45 | Was ist gefährlich an mir?

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Was war nochmal mein Beweggrund, unsere Intimitäten vorhin zu stoppen?

Arthur und ich stehen vor seinem Kleiderschrank und er zieht sein rotweindurchtränktes Hemd aus, welches ich ihm abnehme und dabei ungeniert auf seinen entblößten Oberkörper starre.

„Also", redet er weiter. „Ich muss dich leider enttäuschen."

„Ich bin alles andere als enttäuscht."
Ist die Haut neben seinem Nabel wohl so weich, wie sie aussieht?

„Felix?"

„Keine Enttäuschung, wirklich nicht", gebe ich zurück.
Ziehen sich seine Bauchmuskeln wohl zusammen, wenn ich meinen Finger so ganz leicht über–

Ein Schnippen von Arthurs Fingern lässt mich zusammenzucken und schuldbewusst wieder in Arthurs Augen blicken. Hatte er noch was gesagt?

„Du starrst", kichert er und zieht sich ein dunkelblaues T-Shirt über den Kopf, welches mir den bisherigen Ausblick auf seinen Oberkörper verwehrt.

„Ja", schmolle ich. „Und jetzt ist da schon etwas Enttäuschung."

„Du wolltest es nicht überstürzen. Die Idee kam nicht von mir."

Laut seufzend lege ich meine Hände an seine Hüfte und ziehe ihn an mich, um ihm einen zarten Kuss auf den Mund zu geben.
„Ich weiß. Und die Idee ist sicher gut, mir fällt nur gerade nicht mehr ein, warum."

Arthur legt seine Hand an meine Wange und lässt seinen Daumen über meine Unterlippe streichen.
„Dir ist schon klar, dass das verdammt gefährlich ist, oder?"

„Was jetzt genau?"

„Dass du so ... süß und charmant und ehrlich bist."

„Was ist denn daran gefährlich?", schmunzle ich und schnappe mit meinen Lippen nach seinem Daumen. „Verliebst du dich etwa gerade in mich?"

Arthurs Augen weiten sich überrascht und sein Mund bringt nur ein tonloses „Oh!" zustande.

Mein Grinsen wird noch breiter und ich beuge mich vor, um meine Lippen ganz nah an sein Ohr zu legen.
„Dann geht mein Plan ja auf", hauche ich und mir entgeht nicht, wie sein Körper an meinem erschaudert.

Und weil es mir unglaubliche Freude bereitet, Arthur zu überraschen und vielleicht auch, weil meine Standhaftigkeit in Bezug auf unsere Zurückhaltung mit so viel Nähe enorm zu bröckeln beginnt, trete ich einen Schritt zurück, greife beherzt seine Hand und verkünde: „Und jetzt decken wir den Tisch und du erzählst mir hoffentlich, was dein wahrer Beruf ist."

Wie erhofft, starrt Arthur mich einfach nur perplex an, lässt sich aber wehrlos von mir in die Küche ziehen.
„Ich bin ganz schön langweilig", gibt er wieder zu bedenken und senkt seinen Kopf.

Ich seufze und nehme sein Gesicht in beide Hände.
„Vielleicht lässt du mich das entscheiden, okay? Und jetzt lass uns lieber erst einmal knobeln, ob wir in der Küche oder im Wohnzimmer vor dem Fernseher essen wollen."

„Wie? Das weißt du nicht?", fragt Arthur mit gespieltem Entsetzen.

Ich zwinkere ihm zu, während ich zum Küchenschrank und Teller heraussuche.
„Doch, aber ich wollte zumindest mal so tun, als wüsste ich nicht genau, was du willst, Arthur."

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