Therapy° ~ Hoseok FF

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Du weißt, dass du ihm vermutlich sein zukünftiges Leben in dieser Schule ruiniert hast?

Ich weiß.

Du weißt, dass das einzig und allein deine Schuld war?

Ist mir klar.

Du bist so ein unglaublich schlechter Freund. Wie kannst du ihm nur Dating Tipps geben, ohne selbst Erfahrung zu haben. Außerdem kennst du das Mädchen nicht einmal, wie willst du dir da ein Urteil über ihre möglichen Handlungen machen? Wie kommt man nur auf so einen Bullshit. Jetzt ist es mehr als berechtigt, dass du dir wehtun solltest. Hast du nicht Lust, noch einen Umweg zu fahren?

Ich mache genau was die Stimme mir aufträgt. Aber der Gedanke geht auch nach einer halben Stunde umherfahren nicht weg, Es begann sogar irgendwann zu regnen, aber selbst diese Eiseskälte hilft nicht. Wieso? Wieso sehe ich die ganze Zeit Jungkooks verletztes Gesicht vor meinen Augen.

Weil du es verdienst, zu leiden. Was, wenn Jungkook jetzt jeden Tag Kommentare abbekommt? Was, wenn er jetzt gemobbt wird? Und stell dir mal die Folgen davon vor. Was, wenn er depressiv wird, was wenn er sich umbringt? Und das alles wäre dann deine eigene Schuld. Du wärst schuld daran, dass jemand stirbt. Du. DU. DU GANZ-

"AHHH, HÖR DOCH AUF!" Ich schreie lauthals auf und falle genau dann wegen einem beschissenen Schlagloch hin. Ich bin inzwischen schon ein wenig außerhalb der Stadt auf einem Feldweg, es ist dunkel draußen und niemand ist hier.

Ich knalle lauthals auf dem kalten, nassen Boden auf, ich fühle dabei wie sich Haut von meinem Knöchel und meiner Hand abreibt. Das tat weh, besonders mein Brustkorb auf den ich fast mit meinem ganzen Gewicht gefallen bin. Und ich bleibe einfach liegen. Auf der kalten Straße. Als ich meinen Arm hochhebe, sehe ich wie sich kleine Bluttropfen den Weg hinunter zu meinem Ärmel bahnen. Na toll. Aber immer hin bekam ich jetzt so halbwegs was ich verdiene.

Nach bestimmt zehn Minuten raffe ich mich dann doch auf und hebe mein Fahrrad vom Grünstreifen. Es ist zwar vollkommen dreckig, scheint aber funktionstüchtig zu sein. Ich steige vorsichtig auf, auch wenn es höllisch wehtut wenn ich mich zu viel bewege, und bahne mir meinen Weg nach Hause durch diese Wand aus Regentropfen. Es regnete wirklich so stark wie schon seit Wochen, wenn nicht Monaten nicht mehr.

Doch auf dem Weg nach Hause passiert das Unglaubliche. Die Stimme kommt wieder. Obwohl ich mich jetzt schon verletzt habe, scheinbar ist es immer noch nicht das, was ich verdient habe.

Du denkst das reicht? Unglaublich. Du treibst hier vielleicht gerade einen Jungen in den Selbstmord und du denkst ein harmloser Sturz mit dem Fahrrad macht das wieder wett? Du verdienst so viel mehr als das! Am besten wärst du eben noch überfahren worden.

Was soll ich mir denn sonst noch antun, damit das aufhört?

Na überleg doch mal!

Ich überlegte so sehr ich kann aber mir fällt nichts ein. Inzwischen bin ich Zuhause, das Fahrrad abgeschlossen mache ich mich auf den Weg rein. Meine Eltern wird es nicht interessieren. Als ich bereits auf dem Weg in mein Zimmer bin, meldet sich die Stimme mit der Antwort.

Was würde er wohl machen, wenn er depressiv ist!?

Ich scheine den Wink mit dem Zaunpfahl einfach nicht wahrzunehmen.

RITZ DICH, VERDAMMT NOCHMAL!

Nachdem die Stimme genau dies aussprach gefror ich mitten in meiner Bewegung meine Schuhe auszuziehen. Alles an mir ist vollkommen durchnässt, an meiner Hand und meinem Knöchel klebt Blut. Gut dass ich mein Handy in der Hektik Zuhause ließ.

MACH ES JETZT, DANACH FÜHLST DU DICH BESSER. DU HAST ES VERDIENT!

Nachdem die Stimme es noch ein zweites mal sagt kommen mir endgültig die Tränen, als mir klar wird, dass sie recht hat. Ich laufe noch in meinen triefend nassen Sachen ins Badezimmer und entledige mich meinem Oberteil, sodass meine Arme freiliegen. Bei einem Blick auf meinen Oberkörper sehe ich einen sehr großen Bluterguss an meinem Brustkorb, ebenso einige kleine blaue Flecken. So kann ich mich momentan eh nicht zeigen, ob ich jetzt Wunden an den Armen habe oder nicht. Womit macht man das denn am besten.

Idiot, Rasierklinge. In der Schublade sind doch welche.

Widerstandslos nehme ich eine aus der kleinen Verpackung und entferne sie aus dem Schutzpapier. Ein paar mal drehe ich sie zwischen meinen Fingern bevor ich sie in die Nähe meines Unterarms bringe. Die Stimme redet ununterbrochen auf mich ein, sie hält mir alles schlechte vor was ich jemals gemacht habe.

Sollte ich wirklich?

JA, BEENDE DEIN JÄMMERLICHES LEBEN DOCH DIREKT.

"AHHHH." Erneut schreie ich auf und ziehe das kalte Stück Metall durch meinen Arm. Ein glatter, schmaler Schnitt bildet sich. Zu erst fühlt man nichts, doch nach wenigen Sekunden spürt man ein leichtes Stechen, woraufhin ein wenig Blut den Schnitt füllt. Allerdings nicht mal genug um heraus zu laufen.

Was das alles?

Ich ziehe das Metall noch unzählige weitere Male durch meine Haut und ich muss sagen, es hilft. Die Panik in mir ist endlich weg, außerdem weicht das Gefühl der Schuld dem Gefühl, seine Rache bekommen zu haben. Sonderlich viel Schmerz fühle ich eigentlich nicht einmal, ich denke das kommt später.

Die kleine Blutpfütze um mich herum wird immer größer, vermutlich ist es mehr ein Gemisch aus Regenwasser, welches aus meiner Kleidung tritt und dem Blut, welches aus den Wunden rinnt. Aber dennoch werde ich das alles wohl sauber machen müssen. Unsere Putzkraft wäscht zwar meine Sachen, jedoch macht sie solche Sauereien nicht weg. Das kann ich durchaus verstehen, ich hätte das auch nicht gemacht.

Jedenfalls, nachdem ich die Wunden für einige Minuten ausbluten ließ, raffe ich mich auf und wasche mir zu aller erst die Hände ab um dann den Schrank öffnen zu können. Heraus nehme ich mir einen Verband und Wunddesinfektionsmittel, damit versorge ich in Windeseile die Wunden am Arm, an der Hand und an meinem Knöchel. Dann wechsele ich die nassen Klamotten zu Trockenen und mache die Blutpfütze weg. Wie oft ich das jetzt wohl tun muss, das war nämlich mit ziemlicher Sicherheit nicht das letzte mal...

Zum Lernen habe ich jetzt ohnehin keine Kraft mehr, weshalb ich mich einfach frierend ins Bett legte...

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