Kapitel 17

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Alice

"Miss Webster?"

Seit zehn Minuten versuchte ich nun erfolglos irgendein Lebenszeichen von Miss Webster zu bekommen.

Nachdem sie gestern so aufgebracht in ihr Zimmer gestampft war, gab ich ihr ein wenig Raum um sich wieder zu beruhigen, aber in einer halben Stunde hatten wir ein Meeting und sie hatte sich immer noch in dem Zimmer eingeschlossen.

"Miss Webster, Sie haben in 25 Minuten ein Meeting!"

Noch immer nichts.

Verdammt, wieso war diese Frau nur so schwierig?

"Miss Webster! Ich komm rein, wenn Sie nicht rauskommen und glauben Sie mir, ich finde einen Weg!"

Ich hörte sie leise fluchen und nach ein paar Sekunden konnte ich von drinnen Schritte vernehmen.

Die Tür wurde mit einer Wucht aufgerissen und Miss Webster blickte mir verärgert entgegen.

"War das eine Drohung?"

Mein Atem stockte, als ihre Augen gefährlich aufblitzten.

"N-nein, ich--"

"Droh mir noch einmal Alice, und du wirst deinen süßen Hintern aus meiner Firma bewegen"

Ich schluckte schwer und konnte nur nicken. Immerhin duzte sie mich wieder. Und hatte Sie meinen Hintern gerade süß genannt?

"Gut, pack meinen Laptop in die Tasche und hol mir einen schwarzen Kaffee von dem billigen Automaten im Foyer"

Sie verzog das Gesicht und schüttelte ihren Kopf leicht, bevor sie wieder in ihrem Zimmer verschwand.

Für eine so selbstbewusste Frau versteckte sie sich ganz schön oft vor ihrer Assistentin.

~~~

Miss Webster nahm den warmen Kaffee in die eine Hand, während sie mit der anderen in ihr Handy starrte.

Ich watschelte ihr mit ihrer Tasche hinterher und fühlte mich dabei ziemlich fehl am Platz.

"Geht das auch ein bisschen schneller?", kam es plötzlich von vorne und ich verdrehte genervt die Augen. Sie war es doch, die so lang gebraucht hatte, weshalb wir jetzt schon fast zu spät waren.

Ich ging trotzdem ein bisschen schneller. Wer wusste, was sie tun würde, wenn ich ihr meine Meinung sagen würde.

~~~

Miss Webster öffnete schwungvoll die Tür und betrat den geräumigen Raum.

An einem ovalen Tisch saßen zwei blonde Frauen und ein etwas älterer Mann.

"Guten Tag die Damen", schmeichelte er und ich musste alles daran legen, mein Gesicht vor Ekel nicht zu verziehen.

"Aleandra, Nina", nickte Miss Webster den zwei Blondinen zu bevor sie sich setze und mir deutete, das Selbe zu tun.

"Katherine, willst du deinen alten Freund gar nicht begrüßen?", meldete sich der Alte schon wieder und ich war kurz davor ihm eine zu verpassen, denn sein Blick blieb die ganze Zeit an Miss Websters Dekolleté hängen.

"Lasst uns anfangen", brach eine der Blondinen die Stille. Aleandra oder Nina? Ich hatte keinen Schimmer.

Miss Webster nickte und nahm ihren Laptop aus der Tasche, die ich noch immer in den Händen hielt.

Ihr Parfüm stieg mir in die Nase und ich musste mich zusammenreißen nicht hier und jetzt den Verstand zu verlieren.

"Eure Entwürfe habe ich bereits erhalten, mich stören nur ein paar Kleinigkeiten, die ich mit euch besprechen möchte", meinte sie.

In diesem Moment wusste ich, dass dieses Meeting wieder unglaublich langweilig für mich werden würde. Ich verschwand in der Fantasiewelt in meinem Kopf und hörte den anderen nicht mehr zu.

~~~

Nach zwei Stunden war Miss Webster endlich fertig und wir konnten gehen.

Ich war unglaublich müde und konnte es nicht erwarten, endlich ins Bett zu fallen.

Miss Webster öffnete die Zimmertür mit ihrer Karte und warf ihren Mantel schlampig über den Kleiderhaken.

Dann sperrte sie sich in ihrem Zimmer ein und ließ mich mit meinen Gedanken und ihrer Unordnung allein.

Ich schnappte mir mein Handy vom Nachttisch und wählte die Nummer, die mir Maya gestern zugesteckt hatte.

"Hallo schöne Frau", kam es sofort aus dem Gerät.

Ich lachte verlegen und nahm mein Handy in die andere Hand und hielt es zu meinem rechten Ohr.

"Hey Maya. Ich- uh wollte nur Bescheid geben, dass ich heute nicht kann"

Sie seufzte.

"Und ich hatte mich schon so gefreut"

Jetzt fühlte ich mich beinahe schlecht.

"Meine Chefin lässt mich nicht gehen, sie-"

"Alice?!"

Was will sie denn jetzt schon wieder?

"Sorry Maya, ich muss los, die Arbeit ruft"

"Ist gut, meld dich mal wieder in den nächsten Tagen"

Gerade als Miss Webster in mein Zimmer stürmte, legte ich auf.

"Wer war das?", fragte sie und verschränkte die Arme.

Ich stand langsam von meinem Bett auf und legte mein Handy wieder auf den Nachttisch.

"Eine Bekannte"

"Die Bekannte von gestern? Dein Date?"

Das letzte Wort spuckte sie regelrecht aus.

"Es geht sie zwar nichts an, aber ja. Das war mein Date, das sie übrigens ruiniert haben."

Ihre Augen blitzen böse auf und bevor ich es verhindern konnte, hatte sie sich mein Handy geschnappt.

"Was machen Sie?", fragte ich empört und versuchte es ihr aus der Hand zu reißen.

"Ich lösche die Nummer dieser Schlampe"

Langsam bekam auch ich es mir der Wut zu tun.

"Lassen Sie das! Wieso machen Sie das?"

"Weil du mir gehörst!"

Ich blieb erstarrt stehen und auch ihr stand die Angst in den Augen geschrieben.

"W-was?", fragte ich leise.

Ich konnte sehen, dass sie versuche etwas zu sagen, aber es kamen keine Worte aus ihrem Mund.

Stattdessen trat sie einen großen Schritt auf mich zu und bevor ich mich versah drückte sie mich nach hinten gegen die Wand.

"Weil du mir gehörst", flüsterte sie lasziv.

Unsere Lippen waren nur noch einen Atemzug voneinander entfernt.

"Ich werde dich jetzt küssen", raunte sie und als sie sah, dass ich mich nicht wehrte, drückte sie ihre Lippen auf meine.




She's the Webster (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt