Therapy° ~ Hoseok FF

9

Heute ist es soweit, es ist Freitag und heute will Jungkook ihr alles beichten. Er hat sich bewusst für den Freitag endschieden, da er so erstens mehr Vorbereitungszeit hat und zweitens sie dann ein wenig Zeit hat um darüber nachzudenken, bevor sie ihn wiedersieht. Ich habe mir jetzt außerdem angewöhnt immer wenn diese schlechten Gedanken und Schuldgefühle aufkommen -was in letzter Zeit sehr oft passiert- joggen zu gehen bis mir die Beine wehtun und ich muss sagen, es hilft wirklich. Der Schmerz und die Anstrengung an der Grenze zum Zusammenbruch helfen dabei, das alles zu unterdrücken. Es fühlt sich an als hätte ich es verdient.

Es ist zwar ein wenig schwierig lernen, joggen, arbeiten und treffen mit dem Squad unter einen Hut zu bringen, aber bisher ist es machbar. Es wird nur leider immer anstrengender...

Jungkook müsste sich genau jetzt mit ihr unterhalten, ich sitze auf der Bank vor der Schule und warte auf ihn. Mit Namjoon treffe ich mich heute nicht, da dieser einen Termin hat und die Physik Arbeiten jetzt ohnehin alle geschrieben sind. Entweder wollte er mir schreiben, falls er direkt mit ihr was essen geht oder ähnliches und sonst kommt er halt einfach hier vorbei und wir gehen nach Hause. Ich hoffe es geht alles gut.

Und schon sehe ich ihn von weitem. Allerdings sieht er nicht gerade fröhlich aus... Hoffentlich hat er keinen Korb bekommen.

"Hey Kookie und wie lief's?" Er blickt mich nur traurig an und schüttelt den Kopf.

"Naja, sie.... sie hat mir einen Korb gegeben und mich dann ausgelacht, weil sie es ja so lächerlich finde, dass jemand zu dieser Zeit noch Liebesgeständnisse macht. Was habe ich nur falsch gemacht?" Mein Blick wird ebenfalls ein wenig trauriger.

"Jungkook du hast gar nichts falsch gemacht, nur weil sie keinen Sinn für Romantik hat bist du noch lange nicht das Problem. Und ich will dir ja nicht zu Nahe treten, aber wenn sie so herablassend darauf reagiert, wenn etwas einen Menschen so viel Überwindung gekostet hat, denkst du wirklich sie ist die Richtige?" Sein Blick wird ein wenig neutraler, er scheint darüber nachzudenken, was ich sagte.

"Ja, vielleicht hast du recht. Ich meine, ich kenne sie ja noch nicht einmal sonderlich gut, also woher soll ich wissen, ob sie nett oder hinterlistig ist? Eine freundliche Ausstrahlung fälschen kann ja jeder." Nach dieser Einsicht scheint es ihm tatsächlich besser zu gehen, denn er steht endlich wieder aufrecht und läuft schon in die Richtung des Schultors.

"Wollen wir noch irgendwo hin, oder willst du lieber nach Hause?"

"Ich glaube ich gehe direkt nach Hause, Tae wollte nämlich heute bei mir übernachten, wie an den meisten Freitagen. Du weißt schon, es ist Freitag und sein Vater hat Wochenende, das wird häufig mal ungemütlich." Ich nicke Verständnisvoll und schlage daraufhin den Weg zu mir nach Hause ein. Vermutlich braucht er dennoch ein wenig Zeit für sich um all das zu verarbeiten...

-

Es ist jetzt 19 Uhr und ich bekomme eine Nachricht von Tae. Um genau zu sein ist es eine Sprachnachricht. Was ist denn jetzt los, normalerweise tut er sowas nicht. Egal wie lang es wird, dieser Junge hat noch nie freiwillig eine Sprachnachricht geschickt. Ich drücke auf Play und was ich da höre verschlägt mir den Atem.

"H-Hi Hobi, ich glaube ich brauche deine Hilfe. Du kennst ja Danbi, Jungkooks Crush. Sie hat eben auf Insta gepostet, was heute mit Jungkook passiert ist. Sie hat geschrieben, dass sie es lächerlich findet und die ganzen Menschen in den Kommentaren lachen ihn aus! Auch Jungkook bekommt schon Nachrichten auf Insta von Menschen, die sich über ihn lustig machen. Als er das gesehen hat, hat er sich ohne ein Wort im Bad eingesperrt und immer wieder höre ich kleine Schluchzer. Aber er macht einfach nicht auf. Was, wenn er... sich was antut oder so?"

Vollkommen geschockt lasse ich mein Handy sinken. Insta werde ich gar nicht erst öffnen, da ich mir das nicht anschauen werde. Was genau geschrieben wurde, ist auch erst mal nicht wichtig, wichtig ist nur Jungkook zu helfen. Wie Tae sagt, ich würde mir das nie verzeihen, würde er sich was antun. Es war ja schließlich meine Idee ihr alles zu sagen....

Ohne meinen Eltern Bescheid zu sagen, mache ich mich einfach auf den Weg zu Jungkook, so schnell wie ich kann radle ich durch die überfüllten Straßen in Richtung Jungkooks Hauses. Als ich klingele öffnet mir Taehyung die Tür, ich schätze sie sind allein Zuhause. Wortlos gehen wir beide zum Bad und ich hocke mich vor die Tür.

"Jungkook ich bins. Mach mal auf." Keine Reaktion.

"Bitte, wir machen uns Sorgen um dich." Keine Reaktion.

"Bist du noch da drin und wach? Jungkook wir haben Angst, dass du dir was antust." Etwas regt sich.

"Mir geht's gut." Eine zitternde Stimme meldet sich von der anderen Seite der Tür.

"Das klingt nicht so. Bitte lass uns rein, es sind nur wir zwei." Nach wenigen Sekunden höre ich wie das Türschloss sich bewegt und er die Tür langsam öffnet. Dann steht er vor uns, die Augen vollkommen gerötet, ein wenig wackelig auf den Beinen und den Blick nach unten gerichtet. Wortlos nehmen Tae und ich ihn erstmal in den Arm. Das Weinen scheint inzwischen vollkommen verebbt zu sein.

"Das tut mir alles so Leid. Wir konnten ja nicht ahnen, dass sie so darauf reagieren würde." Ich erwähne bewusst nicht, dass es meine Schuld ist, das wirkt sonst nur so als würde ich Mitleid wollen. Und das will ich gerade in keinster Weise. Es ist nicht falsch, das alles ist voll und ganz meine Schuld, aber ich will nicht, dass sie mir widersprechen müssen.

"Was mache ich jetzt nur, ich kann doch nicht zurück in diese Schule!"

"Glaub mir, das ist eh so eine Sache die bis nächste Woche alle vergessen. Außerdem, du hast noch zwei Tage um dich zu sammeln dann kannst du ja entscheiden, ob du erst Zuhause bleiben willst oder hingehst. Egal für was du dich entscheidest, wir unterstützen es. Und falls du mal irgendwie Hilfe brauchst, wir sind da. Ruf einfach an, irgendwer hat ja immer Zeit." Ich lächele ihn leicht an, was er erwidert. Er scheint die Idee es ein paar Tage sacken zu lassen nicht schlecht zu finden.

"Willst du eigentlich noch bleiben und ne Tasse Tee trinken oder so? Oder willst du lieber nach Hause?" Auch wenn ich gern Zeit mit ihnen verbringe, ich glaube heute kann ich das nicht.

"Nein, alles gut, ich denke ich fahre jetzt. Ich wollte noch ein bisschen lernen für den Test nächste Woche." Das ist halb gelogen, für den Test müsste ich tatsächlich mal lernen. Nachdem ich mich von ihnen verabschiedet habe, fahre ich wieder zurück nach Hause. Allerdings plagt mich auf dem Weg wieder die Stimme...

-