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Ich wache auf im Stockdunkeln. Nach wenigen Sekunden und den erste kleinen Bewegungen werden die Schmerzen in meiner Wange wieder deutlich, ebenso bemerke ich etwas an meinem Arm auf den ich gefallen bin. Das könnten allerdings ebenso die hunderte von anderen Schnitten auf ihnen sein die ich durch andere Gründe auf der Haut trage.

Nachdem ich realisiert habe wo ich bin und was passiert ist stehe ich vorsichtig auf ohne in weitere Scherben zu treten und gehe langsam zum Lichtschalter. Als ich den Raum endlich beleuchtet sehe, bemerke ich, dass es bereits 3 Uhr morgens ist. Meine Mutter hat mich also tatsächlich mitten in der Nacht bewusstlos in dem Scherbenhaufen liegen gelassen. Unglaublich, wie soll ich das denn noch ein ganzes Jahr aushalten ohne durchzudrehen? Naja wenn man sich meinen Arm so anschaut, vielleicht bin ich schon durchgedreht...

Ohne überhaupt zu versuchen mich leise zu verhalten laufe ich ins Bad, um den Scherbenhaufen kann ich mich später kümmern. Als ich mir mein Gesicht anschaue, erschrecke ich mich fast. Es stecken nach wie vor mehrere Scherben in meiner Wange, auch wenn es nicht mehr so blutet tut es furchtbar weh. Wie ich sehe stecken auch mehrere in meinem Arm. Was soll ich schon großartig daran herumhantieren, ich muss zum Arzt. In meiner Nähe ist eine kleine Notaufnahme für z.B. solche Notfälle, ich denke ich werde einfach dort hin laufen. Mein Kreislauf hat sich inzwischen wieder halbwegs eingependelt, daher sollte das kein Problem darstellen.

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Dort angekommen werde ich direkt in eins der kleinen Behandlungszimmer geschickt, der Arzt steht nun vor mir und schaut sich die Misere in meinem Gesicht an. Mein Arm kommt erst später dran.

"Ich habe mir soweit einen Überblick verschafft und die Wunden sind nicht all zu tief und somit auch nicht gefährlich. Ich werde die Scherben gleich entfernen, brauchen sie eine Betäubung oder geht das so? An solchen Stellen ist das von Person zu Person unterschiedlich."

Ich schüttele nur leicht den Kopf. So ein Jammerlappen bin ich dann auch wieder nicht. Während er beginnt daran zu werkeln redet er weiter Irreversibles mit mir. Naja, ganz unwichtig ist es jetzt auch nicht.

"Wie ist das ganze überhaupt passiert. Sie sagten nur, dass es etwas mit einem Glas zu tun hat, aber was ist genau vorgefallen?" Naja, ich denke ich werde es einfach erzählen. Er hat ohnehin Schweigepflicht.

"Also, ich habe mich als ich so um kurz nach eins von der Arbeit kam mit meiner Mutter gestritten. Mein Kreislauf war sowieso schon am Tiefpunkt, weshalb ich auch schon früher nach Hause kam. Dann ist sie ausgerastet und hat ein Glas nach mir geworfen. Es traf mich zwar nicht, aber es ist neben mir an der Wand zerschellt und ein paar der Scherben haben sich dann in meine Wange gebohrt. Daraufhin hat sie mir noch zusätzlich aus Wut ins Gesicht geschlagen, weshalb ich ohnmächtig geworden bin und in den Scherbenhaufen fiel. Davon kommen die Scherben in meinem Arm. Augenscheinlich hat sie mich dann einfach liegen gelassen und als ich vor circa einer Viertelstunde aufgewacht bin, lief ich hier her."

Seine Augen werden immer größer, während ich das alles erzähle.

"Hr. Jung, ihnen ist klar, dass das eine Straftat ist und sie ihre Mutter anzeigen könnten?"

"Ich weiß, aber das kann ich nicht machen. Erstens ist sie meine Mutter und zweitens muss ich ja auch irgendwo wohnen, wenn ich sie anzeige schmeißt sie mich nur raus und ich muss mich so durchschlagen. Da lebe ich dort lieber noch ein Jahr und ziehe dann vernünftig aus."

"Naja, das ist ihre Entscheidung. Jedenfalls, in ihrem Gesicht muss nichts genäht werden, das wird so verheilen wenn sie die Pflaster drüber lassen." Auf meinem Gesicht befinden sich zwei größere und ein kleines Pflaster, die kann ich zumindest teilweise unter einer Maske verstecken. Daraufhin zieht der den Ärmel an meinem Arm hoch und sieht ebenso geschockt aus wie eben als ich die ganze Geschichte erzählt habe. Ich hatte gerade gar nicht daran gedacht, dass er die ganzen Narben sehen wird.

"Das ist eine lange Geschichte, bitte kümmern sie sich nicht darum. Ich will nur wissen, ob die Schnitte vom Glas gefährlich sind, sonst kann ich mich darum selbst kümmern. Wie sie sehen habe ich Übung."

"Nein, soweit sind die nicht gefährlich, sie sind ebenfalls eher oberflächlich als wirklich tief. Verbinden werde ich ihnen das ganze trotzdem mal." Ohne weitere Gespräche macht er sich daran zu schaffen. Habe ich ihn wohl sehr verstört damit? Naja, das sollte jetzt kein Problem darstellen, erst einmal muss das alles soweit verbunden sein damit ich morgen arbeiten kann. Yoongi hat gerade genug um die Ohren und muss ja auch lernen, da kann ich ihm nicht meine Schicht aufdrücken...

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POV: Yoongi

Was ist nur los mit Hoseok? Er sieht aus als hätte er nicht geschlafen, außerdem ist er auch so ganz blass. Und dann noch diese Maske, er hat mir zwar gesagt er sei erkältet, aber ich habe ihn weder husten noch niesen gehört. Und dass unter der Maske an einer Seite ein Pflaster hervorschaut lässt sich nicht bestreiten. Was verbirgt dieser Junge nur? Seinen einen Arm scheint er außerdem schon wieder zu schonen, das macht er in letzter Zeit öfter. Was hat er dort nur, irgendwelche Probleme mit dem Handgelenk oder so? Das wäre nicht gut.

"Hoseok, hast du nen Moment?" Er nickte nur und stellt das Tablett mit den leeren Gläsern neben uns auf einem freien Tisch ab.

"Also, ich wollte dich nur mal fragen was heute los ist. Du sieht übermüdet aus, hast du überhaupt geschlafen letzte Nacht? Und du brauchst es gar nicht zu verstecken, ich sehe dass unter deiner Maske ein Pflaster ist und du sie deshalb trägst. Setz die wenigstens hier ab, in der Schule kannst du sie ja tragen. Was genau ist da eigentlich passiert?" Ich spreche ein wenig nervös, was mir auffällt. Wie macht er das nur, er redet so oft mit uns über unsere Probleme und macht das als wäre es nichts. Allerdings lenkt mich eine Sache davon ab. Und zwar die Angst in seinen Augen, nachdem ich zu Ende gesprochen habe? Was versteckt er nur?

"A-Also ich bin gestern Abend mit dem Fahrrad ausgerutscht und habe mir dabei das Gesicht ein wenig aufgeschürft, am Arm habe ich ebenfalls ein paar Kratzer, deshalb passe ich da heute so auf. Und ich habe gestern lange gelernt für die Prüfung morgen, ich muss schließlich gut abschneiden. Aber keine Sorge, mir geht's gut und die Wunden sind halb so schlimm." Er lächelt mich leicht nervös an, nachdem er die Maske abnahm. Ein wenig skeptisch schaue ich ihm hinterher als er sich wieder an die Arbeit macht. Das kann doch nicht alles gewesen sein, so panisch wie sein Blick eben war...

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Therapy° ~ Hoseok FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt