27

26 3 0
                                    


"Sensei?" Sein Sensei reagiert nicht. Ares nimmt es als Zeichen zum weiter reden. "Ich könnte jetzt ein Referat halten, dass die länge eines Romans hat, aber anstelle dessen lassen sie mich nur zwei Dinge loswerden. Auch wenn sie bald nicht mehr mein Lehrer sein werden, sollen Sie wissen, dass ich sie als Sensei schätze. Ich glaube, dass ich als Schüler nie aufgefallen bin - weder positiv, noch negativ. Naja, bis jetzt -, aber trotzdem hatten sie in den letzten Monaten einen großen Einfluss auf mich.

Die zweite Sache ist eine Bitte. Sagen sie meiner Schwester Anastasia, dass es mir gut geht und ich ihr bald ein tolles Geschenk mache, ja? Ich habe noch keins, aber das sagen sie ihr bitte nicht. Bis wir uns das nächste Mal sehen werden, werde ich für Anastasia eins besorgt haben."

Aizawa hört sich seine Worte bis zum Schluss an und geht dann ohne eine Reaktion zu zeigen. Ares weiss nicht, ob sein Sensei es zu klischeehaft empfand und er wird es wohl niemals erfahren. Er hofft bloß, dass er auf seine Bitte eingehen wird. Denn Anastasia ist eine Priorität, die er seit seiner Entführung und sogar kurz davor nicht beachtet hat.

Ares wird niemals erfahren, dass Aizawa die Worte seines Schülers für immer verfolgen wird. Welchen Einfluss hätte er auf Ares haben können? Er hat doch nichts für ihn gemacht? Shota hasst sich dafür. Während er aus dem Krankenhaus geht, reißt er sich zusammen. Sicherlich hat Ares das nur zu ihm gesagt, weil es für beide ein Abschied war. Sie werden sich nicht mehr sehen. Jetzt wo er aus der Schule fliegt. Und trotzdem fragt er sich immer wieder, was der teenage Junge genau meint. Er sollte ihn vielleicht doch noch ein letztes Mal treffen.




Aizawa hat das Licht in seinem Zimmer angelassen. Also drückt er auf den Knopf, den er Ich-brauche-Hilfe-Knopf nennt, sodass eine Krankenschwester oder ein -pfleger erscheint und ihn seinen Wunsch hoffentlich erfüllt.

Und nachdem er ein paar Minuten gewartet hat, tritt ein blonder junger Mann in blau/grüner Kleidung in seinen Raum. Er sieht nicht älter als 25 aus und trägt einen drei Tage Bart.

"Du hast den Knopf gedrückt?"

"Ja. Tut mir leid deswegen rufen zu müssen, aber können sie das Licht ausschalten? Ich hatte vorhin Besuch da und er hat es vergessen."

"Selbstverständlich." Kurz sucht der Pfleger den Lichtschalter und betätigt ihn dann. "Hast du noch eine Bitte?"

Für einen Moment zögert Ares, entscheidet sich dann jedoch es wenigstens auszuprobieren. Mehr als nein sagen, kann der Pfleger auch nicht. Also sammelt er sein Mut und fragt: "Ich möchte mich schlafen legen, aber diese Handschellen um mein Knöchel macht das echt schwer. Können Sie die nicht entfernen? Ich verspreche nicht abzuhauen. Ich will nur schlafen und meine Taten reflektieren."

Der Krankenpfleger lehnt sich an die Tür und überlegt. Auf seinem Arm befindet sich ein Tattoo, aber von Ares' Standpunkt, kann er nicht erkennen, was abgebildet ist.

"Warum hast du Handschellen um dein Bein? Welche kriminelle Tat hast du begangen?", fragt er. Ares weiss, dass der Krankenpfleger aus Spaß und gleichzeitig aus Neugier fragt.

"Ich habe mit Freunden eine Tankstelle bestohlen und wurde erwischt...", murmelt er noch immer laut genug damit der Mann ihn hören kann. Um seine Lüge noch glaubwürdiger zu machen, schaut er auf seinen Schoß. Es ist vielleicht sogar beängstigend, wie schnell er sich diese Lüge ausdenken konnte.

Der Pfleger lacht. Nicht höhnisch. Eher verständlich. Er zeigt seine weißen Zähne und seine Grübchen auf den Wangen. "Alles klar. Ich hole den Schlüssel."

Niemals hätte er erwartet, dass seine Lüge durchgeht. Wenn die Polizei das Krankenhaus nicht informiert hat, dann hat Ares erwartet, dass die Mitarbeiter ihn von den Nachrichten oder so kennen würden. Laut Kageen war er doch Live in den News als er... Er will seinen Satz nicht zuende denken.

Als der Mann zurückgekommen ist, musste Ares ihm dreimal versprechen diese Tür nicht zu öffnen, um aus dem Krankenhaus zu fliehen. Ares schwor sogar, dass er dies nicht tun würde. Und er wird sein Versprechen halten.

Als der Pfleger aus dem Raum tritt und die Tür hinter sich schloss, stößt Ares die Luft entlastet aus seinen Lungen. Er wartet ein paar Minuten bis er aus dem Bett steigt. Seinen rechten Fuß reibend - es ist ein angenehmes Gefühl - genießt er den kurzen Augenblick. Kurz bricht er das angenehme Gefühl am Fuß ab u d streicht sich durch die Haare.

Dann fallen ihm all seine Fehler wieder ein. Besonders den Fehler seinen Kameraden fast zu erschießen. Um seine Mutter wiederzubekommen, würde er diesen Moment jeder Zeit erneut erleben. Aber sein Fehler war es Shigaraki so schnell und ohne wirklichen Grund zu vertrauen.

Er wurde verarscht. Das war so dumm von ihm. Er weiss nicht, wie er die Kraft wieder verloren hat, aber All for One hat sie ihm nur für einen kurzen Augenblickt geliehen.

Er hört auf an seinem Knöchel zu reiben und geht Barfuß zum Fenster, dass bis vorhin noch offen war. Jetzt wo er ganz nah am Fenster steht, kann er die Straßen draußen sehen. Es befinden sich kaum Menschen auf dem Bürgersteig. Dafür fahren noch genug Autos auf den Fahrbahnen.

Er öffnet das Fenster.

Warum hat er der Welt so einen Schaden zugefügt?

Er beugt sich vor.

Um seines Glückeswillen hat er Leuten traumatische Erlebnisse, Angst und mehr Arbeit geschenkt.

Der kühle Wind der Nacht streicht auf seine Wangen. Es fühlt sich gut an. Auf seinem Nacken bildet sich Gänsehaut.

Niemals wird er sich selbst verzeihen können. Wie würde er je erwarten können, dass andere ihm verzeihen?

Er setzt sich an die Öffnung. Seine Beine hängen aus dem Fenster. Der Mond strahlt auf ihn während er in den Geräuschen der Stadt versinkt.

Sogar Mama wäre enttäuscht.


Er lässt sich fallen.

Ares (bnha ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt