Kapitel 9

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„Wieso können Sie sich nicht mal wie ein richtiger Mann verhalten und keine Frauenschuhe tragen?“ „Kleidung hat doch gar kein Geschlecht.“, argumentierte ich, auch wenn es sinnlos war. Ich war auch nicht genervt, aber Karin tat mir Leid, wegen ihrer Verschlossenheit. „Glauben Sie wirklich, dass Sie so in den Himmel kommen? So, wie Sie sich verhalten.“ „Falls es Gott wirklich gibt, wird es bestimmt einen Grund geben, warum ich so geworden bin. Unnatürlich ist es nicht.“ Nun sah sie noch wütender aus, zerrte ihre Hunde mit sich und verließ beleidigt den Park. Daraufhin applaudierten und jubelten viele, aber da machten Luna und ich nicht mit. Unsere Hunde waren uns wichtiger, mit denen wir später auch etwas im Park spielten. Nach einer Weile wollten wir natürlich wieder gehen und auf dem Weg zu mir fing es dann schlagartig an, stark zu regnen und später auch zu gewittern, aber ich war selbstverständlich vorbereitet. Ich hatte zwei Mini-Regenschirme eingepackt. Einen pastel-grünen für Luna und einen rosanen für mich, passend zu meiner Kleidung. Die Hunde ließen wir anfangs frei laufen und sie durften auch in Pfützen springen. Matsch war ebenfalls kein Problem, denn solange die Hunde Spaß hatten, war ich glücklich. Aber ich leinte sie wieder an, als Straßen in der Nähe waren, genauso wie Luna... Bei mir zu Hause duschten und trockneten wir sie dann ab und setzten uns danach ins Wohnzimmer, nachdem ich Lunas Hunden Wasser hingestellt hatte. „Willst du was essen oder trinken?“ „Nein danke.“ Nun sah sie kurz etwas überrascht aus. „Aber ich glaub', ich muss mal zur Toilette.“ „Alles klar.“ Zügig stand sie auf, nahm ihren kleinen Rucksack mit und joggte ins Bad. Während sie weg war, räumte ich meinen Rucksack aus, goss mir ein Glas Wasser ein und setzte mich wieder auf's Sofa. Die Hunde hatten sich hingelegt und Luna war noch nicht wieder da, also nahm ich mir mein Handy und ging auf Instagram. Wie immer wurde ich auf unzähligen Beiträgen markiert, hatte haufenweise neue Likes und so viele Kommentare, dass ich gar nicht alle lesen konnte. Natürlich hatte ich auch neue Follower, doch nur bei einem stockte mir kurz der Atem. TJ_BB folgte mir seit vorhin und hatte auch ein paar meiner Bilder geliked. Ich konnte das gar nicht richtig glauben, auch wenn er nicht mal der einzige Streamer, beziehungsweise Youtuber, war, der mir folgte. Ab und zu habe ich auch schon mal Anfragen von, hauptsächlich mir unbekannten, Youtubern für Collaborations bekommen, aber ich habe jede einzelne abgelehnt. Nicht weil sie unhöflich waren, aber es kam mir sehr skeptisch vor, dass die meisten Kanäle dieser Youtuber fast ausschließlich aus Collaborations bestanden und ihr Kontent war auch nicht so meins. Außerdem habe ich über manche von ihnen auch viel Negatives gehört, vor allem gab es oft Drama und Beef, aber TJ_BB und seine Freunde schienen endlich mal eine Ausnahme zu sein. Klar gab es Leute, die sich zum Beispiel über BB's Aussehen beschweren oder sonst was zu meckern haben, aber gerade weil er authentisch ist und sich nicht für andere verbiegt, war er mir sehr sympathisch. Unabhängig von seiner Reichweite war er auch bisher der Einzige, mit dem ich, unter einer Bedingung, zusammen streamen würde. Und seinen Worten nach zu urteilen, könnten wir das vielleicht bald tun. Das freute mich... „Was lächelst du denn so süß?“, fragte plötzlich Luna, die gerade den Raum betrat. „BB folgt mir.“ „Oh.“, schmunzelte sie, „Glückwunsch.“ „Danke.“, kicherte ich und sie setzte sich wieder neben mich. „Guck' mal, er hat 'ne Story hochgeladen. Guck' doch mal rein.“ „Ok.“ Ich ging auf BB's Profil und tippte neugierig auf seine Story. In dieser hatte er seinen Fernseher fotografiert, auf dem eins meiner Videos lief und darunter stand 'Niceness' mit ein paar GIFs drum herum. Da klappte mir leicht der Mund auf und Luna kicherte. Meine Wangen wurden auch ganz warm. „Da hat wohl jemand 'nen neuen Fan. Und dann auch noch BB himself.“ Ich wurde noch röter. „Ob man das schon als Fan bezeichnen kann...“ „Bestimmt.“ „Mmh, also ich weiß ja nicht.“ Belustigt wuschelte Luna durch meine Haare und um das Thema zu wechseln, legte ich mein Handy weg und fragte: „Wollen wir vielleicht Karten spielen?“ Kichernd nickte Luna. „Gerne.“ Schnell holte ich meine normalen, selbst designten Spielkarten und meine selbst designten UNO-Karten, die ich auch in meinem Shop verkaufte, von oben, brachte Luna noch ungefragt ein Glas Wasser und setzte mich wieder zu ihr. „Was spielend wir?“, fragte ich. „Mmh... UNO.“ „Alles klar.“

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