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𝐻𝑎𝑦𝑧𝑒𝑙
„Es ist weniger umfangreich wie bei dir.", flüsterte ich. Allein bei dem Gedanken an die Vergangenheit kamen mir die Tränen, was auch der Grund war wieso ich das immer verdrängen wollte. Andererseits hatte ich das Gefühl ihn zu belügen, immer wie er leicht zu dem Thema schweifte.

„Ich war 13. Meine Eltern waren übers Wochenende in den Urlaub geflogen. Sie sind Montag erst wiedergekommen. Ich bin aus der Schule nach Hause gekommen. Wir hatten an dem Tag eine Mathe Arbeit geschrieben. Ich wollte es Mom erzählen und ihr beichten, dass es komplett scheiße war. Ich hab mir auf dem Weg nach Hause, Gedanken gemacht wie sie reagieren würde. Ich hab meine Schlüssel rausgekramt und die Haustür aufgeschlossen. Als ich Mom und Dad weder in der Küche noch im Wohnzimmer fand, hab ich nach ihnen gerufen und keine Antwort bekommen. Ich hab das ganze Haus abgesucht. Ich kann die Panik und das Adrenalin noch heute spüren. Mir gings scheiße, als ich sie nicht fand. Irgendwann ist mir dann eingefallen, dass ich ja noch mein Handy in der Hand hielt. Ich entsperrte es und las eine Nachricht von Mom. 'Hey Liebling, unser Flugzeug hat über 3 Stunden Verspätung, also sieht es so aus als würden wir uns erst heute Abend wiedersehen. Essen steht im Kühlschrank. hab dich lieb.'Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich dachte mir nichts mehr dabei und stellte meine Tasche in die Küche. Den ganzen Nachmittag telefonierte ich noch mit Katie. Sie wahr damals meine beste Freundin. Sie musste später aber noch los und ich hatte wieder nichts zu tun. Ich schaltete den Fernseher im Wohnzimmer ein und schaute Nachrichten, weil nichts besseres lief. Nebenbei war ich noch am Handy und hab den Fernseher ehr im Hintergrund laufen lassen. Naja bis...", ich hielt kurz inne und merkte wie sich die ersten Tränen lösten. Kyle war so Aufmerksam und strich sie mir weg. „Bis ein Flugzeug Absturz erwähnt wurde. Ich schreckte hoch und lauschte gespannt den Nachrichten. Das Flugzeug aus Griechenland ist über den Alpen abgestürzt. Meine Eltern waren in dem Flugzeug. Als die Nachrichtensprecherin ein anderes Thema ansprach, bekam ich einen Anruf von Andri. Sie hat mir das ganze bestätigt, weil ich es ich glauben wollte. Carlos war schon auf dem weg zu mir. Wir standen uns schon immer ziemlich nah. Ich hörte die Haustürklingel, kurz nachdem Andri aufgelegt hatte. Er machte Sturmklingeln. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich saß dort wie festgefroren und hab geweint. Ich weiß nicht wie lange es gedauert hat, bis ich Carlos Arme um mich spürte. Er ist durch die Gartentür reingekommen. Auch wenn ich allein sein wollte, war ich froh, dass er da war. In dem Moment konnte ich weinen, ohne mir Gedanken zu machen, wie das für ihn war. Es war einer der schlimmsten Tage in meinem Leben. Die Tage darauf waren die Hölle für mich. Ich bin nicht mehr aus dem Haus gegangen, hab alle Anrufe von Katie ignoriert, die gefragt hat, warum ich nicht in die Schule kam um wieder meine Hausaufgaben abzuschreiben. Niemand wusste was vorgefallen war und das war gut so. Ich wollte nicht als 'das Weisenkind'abgestempelt werde. So wie ich meine Schule und Mitschüler kannte, hätten sie das niemals verstanden. Von denen die es verstanden hätten, wollte ich kein Mitleid, den das erinnerte mich immer, dass ich niemanden mehr habe.", erzählte ich schluchzend weiter. „Aber du hattest du Carlos und seine Familie", stellte Kyle mit einer ruhigen Stimme fest.

„Ich weiß, aber das war mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, weil ich das Gefühl hatte, alles verloren zu haben. Naja als ich mich, dann nach 3 Wochen wieder gezwungen habe zur Schule zu gehen, hat Katie mich ignoriert, die meisten mich angestarrt, weil ich Augenringe des Todes hatte und die Lehrer mich nur angemeckert haben, dass ich keine Hausaufgaben gemacht und nicht für bevor stehende Teste und Arbeiten gelernt habe. Mir ging es noch beschissener als vorher. Als Katie dann 2 oder3 Jahre später, herausgefunden hat was passiert war, hat sie mich nur ausgelacht und es in der Schule rum erzählt. Wie erwartet, habe die mich auch nur ausgelacht und mich als den 'Freak ohne Eltern' abgestempelt. Ich hab die letzten Wochen noch durchgezogen, weil ich 4 Wochen später meinen Abschluss gemacht habe. In diesen letzten 4 Wochen kam alles wieder hoch was ich versucht habe zu verdrängen. Auch in der Zeit stand Carlos mir bei.", fuhr ich fort. „Dann denke ich, dass ich mich bei ihm mal bedanken sollte.", murmelte Kyle, der von meinem Schoß zu mir rauf schaute.

Ich musste leicht lachen. „Ich hatte danach ein halbes Jahr frei von Schule, bis ich her gekommen bin." „Warum bist du eigentlich nicht früher hier angetanzt?", fragte er und zog die Augenbrauen zusammen. „Mom wollte, dass ich eine vernünftige Schulkarriere mache. Nach der Schule, hat sie mir immer das beigebracht, was hier gelehrt wird. Und dann bist du an meinem ersten Tag in mich rein gelaufen. Gott ich kann mich noch daran erinnern als wäre es gestern gewesen." ich musste grinsen und Kyle lachte leise. „Geht mir aber genauso.", meinte er. „Und dann haben die merkwürdigen Träume angefangen. Als du mich nachts verwirrt in der Bibliothek gefunden hast, habe ich an meiner Existenz gezweifelt. Das was du im Wald gesehen hast habe ich schon in einem Traum erlebt." „Ich auch", murmelte er, „Es war einer der Gründe warum ich überhaupt da war." „An dem Abend danach aber ich mit Andri gesprochen und die hat mir die Wahrheit über einiges gesagt. Dass eine Eltern nicht bei einem harmlosen Flugzeugabsturz gestorben sind, sondern, das das Flugzeug ihretwegen manipuliert worden ist. Über die Familien Geschichte, wo deine Familie auch nicht so unbeteiligt dabei gewesen ist." „Es tut mir alles so leid, was ein Vater von dir will.", sagte er als wäre es seine Schuld. „Es nicht deine Schuld.", beruhigte ich ihn. Er nickte nur. „Du hast auch nicht die schönste Kindheit gehabt", meinte ich. „Meine Kindheit ist mit meiner Schwester gestorben. Ab da mussten wir unter Dads Agressionsproblemen leben." ich sah wie seine Tränen schon weder die überhand übernahmen.

„Vielleicht sollten wir uns mal anziehen und das ganze sacken lassen.", schlug ich vor und er nickte knapp. Und doch taten wir es nicht. Wir schwiegen. Eine ganze Weile, bis es klopfte.

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