2I Unique

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,,Du tust nichts anderes mehr, als dich in dieser dämlichen Welt aufzuhalten! Das echte Leben findet hier statt und nicht in Anity!'' rief mir meine Mutter hinterher, während ich auf dem Weg in mein Zimmer war.
Ich griff nach meiner Brille und setzte sie mir auf. Kurz darauf flog ich über die Stadt zum Startpunkt der Anity entlang. Dieser Anblick war jedes mal auf's neue unglaublich und ließ mich sofort jegliche Negativität vergessen.

Das Einzigartige an Anity war, dass obwohl man nur eine Brille im echten Leben auf hatte, hier drinnen sich alles unglaublich echt anfühlte

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Das Einzigartige an Anity war, dass obwohl man nur eine Brille im echten Leben auf hatte, hier drinnen sich alles unglaublich echt anfühlte. Man spürte alles - jeden Windstoß, jede Berührung, einfach alles. Natürlich konnte man das auch ausschalten, doch ich tat es nicht. So konnte ich mich wenigstens daran erinnern, dass Anity wirklich existierte und man dort unbegrenzte Möglichkeiten hatte.
Ich funkte Clay an, doch er nahm nicht ab. Das ließ mir zu bedenken geben, dass er im Moment nicht da war.
Ich teleportierte mich zu dem Ort, an dem Clay und ich die meiste Zeit verbrachten. Es war ein riesiges Wiesenfeld, umzingelt von der Natur und einem kleinen Wasserfall. Es war aber nicht nur irgendein Ort, sondern unserer. Diesen hatten wir uns nämlich zusammen erstellt und ausgedacht.
In Anity kannte irgendwie jeder jeden, dass war üblich hier. Im echten Leben wusste man jedoch nie, an wen man gerade vorbei ging. Wen man gerade angeschaut hatte oder vielleicht sogar angemotzt, obwohl diese Person in Anity, wenn es kein Bot gewesen, sondern einer deiner engsten Freunde war. Das alles konnte man einfach nicht wissen.
Ich fand es nicht einmal so verkehrt, denn viele Menschen versteckten sich in Anity auch. Sie führten dort ein komplett anderes Leben, als sie in Wirklichkeit hatten. Das lag daran, dass Anity ihnen diese Möglichkeit bot und sie die Chance natürlich ergriffen.
Am besondersten war natürlich, dass Verstorbene sich mittlerweile in Anity hochladen lassen konnten oder genauer gesagt ihr Bewusstsein. So hatte man immer noch die Menschen, die im echten Leben bereits gestorben waren immer noch um sich, wenn auch nur in Anity.

,,Denkst du mal wieder über Gott und die Welt nach?'' ertönte plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und schaute in Clay's Gesicht.
,,Denken schadet nicht'' antwortete ich ihm.
,,Nun...du denkst ziemlich viel nach. Deinem Hirn schadet es wahrscheinlich schon'' scherzte er.
,,Halt die Klappe'' lachte ich und boxte ihm gegen die Schulter.
Ich hatte schon einmal erwähnt, dass ich nicht wusste, ob er ein Bot war oder in der echten Welt wirklich existierte. Ich wollte es wirklich wissen. Eigentlich gab es nichts, was ich mehr als das wissen wollte, doch ich traute mich nicht. Bot's waren so programmiert, dass sie sich nicht verraten würden, doch man würde es dennoch wahrscheinlich leicht erkennen - das war jeden falls das, was ich dachte.
,,Weißt du, was ich mich manchmal frage?'' fing Clay plötzlich an.
,,Hm?'' machte ich, während ich mich zu der Wiese hinunter bückte und mir eine kaputte Blume anschaute.
,,Wie du den ganzen Tag hier sein kannst - statt raus zu gehen, dich mit Freunden zu treffen und all diesen Mist'' fuhr er fort.
Ich schaute mich einmal um.
,,Bin ich doch'' antwortete ich ihm grinsend.
,,Du weißt was ich meine, du Idiot'' lachte er.
Er kniete sich neben mir zu der Blume hinunter und schaute sie nun ebenfalls an.
,,Sie ist kaputt...'' murmelte ich.
,,Nur, weil sie kaputt ist, verliert sie nicht ihren Wert'' sagte er, legte seine Hand über sie und heilte sie.
,,Und nichts, was man nicht wieder hinbekommt'' fügte er hinzu.
,,Hast du das aus einer deiner Bücher?'' scherzte ich und richtete mich wieder auf.
,,Nein, dass kommt von mir'' antwortete er.
Ich wollte ihm gerade antworten, doch bevor ich das konnte, wurde ich aus Anity gezogen, denn mir zog jemand die Brille im echten Leben vom Kopf.
Ich starrte in das Gesicht meiner Mutter.
,,Essen - zum dritten mal!'' motzte sie und schmiss meine Brille auf die andere Seite vom Zimmer. Zum Glück landete sie auf meinem Bett.
,,Kannst du nicht aufpassen?'' motzte ich sie nun an.
,,Pass auf wie du mit mir redest, ich bin immer noch deine Mutter!'' entgegnete sie mir und verließ mein Zimmer. Es nervte mich abartig, dass sie mich so behandelten. Nur, weil ich einer der größten Fan's von Anity war und sie das totale Gegenteil waren.
Es erinnerte mich daran, dass ich bald sogar ein Praktikum bei Anity machen würde. Natürlich aber im echten Leben - in der echten Zentrale, der echten Welt.
Wie ich an dieses Praktikum kam?
Nun, man musste einen Eignungstest machen und ich war so, wie es aussah der Beste. Ich freute mich schon riesig darauf endlich die Gründer oder jedenfalls einen der Gründer kennenzulernen - da einer von ihnen vor wenigen Monaten starb.
Es bedeutete zwar, dass ich so selbst weniger Zeit in Anity verbringen konnte - vor allem mit Clay, doch da machte ich mir keine großen Sorgen. Clay freute sich schließlich für mich - er wusste nämlich, was für ein Anity Freak ich war.

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