33. Kapitel - Hinterhauskeller

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Es vergingen ein paar Tage. In den paar Tagen suchte ich mir ein Versteck. Ich fand eines in einem verlassenen Keller. Der Keller befand sich hinter einem Haus, in dem nur eine alte Oma lebte, die, außer im Bett lag, nicht wirklich etwas tat. In der Zeit in der sie ihr Leben im Bett verbrachte, kletterte ich durchs Fenster und schnappte mir ein paar Vorräte aus dem Kühlschrank, für die nächsten Tage. Bis vor zwei Tagen war mein einzigstes Problem die Frau, die täglich vorbeikam. Sie kümmerte sich um die Oma in diesem Haus.
Doch nach diesen Tagen, war nicht nur das Essen schwer zu bekommen, sondern wurde auch das Verlangen nach dem Serum größer.
Über mir befand sich reinstes Chaos. Die Enkel von der alten Dame waren wohl zu besuch und der Vater verschwand einfach nicht. Er kümmerte sich schon zwei Tage um die Alte. Dafür kam aber die andere Nervensäge nicht mehr vorbei.

Ich hatte es mir auf einer verstaubten, mit Löchern übersäten Matratze gemütlich gemacht. Immer wenn die Kinder anfingen über mir wie wilde Tiere rumzutrampeln, bebte die Decke und Staub flog auf mein Gesicht. Ein Grund, weswegen ich Tagsüber auf dem Bauch lag. Leider stank die Matratze übelst nach verfaulten Socken. Und bei jedem Atemzug, gelang Staub in meine Lunge, der mich zum Husten brachte.
Ich hatte mir schon mehrmals über den Tag vorgenommen, nach oben zu gehen und die Kinder umzubringen. Sie fuckten mich so sehr ab! Doch wenn das ihre Eltern mitbekamen, müsste ich auch noch sie töten. Das wäre alles zu auffällig. Dafür würde ich mein Versteck nicht opfern.

Ein Ratten artiges Piepen ertönte neben meinem Ohr. Mein zusammenzucken versteckte ich dadurch, dass ich direkt in dessen Richtung sah. Sie war die hässlichste Ratte, die ich seit langem gesehen hatte. Ihr Körper war länger als normale Ratten und man sah die Umrisse ihrer Knochen.
»Piss dich, hässliches Ding!«, versuchte ich sie zu verscheuchen. Sie hörte allerdings nicht auf mich und guckte mich weiter, mit ihren großen Knopfaugen, an. Ich fing böse an zu knurren und wollte sie erst mit Hundebellen wegjagen, doch ließ es bleiben. Später würden die Leute über mir mein Bellen hören.
Anstatt dass die Ratte woanders hinging, kam sie immer näher auf mich zu.
Bah was wollte dieses Mistvieh von mir?
Ihre langen Schnurrhaare strichen schon meine Wange. Sie hob ihren Kopf an, wobei ich ihre kleinen zwei vorderen Zähne sehen konnte. Auf einmal sprang sie die Matratze hoch und biss mir in die Wange. Ich zuckte zurück und versuchte sie mit meinen Händen, von meiner Wange zu ziehen.

»Du Mistvieh!«, schrie ich sie an.
»Lass los du bescheuertes Ding!« Doch das tat sie nicht. Erst als sie das kleine Stück meiner Wange durchgebissen hatte, konnte ich sie wegziehen. Dabei warf ich sie ein paar Meter weiter von mir weg. Ich fasste mir an das kleine fehlende Stück meiner Wange. Die Stelle blutete leicht, was mich nicht wunderte.
Die Ratte aß mein Stück Wange voller Genuss. Ich schenkte ihr einen bösen Blick.
Na warte du hässliches Vieh! Das wirst du büßen! 
Auch wenn sie nur Hunger hatte, war sie Es letztendlich, die tot in ihrem eigenen Blut, in der Ecke lag. Ich überlegte ob ich sie essen sollte, doch später bekam ich irgendwelche Krankheiten.

Anders als gedacht, half mir die Rattenleiche kein bisschen weiter diese Mordlust in mir zu stillen. 
»Ach fickt euch doch alle!«, regte ich mich darüber auf.
Als ich die Stimmen der ersehnten Hoffnung von oben hörte, setzte ich mich schlagartig auf. Sie gingen! Die Pisskinder verpissten sich in ihr Rattenloch zurück, aus dem sie kamen! Ich fand die Pisskinder noch schlimmer, als diese Ratte, die mir sogar ein Stück Wange rausgerissen hatte. Ob das so eine große Leistung war, wusste ich nicht genau. Ich grinste über beide Ohren, als ich die Haustür aufgehen hörte.
Der Gedanke an Essen gelang in meinen Kopf. Bevor ich noch wirklich die Ratte aß, musste ich unbedingt an den Kühlschrank rankommen.
Gestern hatte ich es versucht, wo der Vater da war. Es war Abends und bereits dunkel. Ich wollte durchs Fenster klettern, was eigentlich immer offen stand, doch diesmal hatte es dieser Pisser zu gemacht. Dazu hatte die Küche keine Tür und somit konnte man direkt ins Wohnzimmer schauen, in dem der Vater auf einer Couch saß. Und so fand ich keinen Weg reinzukommen. 
Ich hoffte inständig, heute würde es anders werden. Mein Magen quälte mich. Und durch die qualvolle Sucht nach der Spritze, wurde es auch nicht besser.

Ich wartete eine Stunde, bis die Sonne langsam verschwand. In der Dämmerung war meine Geduld am Ende und ich kletterte die Leiter hoch, an der sich wieder die gleiche Spinne ein Netz gesponnen hatte. Lernten Spinnen nie, wo sie ihr Netz sponnen konnten, und wo nicht? Um sie weiterhin zu quälen, zerstörte ich selbst die hinterste Ecke ihres Netzes. Es sollte ihr keine Lehre sein, eher ein Versuch, ein weiteres Mal ihr Netz zu zerstören. Ich grinste die runterfallende Spinne schadenfroh an.
Ach könnte ich nur ihren menschlichen Gesichtsausdruck sehen.
Ich öffnete die Luke über mir und kletterte raus. Hinter mir schloss ich sie sofort wieder. Dann schlich ich langsam, und möglichst ungesehen, zum Fenster. Trotz Hunger, machte ich es mir spannend. Erst als ich seitlich ans Fenster kam, guckte ich, ob es offen stand. Die Spannung blieb stehen.
Oh bitte! Ich hab Hunger!, bettelte meine innere Stimme. Am liebsten würde ich sie dafür umbringen. Niemals in meinem Leben würde ich betteln!

Ich unterbrach meine Gedanken und sah die Fensterscheiben an, die jeden noch so kleinen Spalt verdeckten.
Jetzt reicht's!
Wütend stampfte ich zu einem handbreiten Stein und nahm ihn in die Hand. Mir egal, ob nur einer dieser Idioten aufwachen würde. Mit meinem Hunger war nicht zu spaßen!
Ich warf den Stein mit soviel Kraft gegen das Fenster, welche ich seit Tagen nicht mehr gespürt hatte. Die Scheibe zerschmetterten und die Scherben landeten klirrend auf dem Boden. Mich freute es kein bisschen, diese Schreibe zerstört zu haben, aber anders ging's nunmal nicht. Für andere Wege fehlte mir nunmal die Geduld.

Zu meiner Überraschung saß diesmal nicht der Vater auf dem Sofa. Es brannte auch nirgends ein Licht. Nur die Rufe der Alten hörte ich ganz leise: »Ist da wer? ... Bitte antworten sie...« aber ich versuchte es zu ignorieren.
So ging ich zum Kühlschrank und öffnete ihn. Am liebsten hätte ich mich in ihn geschmissen und alles aufgegessen. 

Ein noch nicht angerührter Obstkuchen stand im Kühlschrank. Mir kam Obstkuchen suspekt rüber. Wieso machte man in Kuchen Obst rein? Dieses saftige zerstörte den ganzen Kuchen. Ich überlegte kurz, woher ich das wusste. So weit ich mich erinnern konnte, hatte ich noch nie Obstkuchen gegessen. Ich schüttelte den Gedanken ab und sah mir das weitere Essen an, welches im Kühlschrank lag. 

Am Ende nahm ich mir eine Packung Toastbrot, Wurst, eine Gurke und irgendwelchen wirren Belag mit. Unten im Versteck angekommen, fing ich an meinen Magen zu füllen. Es fühlte sich so gut an, endlich wieder essen zu können.
Nach zirka dreißig Minuten, hörte ich Schritte über mir und Stimmen.
»Jemand scheint bei ihnen eingebrochen zu sein«, sagte eine dunkle Stimme. Sie hat doch nicht etwa die Polizei gerufen?!
»Aber keine Sorge. Der jenige scheint es nur auf ihren Kühlschrank abgesehen zu haben.« Wie kam er darauf? Ich hob einen meiner Schuhe an und erst jetzt bemerkte ich, dass die Erde oben aufgeweicht war, wegen dem Regen. Wieso war ich so dumm?!
»Wir werden dennoch ihr Haus nach weiteren Spuren durchsuchen«, sagte der Polizist. Mein Mund klappte auf. Na toll! Wenn sie hier runter kamen, wäre ich am Arsch. 

Fight it - Villain DekuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt