17

55 4 0
                                    

Inzwischen sitzen Tae, Namjoon und ich in einem Café, heute ist ja Freitag. Taehyung war gestern auch noch den ganzen Tag bei mir, heute schläft er hier auch noch mal und dann will er erstmal nach Hause zurück. Hoffentlich hat sich die Lage jetzt abgekühlt.

Und während Namjoon und Tae sich durch unsere Hausaufgaben arbeiten, welche ich schon schnell allein erledigt habe bin ich weiterhin auf der Suche nach einem zweiten Job. Gestern habe ich noch nichts gefunden, jedoch sieht das ganze heute schon besser aus. Ich habe hier immerhin Internet und kann vernünftig mit dem Laptop suchen statt nur mit meinem Handy.

Nachdem ich bereits eine Viertelstunde auf der Jobseite war, werden mir mehrere in meiner Nähe vorgeschlagen. Aushilfe im Café....nein, das würde zeitlich nicht passen.

Aushilfe beim Bäcker morgens.... Schule, geht nicht

Zeitung austragen.... Ich bin ja nicht dreizehn Jahre alt.

Abendschicht im Konbini in meiner Nähe wochenends, 22 Uhr bis zwei Uhr morgens. Das klingt nicht schlecht. Ich bin da ja ohnehin arbeiten und kann wenigstens Sonntag ausschlafen, da ist meine Schicht ja erst um ungefähr elf Uhr. Also was hindert mich schon daran? Mal probieren könnte ich es, da muss ich sowieso nur ein paar Regale einräumen und an der Kasse stehen. Es ist auch gar nicht so schlecht bezahlt und die Stelle wird anscheinend dringend benötigt.

Ich entschied mich einfach mal eine Bewerbung hinzuschicken, das müssen die anderen ja nicht mitbekommen. Sie denke gerade sowieso, dass ich einfach irgendwelche Hausaufgaben mache....

-

Ich erhielt später an diesem Tag sogar eine Antwort darauf, sie sagten, dass sie recht wenig Bewerber dafür haben und sich in der kommenden Woche melden wollen. Also wenn es gut geht, könnte ich vielleicht schon nächstes Wochenende anfangen. Ich hoffe nur ich bekomme schnell einen Job, denn ich muss wirklich ausziehen, sobald ich meinen Abschluss habe muss ich dort weg. Wenn sie mich nicht früher herausschmeißen...

-

Die Zusage für den Job bekam ich in der folgenden Woche und heute ist mein zweiter Arbeitstag, der erste verlief ziemlich ruhig. Der andere Mitarbeiter erklärte mir alles, wie die Kasse funktioniert und solche Sachen. Wie sich herausgestellt hat ist er auch in der Nachtschicht da, sodass wir uns abwechseln mit Kasse und Warenverräumung.

Aber ich muss sagen, allgemein ist es schon anstrengend. Samstag Abend vier Stunden arbeiten, sechs Stunden schlafen, dann morgens wieder vier Stunden im Restaurant und Abends das selbe wie Samstag. Und dann habe ich bis zur Schule nur drei bis vier Stunden Schlaf. Ich hoffe ich habe mir nicht zu viel zugemutet.

Jammerlappen, du wirst es wohl schaffen wie ein normaler Mensch acht Stunden pro Tag zu arbeiten.

Was, wenn nicht?

Es gibt kein "Wenn nicht", reiß dich einfach zusammen. So schwer kann das doch nicht sein. Unfähiges Kind, du hast es verdient, dass deine Eltern dich vor die Tür setzen. Außerdem, es ist erbärmlich, dass du an manchen Tagen nicht einmal zur Schule gehst nur weil du gestresst bist. So wirst du als Erwachsener nie überleben.

Du hast recht. Ich darf nicht krank sein, ich muss ja schließlich für meine Freunde da sein, besonders für Taehyung. Hoffentlich geht es ihm gut.

Vermutlich geht es ihm nicht gut, du hast doch seinen Arm gesehen. Du bist ein Witz dagegen. Oder willst du das ändern. Nur fünf Schritte dann bist du im Bad und kannst das Bild auf deinem Arm ausweiten.

Und wie jedes mal gebe ich nach. Ich gehe ins Bad und schneide ohne darüber nachzudenken wie tief einfach drauf los. Mein ganzer Arm ist erneut übersäht mit Schnitten, so gut wie jeden Tag im Moment. Wie einen ein paar Hirngespinste so verrückt machen können, dass man sich das antut...

Das Blut rinnt in Strömen auf den Boden, allerdings interessiert mich das nicht weiter. Ich bin inzwischen zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich nicht eigenhändig umbringen werde, aber wenn es durch einen Unfall passieren könnte werde ich nichts tun was mir helfen könnte. Mir ist es egal.

Nachdem die Stimme ebenso Ruhe gegeben hat und es sonst doch gefährlich werden könnte höre ich auf und verarzte meinen Arm wie immer. In meinem Zimmer wechsele ich meinen Pullover zu einem sauberen und lasse mich mit einem Blick auf die Uhr in mein Bett fallen. 20Uhr, also habe ich noch circa anderthalb Stunden Zeit bis ich los muss.

Auch wenn ich jetzt etliche Dinge tun könnte, bringe ich es zu nichts sondern liege einfach regungslos auf dem Bett herum. Vielleicht habe ich doch ein wenig zu sehr geblutet...

Nach einer Stunde mache ich mich dann doch auf den Weg in die Küche und gieße mir erstmal eine große Tasse Kaffee ein, sonst klappe ich noch zusammen...

-

Jetzt sitze ich hier im Pausenraum des Konbini, in einer Hand ein Glas Wasser, in der anderen Schmerzmittel. Ich muss zum Einräumen die ganze Zeit meinen Arm nach oben gehen und die ganzen Schnitte bringen mich um. Jetzt bin ich noch eine Stunde dran mit einräumen und Boden wischen, dann kann ich mich endlich hinter die Kasse setzen....

Doch nachdem ich schon eine dreiviertel Stunde gearbeitet habe, passiert das, was nicht hätte passieren dürfen. Ich spüre wie etwas von meiner Hand aus Richtung Boden tropft. Und dieses etwas hat eine rötliche Färbung, was sich unter dem schwachen Licht der Neonröhren allerdings recht schwer erkennen lässt. Ich lasse alles stehen und liegen und laufe an meinem Kollegen vorbei Richtung Badezimmer, meinen Rucksack mit dem Verarzte Set greife ich mir auf dem Weg. Darin sind Verbände.

Doch auf der Toilette greift mich die Angst. Was, wenn das jetzt öfter passiert? Was, wenn es öfter durchblutet und man es sieht. Mir wird erst jetzt wieder bewusst, dass ich vermutlich nie wieder kurzärmelige Sachen anziehen kann. Was soll ich nur machen? Doch bevor mir hier die Tränen in die Augen steigen, mache ich mich an einem frischen, sowieso schon blutenden Schnitt zu schaffen und reiße ihn wieder auf, wie immer fühle ich den leicht brennenden Schmerz genau in der Wunde.

Beruhigt dich Hobi. Ich schaffe das schon, wenn ich jetzt weine blamiere ich mich schon am zweiten Tag bei meinem neuen Kollegen.

Und nach fünf Minuten schaffe ich es mit dem gleichen eher neutralen Gesichtsausdruck wieder heraus, die Tatsache dass ich mich gerade schon wieder verletzt habe ignorierend. Ich kann nicht jetzt schon aufgeben, der Job ist wichtig und das bisschen Stress bewältige ich auch noch...

-

Therapy° ~ Hoseok FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt