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Ich wache auf durch einen ziehenden Schmerz in meinem Arm. Verwirrt schaue ich auf und blicke um mich herum. Ich habe zu Beginn absolut keine Ahnung wo ich mich überhaupt befinde, allerdings wird nach wenigen Sekunden wieder klar was los ist.

Ich liege in der Badewanne, inzwischen ist das Wasser eiskalt. Auf der Uhr sehe ich, dass es bereits 16 Uhr ist. Ich liege seit einer Stunde hier herum. Kein Wunder, dass ich friere. Und als ich meinen Blick zur Seite wende sehe ich den Grund für den Schmerz. Ich hatte mich anscheinend bewegt, was die Reaktion in meinen Arm unter dem zig Schnitten ausgelöst hatte. Der Boden war voll mit Blut, ebenso wie meine Hand und der Arm selbst. Zitternd steige ich aus der Wanne und binde mir unbeholfen mit einer Hand ein Handtuch um die Hüften. Ein wenig Blut kommt doch daran, aber das ist mir in dieser Sekunde recht egal.

Danach halte ich den schmerzenden Arm vorsichtig unter den warmen Wasserhahn um das Blut abzuwaschen. Ich bin so müde wie schon lange nicht mehr, aber die Stimmen geben für heute wohl endgültig Ruhe. Wenn sie sich nicht einmal durch frische Schnitte auslösen lassen, wodurch sonst.

Nach einer Viertel Stunde habe ich alles erledigt, nur meine Haare hängen noch kalt auf meiner Kopfhaut aber ich mache mir nicht die Mühe sie zu föhnen. Mein Arm tut bei jeder Bewegung weh und ich muss ja schließlich morgen auch noch das arbeiten aushalten. Das wird ohnehin schon schlimm, wenn ich dann auch noch die Teller auf dem Arm abstellen muss.

Den Rest des Tages verbringe ich einfach damit zu lernen, was soll ich auch sonst großartig machen? Ich habe eh zu nichts anderem die Kraft...

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Ehe ich mich versehe bin ich auch schon auf dem Weg zur Arbeit. Einen neuen Verband habe ich heute morgen schon angelegt, ebenso an meinem Knöchel. Die paar Kratzer an meiner Hand vom Fall mit dem Fahrrad sind nicht der Rede wert, weshalb ich nur ein Pflaster über die etwas größere Schürfwunde klebe. Aber auch ansonsten sehe ich wohl ziemlich fertig aus, ich bin müde, fühle mich ein wenig erkältet, weshalb ich heute auch eine Maske tragen werde, außerdem konnte ich wegen den Blutergüssen schlecht schlafen. Egal wie ich liege, sie tun trotzdem weh. Schmerztabletten habe ich aber genug dabei, daran wird es wohl kaum mangeln...

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Nach einer Stunde musste ich bereits die erste Schmerztablette nehmen, mein Brustkorb tat weh vom ganzen Stehen und mein Arm wegen den Tellern. Außerdem muss ich immer wieder husten, dieser verdammte Regen. Nachher verschrecke ich noch die Gäste. Yoongi ist heute sogar auch da, sodass ich immerhin nicht alles allein machen muss.

"Hey Hobi." Er setzt sich neben mich auf einen der freien Hocker an der Bar, an denen ich wegen der Schmerztablette kurz Pause gemacht habe. Aktuell scheinen keine Gerichte rauszugehen, weshalb wir uns ausruhen können.

"Ich habe gute Neuigkeiten. Ich habe eine Stelle bei einem kleinen Entertainment bekommen, als Produzent. Nichts verbindliches, aber immer wenn ich mal etwas neues produziert habe, kann ich es da einreichen und wenn sie es benutzen bekomme ich ein wenig des verdienten Geldes ab." Er grinst mich an, was ich breit erwidere. Solange er sich nicht wieder überarbeitet, ist das wirklich fantastisch für ihn. Ich wollte gerade etwas antworten, als Yoongis Mutter aus der Küche brüllt, dass wir "faulen Säcke uns an die Arbeit machen sollen". Sie behandelt mich inzwischen auch wie ihren Sohn und das finde ich ziemlich amüsant muss ich sagen. Aber heute habe ich nicht genug Kraft dafür, mich darüber zu freuen.

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Und nach weiteren zwei Stunden passiert genau das, was eigentlich nicht passieren sollte. Mir wird langsam schwindelig, mein Kreislauf sinkt wieder ab. Aber ich muss das jetzt durchhalten, ich kann doch nicht ständig zusammenklappen! Außerdem erst recht nicht jetzt, wenn Yoongi hier ist.

Doch nach wenigen Minuten wird es schlimmer, der Schmerz in der Brust wird auch immer mehr. Dazu bin ich auch noch außer Atem und muss das alles noch mehr belasten. Yoongi schaut schon mehrmals ein wenig besorgt zu mir, da ich mich öfter an etwas festhalten muss.

"Hobi, kannst du an Tisch sechs abräumen?" Yoongis Mutter schaut mich fragend an und ich nicke nur. Was soll ich auch sonst machen.

Als ich dort ankomme, nehme ich ein paar höfliche Floskeln vor mich hin sagend die Teller auf den Arm, da ich Rechtshänder bin muss ich dafür nun mal den kaputten Arm nehmen...

Teller für Teller staple ich darauf, geschickt wie ich es mir in den letzten Wochen angeeignet habe. Nachdem ich alle Teller beisammen habe, mache ich mich auf den Weg zurück zur Küche. Doch nach wenigen Minuten passiert genau das, was nicht passieren durfte. Jemand stößt mich an und durch den Schwindel kann ich das alles nicht mehr ausbalancieren und lasse die ganzen Teller fallen, es waren bestimmt so vier oder fünf Stück. Wieso?

Der Gast, der mich angerempelt hat, entschuldigt sich direkt mehrmals bei mir und bückt sich um die gröberen Stücke aufzuheben, allerdings versuche ich es ihm auszureden. Ich versuche seine Hände vorsichtig von den Scherben wegzuziehen, damit er sich nicht selbst schneidet, jedoch dreht er in dem Moment so ungünstig seine Hand, dass er mir ins Handgelenkt schneidet. Ich zische kurz auf und ziehe die Hand zu mir. Gott sei dank ist es die andere, sonst würde man die anderen Schnitte wohl gleich sehen. Stark blutet es nicht, weshalb ich einfach weiter mache die Teile aufzusammeln. Den Gast konnte Yoongi so weit abwimmeln, dass er aufhört sich zu entschuldigen und sich wieder setzt.

"Hier, geh erstmal auf die Toilette und kleb das drüber, nachher hast du noch Blutflecken im Hemd. Ich übernehme das." Er drückt mir ein großes Pflaster in die Hand hält mir das Kehrblech ins Gesicht. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, macht er sich an die Arbeit. Er scheint aber nicht wütend oder ähnliches zu sein.

Auf der Toilette lehne ich mich erst einmal an die Wand und versuche meine Atmung zu beruhigen. Es tut weh wenn ich so schnell atme. Aber das war so unfassbar unangenehm, außerdem habe ich jetzt Teller die dem Restaurant gehörten kaputt gemacht. Wieso zur Hölle passiert immer mir sowas.

Ohne auf meine Atmung zu achten mache ich mich erst mal daran, den kleinen Schnitt zu versorgen. Danach mache ich mich immer noch mit dem leichten Schwindelgefühl wieder an die Arbeit und entschuldige mich erst einmal bei Fr. Min.

Hoffentlich falle ich nicht noch um...

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Therapy° ~ Hoseok FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt