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O N E H U N D R E D A N D T E N

"Hey du, weißt du eigentlich wie das ist, wenn man die zweite Wahl ist?" Kurz schaue ich Maya dabei zu, wie sie auf ihrem Erdbeerlollie herum kaut. Ich rümpfe die Nase. Wieso sollte man so etwas tun? Lollies sind doch dazu da, dass sie langsam kleiner werden und der Geschmack so lange wie möglich im Mund bleibt. Wenn man seine Lutscher zerbeißt, ist das Einzige, das man bekommt, so eine eklig zähe Masse, die ewig in den Zähnen hängen bleibt. Ich schüttle kurz den Kopf, dann rupfe ich weiter am Gras. Maya schmatzt kurz, als sie den Lollie aus dem Mund nimmt: "Nein, wie meinst du das?" "Naja", meine Hände werden immer grüner, als ich nach den richtigen Worten suche, "das ist wie, wenn man jedes Mal im Sporttraining da ist, wenn man stundenlang schwitzt und auf die Schokolade verzichtet, aber am Ende doch jemand anderes die Goldmedaille gewinnt. Zumindest fühlt es sich ziemlich ähnlich an." Maya schaut mich kurz von der Seite an, steckt sich dann den Lutscher wieder in den Mund und scheint zu überlegen. Nach kurzer Zeit sagt sie: "Ich bin ehrlich gesagt eh nicht wirklich sportlich. Das Gefühl kenne ich nicht." Ich seufze leise und schmeiße das Gras, das sich von der ganzen Zupferei in meiner Hand gesammelt hat, zurück in die Wiese. Dann bin damit wohl auch allein, denn ich kenne dieses Gefühl zu gut. Ich habe das Gefühl ich renne und renne, und trotzdem kommen alle anderen vor mir ins Ziel. Ich werde so abgehängt, dass ich mittlerweile einsam fühle und ich frage mich, wann ich endlich die Erste sein darf. Wann ich nicht mehr die Wahl bin für mein Umfeld, wenn es keine bessere Option gibt. Wann ich wieder das Gefühl habe, dass ich wahrgenommen werde.

Ich frage mich, wann ich als Erste über die Ziellinie rennen werde.