14 | Was isst Arthur?

1.8K 332 69
                                    

Nachdem dieser Corin aus meinem Sichtfeld verschwunden ist, drehe ich meinen Kopf zu Arthur, der noch immer in die gleiche Richtung blickt.

„Corin, hm?", mache ich und kann nicht verhindern, verletzt dabei zu klingen. Sicherlich habe ich keinerlei Anspruch auf Arthur und natürlich ist mir klar, dass er wohl schon Männer kannte, bevor ich plötzlich vor seiner Tür stand, aber dennoch–

„Zwei stille Wasser", kündigt der freundliche und gänzlich un-Corin-ige Giacomo an und stellt eben jene vor uns auf den Tisch, bevor er uns auch Besteck für das Essen bereitlegt. „Die Pizzen kommen sofort."

„Danke", murmelt Arthur und beobachtet den Kellner, der in das Restaurant zurückeilt und sogleich mit zwei großen Tellern herauskommt, die er ebenfalls vor uns platziert.

Mit einem „Guten Appetit" lässt Giacomo uns allein an unserem Tisch zurück und ich starre verblüfft auf Arthurs Teller.

„Okay, wo ist deine Axt?", bemühe ich mich, die Stimmung an unserem Tisch zu lockern, denn auf Arthurs Teller präsentiert sich – ganz wie auf meinem eigenen – nichts anderes als eine herrlich duftende Pizza Hawaii.

Arthur schmunzelt zu meiner Erleichterung tatsächlich ein wenig und sieht mich mit seinen hübschen braunen Augen an.

„Du hast nicht gefragt, was ich esse, also wusste ich nicht, dass du sie sehen willst", kichert er.

„Die ist bestimmt in deinem Schlafzimmer versteckt", überlege ich laut und ernte ein verblüfftes, lautes Lachen von ihm.

„Du warst in meinem Schlafzimmer?"

„Natürlich nicht", erwidere ich entsetzt. „Sonst wüsste ich ja, ob deine Axt dort versteckt ist. Ich gehe doch nicht ungefragt in dein Schlafzimmer, Arthur."

„Was hast du eigentlich den ganzen Vormittag gemacht?", erkundigt er sich und schneidet sich einen ersten Bissen von der Pizza ab. „Hast du noch ein wenig geschlafen?"

„Nein, ich... hab aufgeräumt."

Arthurs schöne Augen werden groß.
„Was?"

„Ich dachte mir, dann musst du das nachher nicht tun, wenn du nach Hause kommst."

„Das ist nett, aber... Felix, du musst nicht bei mir aufräumen."

„Ich wollte aber."

„Wow", macht Arthur und schmunzelt vor sich hin. „Wenn du jetzt auch noch gut kochen kannst, bist du wahrhaftig wie für mich gemacht."

Ein riesiges Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus und ich greife seine Hände, so dass sein Besteck klappernd auf den Teller fällt.

„Dann habe ich großartige Nachrichten für uns beide", verkünde ich. „Ich kann nämlich in der Tat ganz gut kochen, denke ich."

„Denkst du?", kichert Arthur und wieder sind seine Wangen so süß pink gefärbt.

„Nun, ich glaube schon", grübele ich. „Irgendwie kommen die Erkenntnisse über mich selbst immer nur dann, wenn ich sie zu brauchen scheine. So wie mein Telefon, als du mich nach meiner Nummer fragtest oder mein–"

Erst jetzt fällt mir das Portemonnaie wieder ein, das ich in meiner Hosentasche ertastete, kurz bevor Arthur und ich uns hier trafen. Ich erhebe mich kurz, betaste die Taschen meiner Jeans und fördere aus der rechten Hinteren das Portemonnaie, während mich die vordere Linke jetzt plötzlich mit einem kleinen Schlüsselbund überrascht.

Arthur hebt interessiert eine Augenbraue und betrachtet die beiden Dinge, die ich vor uns auf dem Tisch ablege und mich wieder hinsetze.

„Das war vorher noch nicht da", schwöre ich und Arthur zeigt auf den Schlüsselbund.

„Darf ich?"

Ich nicke zustimmend und nehme mir selbst das dunkelbraune Portemonnaie.

„Du hast offensichtlich eine Wohnung oder ein Haus", überlegt Arthur und zeigt mir einen Schlüssel an dem kleinen Ring. „Dazu wohl einen Briefkasten, das hier könnte ein Fahrrad sein und das..." Er hält einen dicken, schwarzen Knauf fest. „Ist auf jeden Fall der Schlüssel zu einem Auto. Und es ist, dem Schlüssel nach zu urteilen, keine Schrottkarre, wenn ich das anmerken darf."

Wunschdenken | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt