Kapitel 19

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"Alice"

"Alice"

Die schöne Stimme in meinem Traum wurde immer lauter. Sie klang geschmeidig, wie ein fließender Bach, wenn der Wind nur sanft durch das Wasser fuhr.

"Alice!"

Ich schreckte verwirrt hoch und verlor dabei beinahe das Gleichgewicht.

"Alice", seufzte Katherine, die mit zwei Gläsern Rotwein in den Händen vor mir stand.

"Tut mir leid, dass ich so lange weg war, ich war am Telefon mit der Firma"

Sie lachte.

"Aber du scheinst das ohnehin nicht mitzubekommen haben."

Ich ließ mich erschöpft zurückfallen und vergrub mein Gesicht in dem ersten Kissen, das ich fand.

Katherines sanftes Lachen ließ mich jedoch wieder hervorlugen und ich bildete mir ein, noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben als diese Frau.

"Wein?", bat sie mir an und hielt mir eines der großzügig gefüllten Gläser an.

Ich nahm es zögernd an, bekam aber nur ein leises „Danke" heraus, da mich Katherines Erscheinungsbild immer noch sprachlos machte.

„Hast du einen Filmwunsch?", fragte sie mich und griff zu der Fernbedienung, die den überdimensionalen Fernseher einschalten konnte.

Ich schüttelte nur den Kopf und starrte sie weiterhin an.

„Was bist du denn auf einmal so sprachlos, Alice?"

Mein Name fiel so zärtlich von ihren sanften, roten Lippen, dass ich glaubte, ich würde jeden Moment schmelzen.

Als sie ihr Gesicht zu meinem drehte, hielt ich es nicht mehr aus und warf mich regelrecht auf sie, um meine Lippen an ihre zu drücken.

„Alice", entfuhr es ihr völlig außer Atem.

Dass ich eigentlich gar nicht küssen konnte, verdrängte ich bei ihr. Ich fühlte mich, als hätte ich das schon tausende Male gemacht. Lag das an ihr?

Als wir uns wieder von einander trennten, hatte ich mich ein wenig beruhigt, aber Katherine sah aus, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Ihr Atem war schnell und unregelmäßig.

So schnell der Moment gekommen war, verschwand er jedoch auch wieder, denn sie räusperte sich und wandte sich dem Fernseher zu.

„Stehst du auf Action?"

Nein, nur auf dich.

Aber das war natürlich nicht die Frage und ich verdrängte den Gedanken ganz schnell wieder.

„Eher auf so Komödien", antwortete ich.

Katherine musterte mich von oben nach unten, bevor sich ein Schmunzeln auf ihrem Gesicht breit machte.

„Was denn?", fragte ich gespielt empört.

„Ach nichts, du bist nur zu süß"

Eine sanfte Röte legte sich über meine Wangen.

„Ich bin gar nicht süß", meinte ich, obwohl das eines der schönsten Komplimente war, die ich je bekommen hatte.

Sie kicherte nur, nahm meine Hand in ihre und begann mit ihren Fingern sanfte Kreise auf meinen Handrücken zu zeichnen.

In die andere Hand nahm sie die Fernbedienung und schaltete irgendeinen Film ein, den ich nicht kannte. Es war mir ohnehin egal, denn alles was ich in diesem Moment sehen wollte, war diese Frau.

Sie bemerkte, dass ich sie anstarrte und ein leichtes Lächeln zog sich über ihre Lippen.

"Hab ich etwas im Gesicht?", fragte sie lachend.

"Mhm"

Ich beigte mich zu ihr und drückt ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

Sie schloss ihre Augen und küsste mich zurück. Ich wollte nie aufhören sie zu küssen. Ihre Küsse waren so sanft, so zart aber auch mit so viel Hingabe. Ich konnte das Gefühl, das ich dabei bekam nicht beschreiben.

Plötzlich klingelte es an der Tür und wir trennten uns abrupt.

"Erwartest du jemanden?", fragte ich Katherine aber sie schüttelte den Kopf.

"Nein eigentlich nicht. Ich geh mal nachsehen"

Sie stand auf und schaltete den kleinen Monitor neben dem Aufzug an, der mit der Kamera vor dem Eingang verbunden war.

"Scheiße, was macht der denn hier. Alice du musst dich verstecken, schnell"

Ich schaute verwirrt herum, sprang dann aber auf und begab mich in den mir am nächst gelegenen Raum. Von draußen hörte ich, wie der Aufzug aufgang und eine Männerstimme zu reden begann.

"Katy, schön dich zu sehen. Wow siehst du scharf aus"

Ich schwor mir in genau diesem Moment, dass ich diesen Mann umbringen würde, wenn ich ihn jemals zu Gesicht bekam.

"Sag mal spinnst du? Was zur Hölle willst du hier Jürgen"

Jürgen?

~~~

Katherine

Als ich Jürgen sah, war ich vor Schock ganz verstarrt. Was tat dieser Mistkerl nur hier?

"...wow siehst du scharf aus"

Am liebsten hätte ich ihm hier und da sofort eine geklatscht.

"Sag mal spinnst du? Was zur Hölle willst du hier Jürgen"

Er sah mich mit einem gespielt traurigen Blick an.

"Was ist los Katy, darf ich nicht meine alte Freundin besuchen?"

Er ging weiter in den Raum hinein und wusste ich konnte ihn nicht davon abhalten.

"Nein darfst du nicht verdammt noch mal, das mit uns ist ewig her, was willst du von mir?"

Er griff in die Schüssel, die auf dem Wohnzimmertisch stand, und griff nach einer Hand Nüsse.

"Haben deine Eltern dir nicht Bescheid gegeben?"

Meine Eltern?

"Kleine, ich bin dein Date für euer Familientreffen in einem Monat"

Ich erstarrte. Mein Date? Meine Eltern?
Ich spürte wie Wut in mir hochstieg. Meine Eltern haben diesen Dreckskerl angerufen?

"Hau ab, du bist nicht mein Date und du gehörst auch nicht in meine Wohnung. Und wenn du nicht freiwillig gehst, kannst du mit meiner Security sprechen, falls dir das lieber ist"

Ich war schon lange nicht mehr so wütend gewesen.

Jürgen setzte nun ein Grinsen auf, das genauso hässlich war wie sein Name, sein Gesicht und sein ganzes Da-sein.

Er ging gelassen zum Aufzug zurück und drückte den Knopf .

"Du wirst schon sehen, Katy, so schnell bist du mich nicht los"

Bevor sich die Aufzugtür wieder schloss, rief ich ihm noch eine Sache hinterher.

"Hör auf mich Katy zu nennen!"

Ich wusste, dass ich schleunigst ein ernstes Wort mit meinen Eltern reden musste, aber jetzt im Moment war nur eine Sache wichtig:

Alice.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 03 ⏰

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