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POV: Taehyung

Ich war gerade dabei meine Präsentation für Montag zu Ende machen, allerdings werde ich vom Klingeln meines Handys unterbrochen. Es ist Hoseok.

"Hey, was gibt's?" Einen kurzen Moment Stille.

"Ich... habe was dummes gemacht." Diese Gebrechlichkeit in Hobis Stimme lässt mich aufhorchen. Er meint das wirklich ernst, ich kann das hören.

"Lange Geschichte, komm einfach.... hier her. Bei mir Zuhause." Noch am Telefon springe ich auf und laufe los in Richtung Tür.

"Wo genau bist du und wie komme ich rein, ich habe keinen Schlüssel!?" Während ich meine Jacke anziehe, warte ich auf seine schwächliche Antwort.

"Badezimmer, Schlüssel ist unter der Fußmatte angeklebt."

"In Ordnung, bin unterwegs!" Danach lege ich auf und schwinge mich innerhalb von Sekunden auf mein Fahrrad, was im Hinterhof steht. Das Tor bereits geöffnet, fahre ich so schnell wie schon lang nicht mehr. Hoffentlich ist es nicht all zu schlimm, ich kann so gut wir gar nicht einschätzen was passiert ist...

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Wie von ihm erklärt schließe ich die Tür mit dem Ersatzschlüssel auf und laufe in Richtung Badezimmer. Mein Herz pocht mir bis zum Hals, ich habe so eine Angst um ihn.

Und was ich schlussendlich im Bad sehe, verschlägt mir den Atem. Es ist genau wie das, was bei mir so gut wie jeden Tag passiert. Alles ist voll mit Blut, Hoseok mitten drin und bewegt sich nicht. Aber ich sehe, dass er noch atmet, wenn auch nur leicht. Er muss dennoch sofort ins Krankenhaus!

Noch ohne irgendwas zu machen, rufe ich einen Krankenwagen und wende mich schnellstmöglich ihm wieder zu.

"Hoseok, hörst du mich? Bist du bei Bewusstsein?" Er öffnet seine Augen auch nicht, nachdem ich ein paar mal an seiner Schulter gerüttelt habe. Jetzt heißt es nur noch warten und versuchen die Blutung zu stoppen.

Ein Handtuch, dass auch dem Badewannenrand lag, drücke ich mit zitternden Händen auf seinen Arm, meine Tränen zurückhaltend. Ich verstehe durchaus, dass er nicht versucht hat sich umzubringen. Dann hätte er direkt tiefer geschnitten und mich vor allem nicht angerufen. Oder selbst wenn es Suizid werden sollte, hat er genau das anscheinend bereut. Aber ich denke es war einfach ein Unfall. Das ist mir schließlich auch schon passiert, nur nicht so schlimm. Ich wurde auch ohnmächtig und war einige Tage so schwach, dass ich nicht zur Schule gehen konnte, aber ich bin nicht fast daran gestorben... Als es klingelt laufe ich so schnell ich kann zur Tür und lasse die Sanitäter herein, ohne sonderlich viele Worte laufen sie zu Hoseok und nehmen ihn mit, ich fahre ebenfalls mit dem Krankenwagen mit....

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POV: Hoseok

Ich wache im grellen Licht des Krankenhauses wieder auf, Taehyung sitzt neben mir. Und das erste was ich fühlte ist Schuld. Schuld, dass ich fast gestorben und sie alle allein gelassen hätte. Schuld, dass ich Taehyung das hier antun musste, obwohl er damit selbst genug kämpft. Und auch Schuld an mich selbst, dass ich schon wieder fast aufgegeben hätte.

"Hobi, bist du wach?" Tae schaut mich an, als er merkt, dass ich die Augen aufgeschlagen habe.

"Ja, ich schätze mir geht es schon wieder besser. Das... das alles tut mir so Leid. Aber ich wollte mich nicht umbringen, glaub mir! Mir wurde das nur alles zu viel heute, daher habe ich nicht darauf geachtet wie tief... Du kennst das Gefühl bestimmt." Nervös blicke ich ihm in die Augen, aber er sieht weder wütend noch besonders getroffen aus. Zum Glück.

"Das habe ich mir schon gedacht, wenn es Suizid werden sollte wären die Schnitte noch tiefer und du hättest mich ja schließlich nicht angerufen. Und ich mache dir auch keine Vorwürfe deswegen, wie du schon sagtest, ich kenne das Gefühl. Ich kann jetzt auch mit irgendwelchen nutzlosen Floskeln um mich werfen, aber ich denke nicht dass das was bringt." Ein wenig nervös kratzt er sich am Hinterkopf und blickt mich mit einem recht neutralen Blick an. Ich bin wirklich froh, dass ihn das nicht ganz so belastet und ich mich vor allem nicht rechtfertigen muss. Das wäre jetzt vermutlich eher nicht von Vorteil.

Nach ein paar Minuten angenehmer Stille kommt ein Arzt herein.

"Guten Tag Hr. Jung, ich wollte ihnen nur kurz erläutern, wie das ganze jetzt weiter geht. Die Rechnung übernimmt ihre Krankenkasse und ihre Eltern werden wir nicht benachrichtigen wenn sie das nicht möchten.
Jedenfalls, sie könnten im Prinzip nach Hause, die Wunden sind nicht sonderlich gefährlich abgesehen von zwei Schnitten die genäht wurden. Sie haben außerdem auch keine gefährliche Menge an Blut verloren, das was ihren Kreislauf so schlecht gemacht hat war vor allem auch der Schlafmangel und allgemeine Kreislaufschwäche. Falls sie ansonsten keine Beschwerden mehr haben und sie kreislauftechnisch klarkommen sind sie entlassen."

Ein wenig überrascht schaue ich zu Taehyung, während der Arzt den Raum verlässt. Ich dachte ich müsste noch ein paar Tage bleiben, aber anscheinend habe ich über reagiert. Wie tief muss man denn dann bitte schneiden um zu sterben? Ich will es gar nicht wissen.

"Wie wäre es damit, ich bringe dich jetzt nach Hause und koche dir erstmal was, damit dein Kreislauf in Schwung kommt? Du bist doch ohnehin allein zu Hause, oder?" Mit einem warmen Lächeln schaut er mir in die Augen.

"Ja, bis Sonntag sind meine Eltern weg. Und der Plan klingt gut, dann ist wenigstens noch jemand da falls ich doch zusammenklappe. Aber findest du es nicht auch merkwürdig, dass ich einfach so gehen darf? Ohne irgendwie zur Beobachtung zu bleiben?"

"Ein bisschen schon, aber eine ähnliche Situation hatte ich auch schon mal und das habe ich sogar ohne Krankenhaus überlebt. Vielleicht reagiert man dann auch nur selbst über und eigentlich ist es gar nicht so tragisch. Oder unser Gesundheitssystem ist einfach ein wenig merkwürdig, wer weiß das schon?"

Ohne sich weiter mit dem Thema beschäftigen zu wollen, machen wir uns zu Fuß auf den Weg nach Hause. Draußen laufen wir zur nächsten Bushaltestelle und fahren das restliche Stück. Das Gelaufe will ich mir in dem Zustand besser nicht antun...

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"Willst du eigentlich drüber reden, wieso du das machst? Musst du nicht, wenn du nicht willst, ich frage rein interessehalber." Was sage ich jetzt nur? Ich kann ihm schlecht sagen, dass ich... was eigentlich....

Diese verdammte Stimme hat doch damit angefangen. Was war denn der verdammte Grund dafür? Dass ich zu viel arbeite? Meine Eltern? Der Stress in der Schule? Vermutlich alles zusammen.

Aber von der Stimme kann ich ihm nicht erzählen...

"Ich... ich glaube das kann ich noch nicht, tut mir Leid. Ich.... ich sage dir Bescheid, wenn ich es kann." Tae schaut mir verständnisvoll an, jedoch tritt genau in dieser Sekunde etwas auf, was ich seit mehreren Wochen nicht mehr richtig erlebt habe... Sie ist zurück

Wenn du es ihm so sagst, denkt er doch nur dass es seine Schuld ist. Noch nie darüber nachgedacht?

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Therapy° ~ Hoseok FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt