Gefühlschaos

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Kai

„Oh Junge Dame, wo möchtest du denn hin ?" fragte ich sie, doch ich bekam keine Antwort auf meine Frage.
Ich meine, ich kann es auch nicht erwarten, denn ich kannte sie ja gar nicht.
Mittlerweile weiß ich, dass sie Clara heißt und 18 Jahre alt ist.

Nachdem Clara aus der Tür weinend heraus gerannt ist, schaute ich Julian mit verdutzen Blick an.
Ich kenne Julian sehr gut und ahnte böses, dass er ihr was angetan hat.
Ehm Kai, was ist gerade los mit dir ? Du hast dich erst von Sophia getrennt und kannst dich jetzt nicht schon wieder ein wenig verliebt haben, dachte ich mir.

„Was hat sie ?" fragte ich Julian aufgeregt.
„Ich habe die ganze Zeit versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen, doch sie hat mir nie geantwortet. Eben saß sie weinend auf ihrem Bett und schaute raus, da habe ich ihr angeboten, dass ich mit ihr reden kann bzw ob sie das möchte."
„Und was noch ? Irgendwas fehlt noch, ich kenne dich" schaute ich ihn genervt an.

„Vielleicht hätte ich sie es nicht fragen dürfen, aber ich habe sie noch gefragt, warum sie eigentlich hier ist, denn ihre Verletzung sieht ja schon nicht ohne aus" erzählte mir Jule.
„Das war zu weit, du kannst sie doch nicht so überrumpeln und wenn sie die ganze Zeit den Kontakt abgelehnt hat, dann lass sie doch."

„Ulala was ist denn mit dir los, dass du so böse wirst Harvey" fragte er mich mit zuckenden Augenbrauen.
Ich wurde rot und das nutze er natürlich aus.
„Ist der Kai etwa ein wenig verliebt, ohne dass er sie wirklich kennt? Uiuiui, du kleines Frettchen."
Versuchend abzulenken fragte ich ihn, ob er weiß, wo sie hingelaufen sein könnte, denn Julian kennt dieses Krankenhaus gefühlt schon in und auswendig, da er gefühlt sein halbes Leben bis jetzt hier drin verbracht hat.

„Geh mal zur Dachterasse, dort ists schön und ruhig" sagte er zu mir.
„Ja, wo ist die denn, komm mit ich finde die nicht."
Kurz zögernd sagte ich dann doch lieber „Bleib besser hier, sonst brauchen wir noch 5 Jahre, bis du da oben bist mit deinem Bein."
„Haha, danke mein Freund. Nein Spaß, will euch beim 1 Date nicht stören."

Ich sagte nichts mehr und ging und suchte die Dachterasse.
Da es schon Abends war, war es auch dementsprechend dunkel auf den Fluren, da das Licht schon etwas verdunkelt wurde.
Als ich in der letzten Etage war, hörte ich einen lauten Schrei.

Und nun stand ich schon vor einer großen Schiebetür aus Glas und sah in dem Schnee ein Mädchen stehen.
Ich ging langsam hin. Anscheinend hörte sie mich und ließ sich mit den Knien in den Schnee fallen und hob die Hände über den Kopf.
Was ist los mit ihr, dachte ich, doch dann fing sie an zu reden, ohne mich anzuschauen oder auch ohne zu schauen, wer eigentlich da war.

Sie sagte so etwas wie „Benny ich kann dir das alles erklären und bevor du ausrastet hör mir bitte zu".
Ich war kurz geschockt und konnte nicht glauben, was sie da gesagt hat.
Sie hat also einen Freund, der ausrastet.
Das ist dann wahrscheinlich der Grund, weshalb sie so aussieht, wie sie aussieht.

Ein paar Sekunden später wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, denn Clara fing wieder an zu reden.
Sie erzählte, dass sie nicht alleine hier sei, sondern ein Baby im Bauch trägt, aber sie es sich nicht getraut hat zu sagen, da sie Angst vor der Reaktion hatte.
Niemand weiß, dass sie Schwanger sei, aber das soll ich schnellstens ändern, dachte ich mir, nicht, dass es dem Baby schlecht geht.

Und nun kam auch die Wahrheit ans Licht und meine Vermutung, dass ihr Freund sie schlägt, bestätigte sich.
Das kann nicht war sein. Mein Atem stockte und ich war so unglaublich sauer, dass ich diesen Kerl sofort finden möchte und ihm mal zeigen, dass das so nicht geht.

Was ich aus ihren Worten entnehmen konnte, ist das sie schon seit 3 Jahren geschlagen und beleidigt wird.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie nichts isst, was Julian immer heimlich beobachten konnte.
Es zerreißt mir mein Herz, was war bloß los mit mir.
Ich glaube ich habe mich wirklich ein wenig in dieses Mädchen verliebt, welche zwar viel zu dünn war, aber auch das würde ich wieder mit ihr hinbekommen.

Clara drehte sich langsam um und schaute von meinen Beinen an, hoch in mein Gesicht, worauf sich ihr Blick von traurig zu einem verzweifelten Gesicht verändert.
Ich reichte ihr meine Hand, um ihr hoch zu helfen.
Sie zögerte kurz, doch dann legte sie ihre Hand in meine.

Darauf zog ich sie in eine kurze Umarmung, denn sie zitterte am ganzen Körper.
„Ich kann das nicht glauben, was du mir gerade alles erzählt hast" sagte ich traurig zu ihr.
„Du solltest das so schnell wie möglich deinem Arzt sagen, dass du schwanger bist" fügte ich noch schnell hinzu.
„Ich kann das nicht" flüsterte sie und wollte gerade gehen, doch ich packte sie am Handgelenk und hielt sie fest.

„Hey, alles wird gut. Ich helfe dir gerne. Ich bin Kai und 21 Jahre alt, aber das hast du mittlerweile bestimmt schon von Julian erfahren."
„Du wirst es nicht verstehen" hörte ich das Mädchen traurig sagen.
„Schau mich an, ich habe es schon verstanden, glaub mir. Du musst diesen Mistkerl vergessen und ich werde dich beschützen,Clara."

Ein lächeln stand nun auf ihren Lippen und auch auf meinen.
„Danke" hörte ich sie zu mir flüstern.
Als ich ihr gerade zulächeln wollte, wurde alles komisch und sie brach auf der Stelle zusammen. Ich packte sie schnell und schrie um Hilfe.

Zurück ins Leben, mit Ängsten und Tränen.            KAI HAVERTZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt