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-Emotionale Bindung-

Im Taxi herrschte bis zum Friedhof Stille,jedoch eine eher unangenehme. Zayn schien komplett gedankenverloren zu sein,da er kein Wort sprach,sondern nur aus dem Fenster sah und ab und zu mit seinem Bein auf und ab wippte. Er bezahlte den Taxifahrer und stieg mit mir aus,jedoch bekam ich keine Beachtung von ihm,denn er schien genau zu wissen wohin er wollte. Ich fand es etwas unheimlich,nachdem wir durch das Tor des Friedhofs gelaufen waren,da es schon Abends war und ich das ganze etwas Angst einflößend fand. Nach einer Weile blieb er an einem Grab stehen,wo er in die Hocke ging und seine Hände anhob,also war er wohl am beten. Ich wollte ihm nicht zu nahe treten und ihm seine Ruhe lassen,weswegen ich ein paar Schritte zurück machte. Ich erkannte nur einen Namen der mit ‚A' anfing und darunter ein Datum. „1998-2007" nuschelte ich. Ein Kind. Ob es vielleicht jemand aus seiner Familie war,oder sogar sein Bruder oder seine Schwester. Schon bei dem Gedanken überkam mich eine Gänsehaut,da ich mir nichtmal ausmalen wollte,wie er sich gefühlt haben muss. Zayn sah nun schweigend auf das Grab und ich sah von hinten,wie zittrig er war. Sollte ich auf ihn zugehen,oder ihm seine Ruhe lassen? Ich sah mich beängstigt um,wo natürlich niemand zu sehen war,aber es war komisch mitten in einem Friedhof zu stehen,in der Nacht. Ich sah auf seine Beine,die immer mehr zu zittern begannen,weswegen ich nun auf ihn zulief und ihn vorsichtig an den Schultern hochzog. „Lass uns gehen.",gab ich leise von mir,doch als er sich umdrehte und ich seine glasigen Augen sah,blieb ich direkt stehen. Oh nein. Meine Miene verzog sich direkt in eine bemitleidende. Man erkannte an seinen Gesichtszügen,was gerade in ihm vorging,denn seine Mundwinkel hingen nach unten und er schien nicht komplett bei Bewusstsein zu sein. Als dann auch langsam Tränen aus seinen Augen stießen,konnte ich nicht anders,als mich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihn in meine Arme zu schließen. Ich spürte,wie er seinen Kopf an meiner Schulter ablegte und stockend an meinen Hals atmete. Mit meiner Hand strich ich über seinen Nacken,in der Hoffnung ihn beruhigen zu können,doch an der Nässe,die ich an meinem Hals spürte,merkte man,dass es momentan keine Beruhigung für ihn gab. Es machte mich irgendwie traurig ihn so leiden zu sehen,denn ich war nun selber den Tränen nah. Wer weiß wie lange er diese Tränen in sich gesammelt hat? Er löste sich von mir und sah kurz zum Grab,bevor er wieder zu mir sah. „Wollen wir gehen?",fragte ich vorsichtig. Er nickte nur und schien so benebelt,weswegen ich seine Hand in meine nahm und automatisch unsere Finger ineinander verschränkte,während wir den Friedhof verließen und das beklemmende Gefühl endlich verschwand. Er führte mich durch einige Straßen,da ich mich hier natürlich nicht auskannte,doch er sah nur vor sich hin und sprach kein Wort,doch sein fester Griff an meiner Hand,verriet mir schon,wie er sich fühlte. Vor dem Haus,blieb er kurz stehen,er sah zögerlich aus. Wahrscheinlich wollte er nicht,dass die anderen seine roten Augen sehen. „Ich sag,dass du duschen bist.",legte ich meine Hand auf seine Schulter und drückte diese leicht. „Danke Sara.",murmelte er leise,während er die Tür aufsperrte. Er verschwand direkt nach oben,während ich in das Wohnzimmer lief,wo Zelal und Leonid aneinandergekuschelt saßen. Direkt setzte sich Zelal aufrecht hin und fragte was passiert war. „Wir mussten etwas länger auf die Eltern warten.",log ich die beiden an. Ich wollte nichts preisgeben,was er vielleicht garnicht wollte. „Und wie geht es der kleinen?",fragte Leonid. „Sie hat sich wahrscheinlich den Fuß gebrochen,aber schon Schmerzmittel bekommen.",erzählte ich. Zelal nickte verstehend. „Und wo ist Zayn?",wollte sie wissen. „Er meinte,dass er duschen gegangen ist." „Ich schau mal nach ihm.",stand ich auf und lief leise nach oben,da ihre Eltern wahrscheinlich schon am schlafen waren. Er saß aus seinem Bett und hatte sein Gesicht hinter seinen Händen versteckt. Ich schloss leise die Tür,worauf er wegsah und sich seine Tränen wegwischte. „Du brauchst deine Emotionen nicht zu verstecken.",setzte ich mich neben ihn. „Ich verstehe es,wenn du es nicht magst vor anderen zu weinen,aber fress deine Emotionen nicht in dich rein,Zayn." Er sah zu mir und sah mich für eine Sekunde stumm an. Was wohl in ihm vorgeht? Er legte plötzlich seinen Kopf auf meine Schulter,weswegen ich wieder meine Arme um ihn schlang. Ich hatte das Gefühl,dass es uns beiden gut tat. Er hatte dadurch wahrscheinlich nicht mehr das Gefühl alleine zu sein und mir? Mir taten seine Berührungen einfach gut,irgendwie. Ich sah zum Fenster hinter seinem Bett,wo der Vollmond auf uns hinabschien. Sein Zittriger Atem steckte immernoch an meinem Hals. Oh man.

𝑾𝒆𝒊𝒍 𝒊𝒄𝒉 𝒅𝒊𝒄𝒉 𝒍𝒊𝒆𝒃𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt