Kapitel 15

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Katherine

Als ich mich montagmorgens mit meinem Fahrer um 7 Uhr auf den Weg zu Alice' Apartment machte, versuchte ich ein letztes Mal mich zu beruhigen und meinen schwirrenden Gedanken ein Ende zu setzen.

Gestern Abend hatte ich noch ein ausführliches Gespräch mit Viktoria geführt und mich gegen ihren Plan entschieden. Ich konnt doch nicht so in Alice' Privatsphäre eindringen, um ein Bett mit ihr zu teilen.

Die Gedanken daran, wie es sein würde, neben ihr zu schlafen, hörten trotzdem nicht auf und so musste ich mich an diesem grauen, bewölkten Morgen damit beschäftigen, die Verwirrung in meinem Kopf zu sortieren.

"Miss Webster, wir sind soeben am Ziel angekommen"

Ich sah zu meinem Fahrer auf und nickte ihm kurz zu bevor ich aus dem abgedunkelten Fenster sah.

Draußen zog sich ein großer weißer Wohnblock bis zum Anfang eines kleinen Parkes. Das musste es sein.

"Danke Stan", bedankte ich mich, als mir die Tür geöffnet und ein straffer Arm angeboten wurde.

Als meine Highheels den harten Betonboden berührten und mir eine sanfte Brise durch die Haare fuhr, kam ich wieder ein wenig zu mir und ich fühlte mich bereit dazu, Alice vor die Augen zu treten.

Ich würde unser Gespräch von letzter Woche nicht zwischen uns kommen lassen.

~~~

"Bin gleich da!", hörte ich Alice von innen rufen, nachdem ich an ihrer Wohnungstür geklingelt hatte.

Ihre Fußmatte war in einem neutralen Braun und ihre weiße Tür auch nichts Besonderes. Das fiel mir zumindest alles auf, als ich nervös auf meine Assistentin wartete.

Gab es andere Leute, die nervös waren, ihre Assistentinnen zu treffen?

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Alice' strahlend grünen Augen blitzten mir entgegen.

Ich ließ meinen Blick an ihrem Körper entlang gleiten, der von einem gelben, figurbetonten Sommerkleid umhüllt war. Ihre Füße steckten in braunen Sandalen mit leichten Absätzen und ihre Fingernägel waren weiß lackiert.

"Miss Webster? Können wir los?"

Ihre Stimme riss mich erneut aus meinen Gedanken.

"Natürlich Mis- Alice. Nach dir"

Ich räusperte mich kurz, bevor ich ihr schleunigst hinterher eilte.

~~~

"Wow"

Alice stand mit aufgerissenem in meinem weißen Privatjet während sie Fotos mit ihrem Handy schoss.

Ich lachte nur sanft und wandte mich meiner Pilotin zu.

"Wir starten in zwanzig Minuten. Ihr Gepäck wurde bereits aufgeladen und die Minibar aufgefüllt. Falls Sie sonst noch etwas brauchen ist unsere Stewardess Maria heute für Sie zuständig", informierte sie mich in Ruhe.

Ich nickte ihr zu und damit verschwand sie im Cockpit.

"Können wir jetzt rein?"

Mein Kopf schnellte nach links und der aufgeregte Dackelblick, der mir entgegen sah, haute mich förmlich aus den Socken.

Oder Schuhen. Denn ich stolperte über meinen eigenen Absatz.
Ich konnte mich gerade noch fangen, aber die sanfte Röte, die mir in die Wangen stieg, ließ mich peinlich berührt dort stehen und auf den Boden blicken.

Meine Stimme konnte sich zu einem kurzen "ja" überwinden und meine Füße stolzierten wie von selbst auf das Jet zu.

~~~

Ich hatte knappe 5 Minuten Zeit in meinem gepolsterten Luxus-Sitz zu versinken und meine Gedanken zu sortieren, bevor Alice hineingeschossen kam und sich auf den Platz neben mich fallen ließ.

8 große Plätze. 8 große Plätze waren frei und sie musste sich genau auf den neben mir setzen, obwohl ich ihre Nähe doch sowieso schon kaum ertrug.

"Sind Sie schon oft geflogen?"

Sie wollte also eine Konversation aufrecht erhalten. Nur keinen Augenkontakt aufnehmen, dann sollte alles in Ordnung sein.

"Nicht oft, nur für Geschäftliches. Ein Privatjet ist nicht unbedingt das umweltfreundlichste Fortbewegungsmittet"

Sie nickte und nahm sich eine Zeitschrift von der Ablage.

Also doch kein Gespräch?

Ich seufzte und versuchte eine gemütliche Position für meinen Kopf zu finden.

Das würde eine lange Reise werden.

~~~

Ich wurde unsanft von einer Stimme aus dem Schlaf gerissen, während meine Schulter locker geschüttelt wurde.

"Miss Webster"

Alice' Stimme drang wie süßer Honig in mein Inneres ein und ich musste der Versuchung wiederstehen mich an sie zu schmiegen und einfach weiterzuschlafen.

"Miss Webster, wir sind da"

Ich öffnete langsam die Augen und blinzelte stark als das grelle Sonnenlicht in meine Pupillen stach.

Ich stöhnte und streckte mich, um meine Muskeln ein wenig zu entspannen.

Dann erst sah ich mich um.

Alice hatte ihre Haare zu einem hohen Zopf gebunden und eine Sonnenbrille aufgesetzt. Kleine Strähnen fielen vor ihr Gesicht und ich wollte sie ihr am liebsten hinter die Ohren streichen.

Dieser Gedanken ließ mich wieder gerade sitzen und ich räusperte mich bevor ich rasch aufstand.

"Na dann los. Worauf warten Sie denn noch, auf auf"

Und damit verschwand ich schnell und ohne meine Reisetasche aus dem Jet.
Alice würde sie bestimmt mitnehmen.

~~~

Nach 20 Minuten Fahrt in einer von Alice gebuchten Limousine konnte ich endlich unser Hotel sehen. Ich freute mich schon darauf mich endlich auf das Bett in meinem Zimmer fallen zu lassen und kurz die Ruhe genießen zu können.

Als mir die Wagentür geöffnet wurde und ich meine Absätze auf hartem Boden absetzen konnte, atmete ich zuerst einmal tief ein und aus.

Mein Gepäck wurde von einem Jungen Anfang 20 sofort weggetragen und Michelle Stroh, die der Grund für meine Anreise war, kam mir schon aufgeregt entgegen.

"Miss Webster, da sind Sie endlich. Ich hoffe Sie hatten eine angenehme Anreise"

Ich nickte nur und wandte mich Alice zu, die in ihrer Handtasche nach etwas wühlte.

"Ich habe für heute Abend für 8:30 Uhr einen Tisch im l'étoile reserviert, um dort Genaueres zu besprechen. Ich hoffe das passt Ihnen in den Zeitplan"

Ich riss meinen Blick wieder von meiner Assistentin los und blickte Miss Stroh in die Augen.

"Das passt gut so. Ich werde da sein"
Ein wenig spät, aber das war ich gewohnt.

~~~

Miss Stroh hatte sich endlich verabschiedet und so standen Alice und ich nun vor der großen Rezeption, um unsere Zimmerschlüssel abzuholen.

"Miss Webster. Ich habe 2 Betten für 2 Nächte reserviert"

Die junge Rezeptionistin blätterte einige Seiten in ihrem Buch, bis sie meinen Namen und die Reservierung fand.

"Aja, hier. Miss Webster. Für Sie und ihre Begleitung haben wir die Presidentensuite vorgesehen. 2 Schlafzimmer, ein Aufenthaltsraum, 2 Bäder. Geht das in Ordnung?"

Ich nickte ein wenig perplex und drehte mich zu Alice um, die den selben Ausdruck auf ihrem zarten Gesicht trug. So hatte ich das nicht geplant...

She's the Webster (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt