsam nach, während ich sie besorgt musterte.
Sie warf mir nur einen bösen Blick zu.
"Mischen Sie sich nicht in meine Angelegenheiten ein, Miss Brown", zischte sie und widmete sich wieder ein paar ihrer Dokumente.
Ich seufzte nur und wusste wieder einmal nicht, was ich tun sollte.
"Haben Sie sonst noch eine Aufgabe für mich?", fragte ich und stand auf, um zu ihrem Schreibtisch zu gehen.
Sie sah flüchtig von ihren Unterlagen auf uns musterte mich prüfend.
"Ich denke nicht. Sie können für heute Schluss machen. Morgen sind sie um Punkt acht wieder hier, dann bekommen Sie ihren Laptop und werden mehr zu tun haben", meinte sie, bevor sie sich wieder ihren Unterlagen widmete.
Ich nickte nur, da schoss mir plötzlich ihre vorherige 'Bitte' in den Kopf.
"Es wäre mir lieb, wenn Sie alle meine Fragen in Sätzen oder wenigstens Wörtern beantworten"
"Ist gut Miss Webster, danke"
Ich drehte mich um und verließ erleichtert ihr Büro.
Das war doch gar kein so schlechter erster Tag gewesen.

She's the Webster (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt