Kapitel 13

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Katherine

Nein, nein, nein!
Das konnte doch nicht wahr sein.

Ich wanderte überfordert in meinem Büro auf und ab, während ich versuchte eine Ausrede für das Bild zu finden. Ich könnte Miss Brown erzählen, dass wir uns nur zufällig einmal getroffen hatten, aber das wäre noch lange keine Erklärung dafür, das Foto in meiner Schublade aufzubewahren.

Stella Brown. Alleine dieser Name ließ mich zusammen zucken und einen Schauer über meinen Rücken laufen.

-Flashback-vor 5 Jahren:

Meine Wohnungstür wurde aufgerissen und Stella kam wutentbrannt herein gestürmt. Tränen liefen ihr über die Wangen und es fiel mir schwer, bei diesem Anblick nicht auch sofort in Tränen auszubrechen.

"Wieso Katherine?", schluchzte sie, griff nach dem nächstbesten Schuh und warf ihn in meine Richtung.
"Wieso tust du mir das an?!"

"Stella- ich.."

"Nein! Jetzt rede ich! Du schneidest mich einfach so von deiner Firma ab!? Wir waren doch ein Team. Wir hatten alles im Griff! Bin ich dir nicht gut genug? Gibt es in deinen Augen andere, die meinen Job besser machen könnten? Wieso, Katherine?!"

Ich seufzte und nippte an meinem Weinglas, das ich mir vorhin auf die Kücheninsel gestellt hatte.

"Ich wollte es nicht tun Stella, bitte glaub mir das"

Ich ging einen Schritt auf sie zu und legte ihr meine Hand auf die Schulter.

"Fass mich nicht an!"

Ich zog sie wieder zurück und ließ sie neben mir her hängen, während ich nach Luft schnappte.

"Es waren meine Eltern, Stella. Du weißt doch, wie sie sind. Sie möchten, dass ich ein Familien-Unternehmen führe, ohne Einfluss von außen. Ich wollte das nicht, ehrlich, aber-..."

"Aber was?" Ihre Stimme hatte sich wieder ein wenig beruhigt.

"Aber sie haben mir gedroht! Sie hätten mir das Unternehmen weg genommen und du weißt doch wie fragil es noch ist. Wir haben wenig Kunden und einen undurchdachten Plan. Ich möchte nicht aufhören, bevor ich es weiter gebracht habe"

Sie sah mich verletzt an und trat wieder einen Schritt zurück.

"Du möchtest also unsere Freundschaft und Partnerschaft aufgeben, nur weil es deine Eltern so wollen?"

Ich fuhr mir aufgebracht durch die Haare.

"Ich habe keine andere Wahl, Stella. Ich-"

"Nein. Ich habe schon verstanden. Ich bin zu alt für dein Unternehmen. Ich habe eine Tochter, einen Ehemann und du? Du hast nichts. Außer deine Arbeit. Ich verstehe schon, auf irgendeine Art und Weise. Aber Katherine, denk nicht, dass du dann in ein paar Jahren zu mir zurück gelaufen kommen kannst. Die Firma ist deine Priorität? Na gut. Aber dann bin ich weg"

Und damit drehte sie sich wieder der Haustür zu und verschwand in schnellen Schritten aus der Wohnung.

Nun fühlte auch ich, wie sich meine Wangen nässten und mir ein lautes Schluchzen entkam.

Was hatte ich nur getan?

-Flashback Ende

Als ich das Bild in meinen Händen hielt, wusste ich nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. Das war doch alles so lächerlich. Meine ehemalige beste Freundin und Geschäftspartnerin hatte ihre Tochter in meine Firma geschickt. Und wie hätte ich schon nein sagen können?

Drei Jahre nach dem Vorfall sprachen wir uns ein wenig aus. Unsere Freundschaft blieb noch immer eingefroren, aber immerhin konnten wir wieder normal miteinander umgehen, wenn wir uns aufgrund der Arbeit ihres Mannes trafen. Ich konnte ihr so eine Bitte nicht abschlagen, wenn ich unsere halbwegs normale Beziehung nicht noch mehr aufs Spiel setzten wollte.

Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern, als wir beschlossen hatten ein Unternehmen zu gründen. Ich war zuerst wegen unserem Altersunterschied ein wenig besorgt. Immerhin war sie zehn Jahre älter als ich und hatte sich schon ein ganzen Leben aufgebaut. Aber am Ende hatte alles gut funktioniert. Naja...nicht alles, wie man sehen konnte...

Und nun stand ich hier in meinem Büro nachdem ich Alice genau das angetan hatte, was ich in viel höherem Ausmaß vor 5 Jahren ihrer Mutter angetan hatte. Ich hatte sie von mir weg gedrängt. Und in beiden Situationen spielten meine Eltern eine große Rolle. Eine zu große.

Ich musste sie finden gehen und ihr Antworten geben. Sonst könnte ich nicht mehr mit mir Leben, nicht so. Ich war nicht meine Eltern. Ich war ich. Und ich musste meine eigenen Entscheidungen treffen.

A/N:

Ein ganz, ganz kurzes Kapitel, ich weiß. Aber immerhin habt ihr nun ein paar Antworten;)

She's the Webster (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt