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Ares steht nun am Eingang seiner Schule. Es ist bereits 16 Uhr und Vater scheint sich zu verspäten. Ungeduldig tippt er mit seinem Fuß auf dem Boden und schaut immer mal wieder auf seine Armbanduhr.

Er macht sich ein wenig Sorgen. Vater ist selten so spät.

„Shi?" Neugierig auf die Stimme, die ihn gerufen hat, schaut er über seine Schulter. Ein Mädchen mit pinker Haut läuft auf ihn zu. Sie geht in seine Klasse. Was war ihr Name noch gleich..?

„Ja?"

Was würde sie denn von ihm wollen? Er hat mit ihr bis jetzt kein Wort geredet.

„Was machst du noch hier? Der Unterricht wurde doch vor einer halben Stunde beendet." Unruhig spielt sie mit ihren Fingern. Immer mal wieder versucht sie Blickkontakt aufzubauen, bricht ihn nach wenigen Sekunden aber wieder ab.

„Ich warte auf meinem Vater. Er wollte mich abholen."

Er versteht nicht warum sie so nervös ist. Macht er ihr Angst? Sie nickt, öffnet ihren Mund und schließt ihn ohne ein Ton von sich zugeben wieder. Neugierig sieht er sie an. „Hast du etwas zu sagen?"

Mina zittert ein wenig, weil ihr kalt ist. Die Uniform der Schule besteht nur aus einem Rock, einem Hemd und einem Jackett. Sie hätte eine Leggings unter dem Rock tragen können. Aber sie hat auch nicht erwartet, dass es im April so kalt ist. Oder liegt es überhaupt am Wetter?

Sie geht ein paar Schritte voran. Näher zu Shi. Direkt vor ihm spricht sie ihre Antwort aus:

„Ja, ich wollte-"

Ares Handy klingelt. „Ein Moment, tut mir leid."

Er schaut auf dem Display seines Handys. Teresa. Er wischt nach rechts und legt das Handy an seinem linken Ohr. Gleichzeitig dreht er seinen Rücken zu seiner Klassenkameradin.

„Hallo?"

Mina seufzt. Sie wurde unterbrochen. Als wäre sie in einem Roman oder old school Netflix Film. Sie hätte sich eher trauen sollen ihn anzusprechen. Warum hat sie eine so große Angst vor der Frage. Um genauer zu sein vor seiner Antwort. Während Shi im Telefonat vertieft ist, entfernt sie sich langsam von ihm. Sie wird ihn ein anderes Mal fragen. Heute... ist es zu kalt, genau.

„Vater ist noch auf seiner Arbeit? Ich dachte er hat vor fast einer Stunde Feierabend gehabt. Verstehe. Ich komme zu Fuß."

Ares dreht sich zurück. „Tut mir leid, das war-" Überrascht blickt er ins Nichts. Wo ist denn das Mädchen hin? Kurz schaut er sich um, nur um sie nicht ausfindig zu machen. Daher zuckt er seine Schulter und macht sich auf den Weg nach Hause. Wenn es wichtig gewesen war, wird sie sicher wieder auf ihn zu kommen.

Anastasia müsste bereits Zuhause sein. Er kann schon hören, wie sie ihn anfleht von seinem ersten Tag an der U.A zu erzählen. Genau so wie damals bei der Prüfung.

Ein kleines Lächeln bildet sich in seinem Gesicht. Er hat eine gute Halbschwester.


„Woah, wie cool. Ereaserhead ist dein Klassenlehrer? Er ist doch so Underground!"

Ares nickt. Er blickt nicht auf. Ihm ist bewusst, dass sie große Augenmacht. Anastasia liebt Helden. Unendlich.

„Und hast du schon die Quirks von deinen Mitschülern gesehen? Hat einer ein Quirk wie Hawks oder uh ich weiss, kann einer Doppelgänger machen? Gibt es Jemanden der Feuer schießen kann oder vielleicht Wind?"

Ares lächelt. Sein Kichern unterdrückt er sich. Sonst wird sie wieder genervt sein.

„Ja, manche Quirks habe ich schon mitbekommen. Einer hat Düsen an seinem Bein und kann dadurch echt schnell laufen. Leider hat keiner ein Feuerquirk, aber dafür kann einer Explosionen aus seiner Handschießen. Cool, oder? Der Junge wirkt auch echt stark." Überlegend kratzt er sich an der Wange. „Ich glaube er hat die meisten Punkt bei der Prüfung gehabt.

„Oh mein Gott! Echt? Mama, Ares ist mit dem besten aus seiner Stufe in einer Klasse. Er muss echt stark sein."

Teresa hat glücklich zugehört. Die drei sitzen am Esstisch und genießen ihr Abendessen. Ares Vater, Hiroto, sollte eigentlich schon längst wieder zurück sein. Sie macht sich ein wenig Sorgen, aber versuchtes den Kindern nichts zu zeigen.

„Natürlich. Unser Ares ist sehr stark." Teresa unterdrückt den Wunsch seine Haare zu wuscheln. Sie hat das ein Mal gemacht als er sieben Jahre alt war. Er ist extrem wütend geworden und hat sein Quirk eingesetzt. Glücklicherweise hat er sie nur etwas schwerer gemacht, damit sie ihn nicht nochmal anfasst.

Sie versteht warum er es nicht gemocht hat. Sein Vater hat es ihr später erklärt. Jeder aus der Familie weiss es. Ohne, dass Ares je ein Wort darüber verlieren musste.

„Ich habe die wichtigste Frage von allen vergessen!", kreischt Anastasia, „Hast du- also ist- also konntest du All Might treffen?!" Ares reagiert nicht. Gemütlich isst er sein Reis. Anastasia wird quengelig und schüttelt an seinem Arm. Er blickt zu ihr. In ihre grünen Augen, die selben wie ihre Mutter. Dann nickt er. Noch hatte er keine Unterrichtsstunde mit ihm, aber er ist ihm auf dem Schulflur begegnet.

Ihre Augen strahlen. Anastasia liebt Superhelden. Sie sind die besten. Einmal hat Mt. Lady sie gerettet. Seit dem schaut sie sich jedes mögliche Video zu ihr an. Und sie hat angefangen sie zu verehren. Am liebsten würde Anastasia selber eine Heldin werden. Aber das geht leider nicht. Nicht nur hat sie nie ein Quirk entwickelt. Ihr wurde das Bein apportiert. Daher ist ihr rechtes Bein aus Metall.

Es ist so als hätte das komplette Universum dem damals neunjährigem Mädchen zugeschrien. „Nein, werde keine Heldin. Du bist dafür nicht gemacht!" Also wurde sie schon früh mit einer Niederlage konfrontiert, die schon von Anfang an als Niederlage entschieden wurde. Sie hatte keine andere Möglichkeit.

Um so mehr verehrt sie ihren Bruder für seine Wahl ein Held zu werden. Sie hat sich geschworen ihn für immer zu unterstützen. Komme was wolle!

„Du musst mir unbedingt seine Unterschrift besorgen!"

Ares ist erleichtert, dass Anastasia so ein optimistisches Mädchen ist. Erfühlt sich irgendwie verpflichtet dazu auf die U.A zu gehen. Für Anastasia und für Mutter. Mutter hätte es gewollt. Ganz sicher.

Nach dem Abendessen geht Ares in sein Zimmer. Er ist müde. Der Tag war lang und seine soziale Batterie ist eigentlich schon lange leer. Er braucht Zeit für sich. Auf seinem Schreibtisch liegt sein Laptop. Sollte er sich ein wenig mit dem Internet beschäftigen oder..? Nein, am besten zieht er sich um, macht sich bettfertig und geht schlafen. Er sollte die Oberschule nun ernster nehmen. Er kann nicht, wie zuvor, bis 3 Uhr Morgens auf bleiben und dann mit drei Stunden Schlaf in die Schule.

Also tut er dies. Er zieht sich um- nun steht er in Boxershorts und einemgrünen Tshirt im Zimmer- und geht in das Badezimmer. Seine blaue Zahnbürste wartet bereits. Während er sich die Zähne putzt, blickt er in den Spiegel. Er sieht von Tag zu Tag immer weniger wie Mutter aus. Das einzige, was er noch zu haben scheint sind seine dunkelblonden Haare und seine Augen und... und das wars.

Es stimmt ihn traurig. Die Tränen unterdrückend spuckt er die Zahnpasta aus, wäscht sich den Mund und eilt in sein Zimmer. Er springt auf sein Bett, schaltet das Licht aus, und kuschelt sich in seine gelbe Decke.

„Mutter...", heiße Tränen drängen sich aus seinen Augen. Er versucht die Frust zu unterdrücken. Teresa ist noch wach. Sie könnte jeden Moment herein kommen und ihn so sehen. Und das will er nicht. Also bleibt er stumm, lässt die Tränen leise fließen und versucht jede mögliche Bewegung und jeden möglichen Ton zu vermummen.

Mama wäre stolz auf mich. Da ist er sich sicher. Oder? Mama hat ihn geliebt. Er dreht sich zur Wand. Zitternd hebt er seine rechte Hand und legt sie auf seinen Kopf. Seine Locken werden noch unordentlicher, weil er sich durch seinen Kopf wuschelt. Immer wieder wiederholt er. Mama liebt mich. Mama ist stolz auf mich. Ich vermisse Mama.

Erst als seine Augen schon brennen und fast ausgetrocknet sind, hört er auf zu weinen. Tief atmet er ein und aus. Jetzt, wo er seine Emotionen wieder im Griff hat, deckt er sich bis zum Mund zu und schließt die Augen. Er muss sich zusammen reißen.

Und er schläft ein. Es ist zwei Uhr Morgens, aber er schläft ein und hat mehr als drei Stunden Schlaf.



Ares (bnha ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt