Der Wille zu entfliehen

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Hier war ich also. Fühlte mich so einsam und verloren...

Ich hatte niemanden.
Ich hatte keine Freunde. Nur Leute die so taten weil alle ihre wahren Freunde  beschäftigt waren oder einfach aus dem Grund heraus mich besser ärgern zu können. Nur eine hinsterlistige Schwester, die jede Gelegenheit nutze mich ärgern zu können und teilweise irgendwelche Lügen erfand, die sie meinen Eltern dann "petzte", nur weil ihr langweilig war und Lust auf ein wenig Drama hatte. Ich hatte eine toxische Familie, die mir für alles und jeden die Schuld gab. Für die ich in der Schule nie gut genug war, weil man hätte ja easy eine 1 schaffen können, hätte ich nicht diese absolut dummen Fehler begangen und deshalb zur ihrer Enttäuschung  nur  eine 1- geschafft.

Stand ein Minus hinter der Note war es eigentlich schon gleich vorbei. Denn ein Minus würde bedeuten der Lehrer wäre nur nett zu mir gewesen und ich hätte eigentlich die schlechtere Note verdient gehabt.
Ein Beispiel:
2- ist eine 3. Nicht eine 3+, wie man jetzt vermuten würde.
Aber eine 3+ war keine 2-.
Denn dieses Spiel andersrum existierte aus unerfindlichen Gründen nicht.

Mein Dad war nie Zuhause, da er bei der Bundeswehr arbeitete und meine Mom hatte vermutlich physische Probleme, so oft wie sie unseren Stuhl vom Teepartytisch nach uns warf oder ihn gegen die Wand pfefferte. Mein Dad verbrachte dann immer die Zeit damit, diesen nach Monate langer Abwesenheit wieder zu reparieren, nur damit er nach seinem 2 Tage Aufenthalt, direkt wieder kaputt geschlagen wurde. Als Entschuldigung für seine lange Abwesenheit, brachte er uns dann immer von seiner Arbeit irgendwelche Geschenke mit. Meist waren es Puppenkleider für unsere Barbies. Doch auch wenn man ihn nur 2 Tage sah, nach Monate langen verschwinden, war es trotzdem leicht herauszufinden, wer das Lieblingskind in der Familie war...
Und Überraschung(!), ich war es nicht.
Ich war nur deren Tochter, wenn ich etwas geleistet hatte und Pokale oder Urkunden von meinen Hobbys mit bringen konnte, mit denen sie dann vor ihren Arbeitskollegen oder Freunden angeben konnten. Lachte ich mit meiner Schwester und mein Dad bekam es mit, so wurde er richtig wütend darüber und unterband dies sofort mit seinem wütenden Gebrüll.

Wir hatten allerdings noch einen Hund in der Familie, der mich vermutlich als einer der wenigen auf dieser Welt, so liebte wie ich war.
Es war eine Hündin, namens Happy. Ein Mischling zwischen Schäfer- und Berner Sennenhund und meine Beste und vermutlich einzige wahre, Treue  Freundin. Ihren Namen bekam sie dadurch, da sie immer fröhlich und glücklich ausgesehen hatte. Aber wie ihr Name, so ließ sie mich und Andere auch fühlen.
Ich habe sie sehr geliebt.
Sie war schon da, bevor ich geboren wurde. Und Niemanden hat sie so beschützt und behütet wie mich!
Nicht einmal Familienmitglieder durften in meine Nähe, wenn ich am schlafen gewesen war. Sie hatte oft Kämpfe geführt mit dem bissigen und aggressiven Nachbarhund, einem  Boxer, den selbst seine Besitzer nicht im Griff hatten. Diese Kämpfe endeten oft mit einer blutigen Pfote für Sie.
Aber Sie ließ sich nie unterkriegen und überlebte diesen Hund, der vermutlich eingeschläfert wurde.
Aber selbst wenn ich einfach nur im Hier und Jetzt lebte und mit Happy am Spielen war, kam jedes einzelne Mal mein Dad dazwischen, legte mir eine Hand auf die Schulter und sagte:

"Du weißt, irgendwann wird Sie nicht mehr bei uns sein, sondern tot."

Und versuchte mir somit jedes Mal Angst ein zu jagen und den Spaß zu verderben.

Meine Oma und mein Opa waren Alkoholiker, auch wenn ich es damals nicht so richtig als kleines Kind wahrgenommen hatte. Mein Opa trank Bier und meine Oma Sekt, als wäre es Wasser. Hab sie nie etwas anderes trinken sehen. Deshalb hatten sie oft auch ihre Wutausbrüche kaum unter Kontrolle. Aber ich bin mir sicher, sie liebten uns weit aus mehr, als meine eigentlichen Eltern, wenn sie es überhaupt je getan haben...

Aber ich weiß noch, eines Nachts stand ich auf dem großen Balkon und beobachtete, wie so oft, die Sterne. Einer strahlte heller als alle anderen. Ich hatte schon immer diesen Drang verspürt, mich zu ihnen zu gesellen. Als würde ich nicht hier her, sondern zu ihnen dort oben gehörten... oder vielleicht sogar in eine Welt dahinter? Und meine Oma kam dazu, legte mir eine Hand auf die Schulter und zeigte mit der anderen zu diesem und sprach:

Meine Abenteuer mit Peter PanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt