Therapy° ~ Hoseok FF

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"....du kannst ja wirklich gar nichts?! Nicht mal besser als Namjoon kannst du sein!!,...." So geht das jetzt bereits seit einer halben Stunde. Langsam kommt in mir der Wunsch auf mich einfach aus dem Fenster zu stürzen. Wofür strenge ich mich überhaupt noch an. Ich bin ihr doch sowieso nie genug. Ich werde die Menschen in meinem Umfeld immer enttäuschen. Das mache ich doch bei allen.

Meine Mutter wegen den Noten, meinen Vater somit ebenso.

Yoongi, weil ich nicht so viel dort arbeiten kann und er immer noch Stress hat.

Taehyung, weil ich ihm mit der Situation wegen seinem Vater und mit der Selbstverletzung nicht helfen kann.

Namjoon, weil er immer noch nicht zufrieden ist mit seinen Noten.

Jungkook habe ich mit meinen Ratschlägen auch enttäuscht, er wurde schließlich wegen mir fast gemobbt.

Auch Jin und Jimin enttäusche ich, da ich nicht einmal genau weiß mit was sie aktuell überhaupt so zu kämpfen haben. Ich kann nicht so vielen Leuten gleichzeitig helfen und das ist einfach erbärmlich.

Vielleicht wäre es sogar besser wenn ich mich einfach aus dem Fenster stürze.

"...streng dich das nächste mal ja mehr an! Ich fahre jetzt mit deinem Vater zu Freunden nach Daegu, Sonntag bin ich zurück. Du wirst es ja wohl wenigstens dieses Wochenende allein schaffen. Und wehe ich sehe auch nur irgendeinen Hinweis darauf, dass jemand hier übernachtet hat! Es reicht mir langsam mit Taehyung!" Daraufhin schnappt sie sich die Tasche, die in der Tür steht, mein Vater kommt nach wenigen Minuten auch noch kurz an der Küche vorbei und verabschiedet sich trocken. Als würde er mich nicht kennen. Was mache ich denn falsch.

Und schon bin ich allein. Ohne Vorwarnung. Bis Sonntag. Es ist gerade Freitag, die Klausur habe ich ihr gerade erst gezeigt, damit ich nicht mit frischen Blessuren in die Schule muss. Das blieb mir ja zum Glück erspart. Doch wie sollte es anders kommen, gewinnt der Drang wieder die Überhand. Ohne die Tür auch nur abzuschließen gehe ich ins Bad und rutsche mit dem Rücken an der Tür runter.

Meinen Pullover ziehe ich aus, darunter trage ich ja noch ein Shirt. Als mein Blick auf den Arm fällt, wird mir erneut erst das Ausmaß des ganzen bewusst. So viele Narben. So viele verdammte Narben und das nur weil ich so unfähig bin. Wäre ich doch nicht so nutzlos, so dumm, so nervig, so...

Mir fallen schon keine Adjektive mehr ein um zu beschreiben was für ein unfassbar schlechter Mensch ich eigentlich bin. Ich hasse jeden Zentimeter an diesem Körper, am liebsten würde ich alles zerschneiden. Es wird auch immer anstrengender alles zu verstecken. Beim Sport, privat, generell in der Schule. Ich kann von Glück reden, dass unsere Schuluniform lange Ärmel hat. Jenes ist zwar blöd im Sommer aber erleichtert vermutlich vielen Schülern hier das Leben. Im Sport bin ich sowieso oft krank, denn mein Kreislauf ist inzwischen so schlecht dass ich manchmal deshalb nicht zur Schule gehen kann. Die Unterschrift kann ich so gut fälschen, dass ich mich selbst krank schreibe...

Schon tropfen die ersten Tropfen von einem tieferen Schnitt auf den Boden. Unzählige weitere folgen. Heute achte ich so unsagbar wenig darauf, ob es zu tief ist oder nicht. Eigentlich überwiegt der Gedanke, dass ich für die anderen da sein muss, aber jetzt ist dieser Gedanke erloschen. Falls ich das hier doch überlebe, bereue ich diese Art zu Denken morgen vermutlich, aber jetzt ist es nun mal so. Um ehrlich zu sein hoffe ich, dass ich einfach sterbe. Es wäre so eine Erleichterung.

Ich schneide immer mehr und immer tiefer, das kalte Metall fühlt sich gut auf der Haut an. Immer wieder durchziehen mich kurze Schmerzreflexe welche nach wenigen Sekunden abklingen. Ein faszinierender Vorgang, wie sich Selbstzerstörung so unfassbar befreiend abfühlen kann. Es ist nichts als eine Abwärtsspirale.

Während sich die Blutlache um mich herum vergrößert wandern meine Gedanken zu Taehyung. Wenn ich hier sterbe, werden sie es alle herausfinden. Aber besonders schlimm wäre das bei Tae. Was, wenn er denkt es wäre seine Schuld? Was, wenn er denkt ich habe damit nur angefangen, weil ich das bei ihm gesehen habe? Was, wenn er denkt, dass er der Grund für den Suizid war? Was, wenn er sich selbst das Leben nimmt und ich ihn nicht mehr davon abhalten kann? Das kann ich ihm wirklich nicht antun. Endlich kehrt dieser lebenswichtige Gedanke zurück.

Die Frage ist nur, schaffe ich das noch? Ich brauche wirklich Hilfe, sonst werde ich hier sterben! Aber wen rufe ich an? Wem kann ich das hier antun. Es stehen nur sechs Leute zur Verfügung die ich anrufen kann.

Yoongi? Vermutlich arbeiten.

Namjoon? Wir schreiben noch Klausuren, ihn kann ich damit nicht nerven.

Jungkook hat andere Sorgen, ich will ihn nicht belasten.

Jin... Vor ihm bin ich schon kollabiert, nicht das auch noch.

Jimin kann kein Blut sehen, der fällt nur um und findet wenn er aufwacht eine Leiche...

Taehyung... Der einzige, den ich anrufen kann ist Taehyung. Auch wenn er sich Sorgen machen wird, er kennt sich damit aus und wird sowas wohl schon erlebt haben. Er wird verstehen, dass ich mich nicht umbringen werde, sonst hätte ich ihn nicht angerufen. Es ist sehr schwer Menschen davon zu erzählen, das weiß er schließlich auch selbst. Er weiß immer hin was in so einer Situation zu tun ist und dreht nicht direkt durch. Ich gebe seine Nummer in mein Handy ein, was neben mir auf dem Boden liegt. Ein paar blutige Abdrücke sind darauf, jedoch stört mich das nicht weiter.

"Hey Hobi, was gibt's?" Seine Stimme dringt durchs Handy in mein Ohr und holt mich endgültig zurück in die Realität.

"Ich... ich habe was dummes gemacht." Schwer atmend bringe ich die Worte über die Lippen.

"Du... klingst so ernst, was ist los?"

"Lange Geschichte, komm einfach.... hier her. Bei mir Zuhause." Meine Sicht verschwimmt ein wenig, hoffentlich werde ich nicht ohnmächtig.

"Wo genau bist du und wie komme ich rein, ich habe keinen Schlüssel!?" Er klingt panisch. Es tut mir so Leid.

"Badezimmer, Schlüssel ist unter der Fußmatte angeklebt."

"In Ordnung, bin unterwegs!" Daraufhin legt er auch und lässt mich in vollster Stille zurück.

In der Zwischenzeit entrinnt mir mehrmals kurz das Bewusstsein, ich hoffe ich schaffe das...

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