S I X T Y - E I G H T | | #AcademyOfModernArts

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"Scheiße, Gae", ich werfe meine Tasche auf den Boden und lasse mich auf den Cafeteriastuhl fallen, "wenn dieses Mädchen wirklich im HipHop Kurs bleibt, dreh ich warscheinlich durch!" Der Blödmann lacht bloß. "Was hat sie denn angestellt? So schlimm? Hat sie dir wieder gesagt, dass du die Augen aufsperren sollst?"

"Ha ha ha, sehr witzig", sage ich und hebe meinen Mittelfinger, worauf Gae mir nur seine Zunge entgegen streckt. "Man, sie treibt mich einfach in den Wahnsinn! Sie ist eine kleine, verzickte Göre, aber gleichzeitig...-"

"Gleichzeitig aber was?" Jetzt auf einmal interessiert, lehnt er sich in meine Richtung und wackelt mit den Augenbrauen. "Lass das, du Arsch." "Jetzt sag schon! Gleichzeitig tut sie was?" Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht und frage mich, wie ich so blöd sein konnte, dass zu erwähnen, und gleichzeitig, wieso ich mit so einem Idioten befreundet bin. "Gleichzeitig tut sie verdammt gut tanzen."

Gae verschluckt sich an seiner Cola, und ich starre nur zu Boden. Das war offensichtlich das, das er am wenigsten aus meinem Mund erwartet hat. "Das kotzt mich so an. Und ich weiß nicht mal warum! Was interessiert es mich eigentlich, was sie kann und was nicht?" Durch meine ganze Verwirrtheit, steigt mir langsam, aber sicher die Wutesröte ins Gesicht. "Okay okay, hey Adry, reg dich ab", kommt Gae gerade noch rechtzeitig, bevor ich drohe komplett zu explodieren. "Adrián, bleib mal ganz ruhig. Warte doch erstmal ab, die Kleine wird entweder von selbst den Kurs verlassen, oder sich nur mies fühlen, wenn sie sieht wie gut du bist. Das weißt du doch."

"Klar weiß ich das", erwidere ich wieder einigermaßen ruhig, "aber warscheinlich geht es mir nicht mal so sehr um diese Konkurrenz, sondern...ach scheiße."

"Was den Adry? Komm schon, spucks aus, wir haben doch keine Geheimnisse." Ich seufze tief. "Es ist einfach das Unbekannte in meinen Terrain. Seit zwei Jahren war ich der Einzige, dass das Hip Hop an dieser Schule gekannt hat und jetzt ist sie einfach da. Einfach so. Man Gae, das ist einfach so ungewohnt...du weißt wie viel mir diese Streetdance-Nummer bedeutet." Ich senke erschöpft den Kopf. Es laugt mich jedes Mal aufs Neue aus, über das zu sprechen, das ich mir vorgeht. "Ach Adry", Gae lässt sich wieder in die Lehne seines Stuhls fallen, "du bist echt ein hoffnungsloser Fall. Wann kapierst du endlich, das man dir nicht alles wegnehmen will?" Schlagartig werde ich wütend. "Wie meinst du das?" "Man Adry", er seufzt, "ich unterstütz dich echt in allem und ich finde auch, dass du der beste Tänzer überhaupt bist, aber nur weil jemand sich für das Selbe wie du interessiert, muss es nicht heißen, das man dir schaden will, dir irgendwas wegnehmen will, nenns wie du willst. Aber du musst endlich aufhören immer alles für dich zu vereinnahmen. Das macht doch nur Probleme."

"Du Arsch hast einfach keine Ahnung, was man mir schon alles genommen hat, okay? Ach komm, halt's Maul, ich verschwinde hier." Wütend und irgendwie verletzt schnappe ich meine Tasche und gehe an den einzigen Zuchfluchtsort in meinen Leben - dem Tanzsaal. Ich habe einfach nur kurz jemanden gebraucht, der mich versteht, dem ich einfach erzählen kann, was mich ankotzt und dieser Vollidiot hat nichts Besseres zutun, als mir zu erklären, wer wem etwas wegnimmt und wer nicht?

Jeder will mir irgendeine Scheiße vorschreiben, aber wann verstehen sie endlich, das ich genug davon habe? Das ist doch genau, was ich tue! Ich habe mich, mit dem Schritt an diese Schule zu gehen, bewusst dazu entschieden, mich meiner Leidenschaft komplett hinzugeben, damit ich endlich ich selbst sein kann. Damit ich endlich für mich entscheiden kann. Aber anscheinend will das niemand kapieren.

Ach, was heißt wollen, dass kann niemand verstehen. Niemand. Nicht diese hässlichen Mädchen, die mir die ganze Zeit wegen meinem Aussehen hinterher rennen, meine Eltern nicht, meine Freunde - einfach niemand. Keiner kann verstehen, was mir Tanz bedeutet, keiner kann verstehen was ich möchte und was in mir vorgeht. Keiner kann mich verstehen.

Völlig aufgelöst werfe ich meine Tasche auf den Boden und schmeiße meine Anlage an. Ich muss mich jetzt einfach abregen. Sonst nimmt das wohl ein schlimmes Ende. Auf volle Lautstärke lasse ich "300 Thousand" - Cavalier ft. Night Lovell durch den Saal dröhnen und fange kurz darauf an, all meine Energie zu sammeln. Ich stelle mich vor den Spiegel und kann jede einzelne Zelle meines Körpers spüren.

Ich will mich bewegen.

Der Beat des Liedes fängt an mich immer stärker und stärker zu inspirieren und in meinem Kopf schlängeln sich die unterschiedlichsten Bewegungsarten. Und dann fange ich an, dem stetigen Kribbeln in meinen Muskeln nachzugeben.

Ich isoliere einen Teil meines Körpers, während ich Andere in wellenförmigen Bewegungen aufleben lasse, die nach und nach meinen ganzen Körper erreichen. Meine Seele verflüssigt sich in meinen weichen Bewegungen, bis eine weitere Welle von Energie meinen Körper durchrennt und ich auf den nächsten Beat mit harten Locking, Jumps und Spinns einsteige. Alles Flüssige verfestigt sich zu einer einzigen, starken Flamme, lebend von neuem Lebensgefühl.

Tanz als neues Lebensgefühl. Nur dieses Lebensgefühl. Alles andere ist vergessen.

- lliqhtred

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- 3.11.16 um 1:02 Uhr

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