Wunschdenken | ✓

29 | Was tut Arthur?

Ich gebe einen unterdrückten Schrei von mir – das Geräusch, das man macht, wenn man am liebsten vor Frustration einmal laut schreien möchte, dabei aber die Lippen ganz fest zusammenpresst, so dass es wie ein wütendes Quietschen oder Knurren klingt.

Gerade will ich Arthur ein „Siehst du?" entgegenschmettern, doch zu meiner Verblüffung rollt er nur mit den Augen, murmelt ein „Der muss jetzt kurz warten" und legt dann einfach so seine Lippen auf meine.

Einfach so!
Arthur Moore küsst mich einfach so und all die Wut, all die Zweifel und all die Frustration in mir lösen sich mit dieser winzigen und doch so ersehnten Berührung schlagartig in Luft auf.

Von einer Sekunde auf die andere vergesse ich all die negativen Gedanken und weiß wieder, warum ich hier bin.

Darum. Darum bin ich hier. Dafür wurde ich geschaffen. Arthur Moore zu küssen ist meine Bestimmung.

Sein Mund schmeckt herb und süß zugleich und als er seine Hände in meinen Haaren vergräbt und dabei leise seufzt, glaube ich, im Himmel zu sein.
Nichts hat sich je so perfekt angefühlt.

Nach einer Ewigkeit, die sich doch zugleich nur wie der Bruchteil einer Sekunde anfühlt, löst er sich von mir, seine Hände noch immer in meinen Haaren. Seine Wangen sind wieder mit diesem süßen Pink überzogen und seine dunklen Augen funkeln mich verschmitzt an.

„Ich denke, du hast einen Kunden", wispert er und ich ziehe verwundert die Augenbrauen zusammen.

Will er mich fürs Küssen bezahlen? Ich habe doch ein eigenes Caf–

„Hallo?", ruft es erneut aus dem Vorraum und jetzt fällt es mir wieder ein. Da war ja ein Kunde!

„Ich warte hier", flüstert Arthur und hat dabei wohl meine innere Zerrissenheit gespürt.

Ich fahre mir noch einmal mit der Zunge über die Lippen und nicke Arthur, der einen Schritt zurücktritt um mir Platz zu geben, entschlossen zu.

Er zwinkert keck und allein diese Geste lässt mein Herz einen kleinen Hüpfer machen, bevor ich die Schwingtür aufdrücke, um den wartenden Kunden zu bedienen.