#schweigenBrechen

2K 46 1
                                    

Clara

„Wir bleiben für immer."

Diese Worte gehen mir nicht mehr aus dem Kopf, seitdem Julian sie ausgesprochen hatte. Eins muss ich nochmal los werden.
Ich hätte nie gedacht, dass es da draußen solche Fußballprofis gibt, die nicht arrogant sind und dazu noch so ein großes Herz haben.
Ja, ich rede hier von Julian Brand und Kai.... Ja genau Kai, wie heißt dieser eigentlich mit Nachnamen ?
Soll ich Julian einfach mal fragen oder was denkt er dann von mir ? Ach egal, ich frage ihn einfach.
„Du Julian, ich weiß nicht, wie ich gerade auf den Gedanken komme, aber wie heißt eigentlich Kai mit Nachnamen ?" ich wusste eigentlich schon, dass Julian wieder an etwas anderes denkt, aber lassen wir ihn einfach mal denken.
„Havertz. Um genau zu sein; Kai Lukas Havertz." schaute Julian mich grinsend an.

Ich nickte zufrieden und war auch schon wieder in meinen Gedanken vertieft,
Clara Havertz. Hört sich schon nicht schlecht an. Ahhh ja, sooooo schön.
Nein stopp Clara, denk nicht mal dran. Redete ich mir dann aber schnell ein.
Auch wenn er echt, ich muss der Wahrheit treu bleiben, heiß aussieht und dazu noch diese eisblauen Augen, kann ich mich nicht in ihn verlieben, auch wenn er mich niemals verletzen würde, wie er es immer sagt, kann ich mich trotzdem nicht in ihn verlieben.
Clara jetzt hör auch darüber nachzudenken. Du kennst diesen Jungen eigentlich noch gar nicht richtig.
Ich schüttelte gerade meinen Kopf und musste schmunzeln und sah wie mich dieser blonde Junge angrinste und gar nicht mehr aufhören konnte.

„Na, von der Hochzeit mit Kai geträumt?" Hatte ich nicht eben gesagt, dass er wieder an was falsches denkt, also eigentlich hatte ich ja daran gedacht, aber das war mir jetzt egal, sonst hätte ich ihm ja noch zugestimmt.
„Denk nicht mal dran" musste ich den liebevollen jungen Fußballer trotzdem anlügen, sonst bildete er sich wieder was darauf ein.
„Jajaja, redet ihr mal alle weiter, wenn ihr heiratet erinnere ich euch beiden nochmal dran, dass ihr es beide nicht wollt."
Arschloch dachte ich mir. War ich wirklich so eine schlechte Lügnerin? Anscheinend schon.

Der Abend verging und mir ging es wirklich den Umständen entsprechend sehr gut. Ich glaube Julian tut mir einfach unfassbar gut. Wir verstehen uns schon so gut, obwohl wir uns noch nicht so lange kennen. Anfangs dachte ich ja wirklich, er sei ein wenig eingebildet und komisch, doch er hat so ein großes Herz und hat so einen tollen Charakter, er ist einfach unglaublich. Seine Freundin kann sich unfassbar glücklich schätzen. Leni ist genauso ein tolles Mädchen, also kann auch Julian sich glücklich schätzen, so eine tolle Frau an der Seite zu haben.
Ach man, ich denke schon wieder zu viel nach, aber was soll ich tun.

„Ähh Clara, darf ich dich mal was fragen." stupste mich Julian von der Seite an.
„Ja klar. Was gibst denn ?" ich wusste ehrlich nicht was er mich jetzt fragen wollte, denn wir hatten nicht miteinander gesprochen und er war nur am Hand, während ich nachgedacht hatte.
„Darf ich die Tage mal ein Bild von dir oder von uns beiden in die Story posten ? Ich würde gerne ein wenig über deine Geschichte erzählen und aufmerksam machen, was hier in der Welt so los ist. Ich denke das wird vielen da draußen Kraft geben und ich glaube es ist gut, dass man dafür mal seine Reichweite nutzt. Dann überlegen wir uns ein Hashtag und dann kann jeder auf dieser Welt diesen benutzen und dann hoffen wir mal, dass sich was verändert. Ich würde gerne ein Bild nehmen, wo es dir auch etwas schlechter geht, damit man sieht, wie beschissen es einem geht, wenn man diese Art von Gewalt erfährt. Also nur wenn das für dich okay ist."

Warte was hatte ich da gerade gehört ? Er möchte seine Reichweite dafür nutzen, um anderen Kraft zu geben ? Und das von einem Fußballer, die eigentlich meistens nur das Geld im Kopf haben ? Okay. Wow, damit hätte ich nicht gerechnet.
„Ich kann das auch lassen, würde es nur mal gerne in die Öffentlichkeit stellen, damit sowas mal ein Ende bekommt." Ich schien ihn so lange angestarrt zu haben, dass er dachte ich möchte es nicht.
„Oh äh sorry, war gerade etwas überfordert. Ich finde es unfassbar toll von dir, dass du dafür deine Reichweite nutzt und nicht nur an das ganze Geld denkst. Du bist so ein toller Mann wirklich. Du kannst das gerne machen. Ich finde es eine tolle Idee. Ich kann dir auch helfen zu schreiben, dann brauchst du das nicht in deine Story machen und wir können einen Beitrag erstellen, damit das jeder immer wieder lesen kann." ich konnte es immer noch nicht fassen, das er das tun wird.

„Bombastische Idee, Frau Havertz." Ich wusste, dass er noch irgendetwas sagen muss, weil sonst wäre es für ihn auch schon wieder zu süß gewesen, so ist Julian eben nicht.
Ich rollte nur die Augen doch dann lachte ich ihn auch schon wieder an, ich konnte ihm einfach nicht böse sein.
„Wann starten wir? Gleich jetzt ? Heute geht es mir nämlich mal gut, also den Umständen entsprechend, wer weiß, wie es mir morgen geht." Ja das weiß man eben nicht, da sich mein Zustand fast immer von Minute zu Minute verändern kann.
„Ach ne, du hast ja noch kein Bild von mir. Dann machen wir das wann anders. Möchte jetzt nicht so tun, als ob es mir schlecht geht." Fiel mir dann aber ein.
„Ach Clara, das glaubst auch nur du. Ich habe gestern heimlich eins von dir gemacht, damit ich dir es irgendwann zeigen kann, wie schlecht es dir mal ging und wo du dich dann wieder hingekämpft hast." Das kann ja wohl nicht wahr sein, dass dieser Junge auch noch Fotos macht. Naja, irgendwo ist es ja auch schon süß.

„Du bist ein Frettchen. Habe ich dir das schonmal gesagt ?" lachte ich den Jungen an. „Aber alles gut, dann können wir ja nun starten."
„Auf gehts" saß ein motivierter Julian neben mir, welcher sich auch oftmals wie ein kleines Kind benimmt.
Wir wurden allerdings unterbrochen, als die Krankenschwester reinkam um halb 8, um das Geschirr vom Abendessen einzusammeln. Ich hatte so ein Drink bekommen, wo alle möglichen Vitamine drin sind und welcher mich auch erstmal wieder ein wenig aufbaut. Allerdings wollte ich auch, dass Julian ein wenig stolz auf mich ist, weshalb ich mir seinen Joghurt klaute und diesen weglöffelte. Ich habe mich so bemüht und es ist bis jetzt alles drin geblieben. Julian freute sich so sehr, doch er schaute auch ein wenig skeptisch als er sah, wie ich sein Joghurt klaute. Er konnte seinen Augen bestimmt kaum trauen.

Die Frau war weg, dann konnten wir uns auch an die Arbeit machen.
Zuerst überlegten wir uns ein Hashtag, doch das war so schwierig, das wir damit bestimmt eine Stunde mit beschäftigt waren.
Wir hatten mehrere Ideen, wie zum Beispiel: #gegenGewalt #freiLebenOhneGewalt #schweigenBrechen
Doch dann hatten wir uns für #schweigenBrechen entschieden, denn das ist ja das Hauptproblem an der ganzen Geschichte, dass wir so bedroht werden, dass man keine Chance hat, sich Hilfe zu holen.
Julian suchte noch das Bild raus, doch damit war ich nicht zufrieden. Ich finde es schöner, wie man mich sieht, dass ich wach bin und zeige, dass es einem gut geht bzw besser geht, wenn man sich Hilfe geholt hat, also machten wir dann doch schnell ein neues Bild.
Und dann kommt der schwierige Part, das formulieren...

Zurück ins Leben, mit Ängsten und Tränen.            KAI HAVERTZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt