4I Different Perspective

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Clay's PoV

,,Du weißt, ich liebe dich Bruderherz und möchte nur das Beste für dich, aber ich finde das du echt nicht nur in Anity deine Zeit verbringen solltest. Lass uns doch etwas raus gehen und von der echten Welt da draußen etwas sehen'' sagte er.
Ich wusste, dass er es nur gut meinte, doch wie stellte er sich das vor? Das ich mich in diesen dämlichen Rollstuhl, an Schläuche setzen würde, damit ich draußen noch blöd angeguckt werden würde? Nein, danke.
,,Du kennst meine Meinung dazu, Nick...'' entgegnete ich ihm. Er seufzte, nickte jedoch anschließend.
,,Was tust du denn dort? Was ist an Anity so besonders?'' fragte er.
Ich musterte ihn, um zu schauen, ob er mich verarschen wollte, doch er meinte diese Frage tatsächlich Ernst.
,,Das ist nicht dein Ernst oder?'' fing ich an.
,,Dort kann ich tun und sein, wer ich will - was ich hier nicht kann'' fuhr ich fort. Er legte seinen Kopf schief und hörte mir weiterhin aufmerksam zu.
,,Dort kann ich mich bewegen - frei. Dort kann ich richtig atmen - ohne Probleme. Dort kann ich tun, was ich will - nicht nur mein ganzes Leben in diesem Bett hier verbringen an Schläuche gebunden und auf Hilfe angewiesen sein. Dort findet einfach mein Leben statt - mit George!'' sagte ich. Er nickte, doch musterte mich nun.
,,Wer ist George?'' fragte er nun.
,,George? Er ist mein bester Freund. Mit ihm verbringe ich meine gesamte Zeit dort. Er ist echt der coolste Typ, den ich je kennengelernt habe'' erzählte ich ihm. Wow, dass klang ja schon fast wie eine Schwärmerei.
,,Hm und ich dachte immer, dass ich der coolste Typ in deinem Leben wäre'' scherzte er, woraufhin wir beide anfingen zu lachen. Durch das Lachen fing jedoch mein starkes Husten wieder an, woraufhin Nick mir mein Atmungsgerät an mein Gesicht halten musste.
,,Ich bin zu alt für diesen Scheiß'' scherzte ich nun, nach dem ich wieder Luft bekam.
Ich war zwar alles andere, als alt - aber, wenn man meine Gesundheit betrachtete, könnte ich als 80 Jähriger durchgehen.
Ich hatte nämlich Lungenkrebs und Hemiparese.
Eine Hemiparese beschreibt die halbseitige Lähmung des gesamten Körpers, dass hieß auf komplett Deutsch noch einmal gesagt, dass ich meinen kompletten Unterkörper nicht bewegen konnte. Das passierte zwar durch einen Unfall vor zwei Jahren, doch den Lungenkrebs gab es anscheinend schon länger, der jedoch zu spät entdeckt wurde. Für mich gab es also keinerlei Hoffnung.
George wusste von dem ganzen natürlich nichts - auch nicht, dass ich jede Sekunde, jeden Tag auf's Neue einfach mal so eben abkratzen könnte. Ich wollte aber auch nicht, dass er es wissen würde. Er würde damit vermutlich nicht klar kommen und ich mochte ihn echt sehr. Ich wollte ihm keine Probleme schaffen, da er bereits selbst, zum Beispiel mit seinen Eltern, welche hatte.
Zu dem hatte er heute seinen ersten Tag in der Zentrale von Anity. Er hatte mir erzählt, dass er von Anfang an schon immer dort hin wollte. Er war der totale Anity Freak, doch das mochte ich an ihn auch so sehr - seine ganze Art mochte ich einfach. Ich war wirklich froh darüber, dass ich die restliche Zeit, die mir noch blieb, mit ihm verbringen konnte.
,,Naja also ich bin trotzdem der Meinung, dass du mal wieder raus müsstest'' riss mich mein Bruder aus den Gedanken.
Ich legte meinen Kopf schief und schaute ihn an.
,,Ok, ich höre ja schon auf'' lachte er und hob verteidigend seine Hände.
,,Aaaber, du könntest dich auch mit diesem George treffen, oder nicht?'' sagte er nun.
,,Auf keinen Fall!'' rief ich. Nun schaute er mich etwas verwundert und irritiert an.
,,Er soll mich unter keinen Umständen so sehen...'' murmelte ich.
Ich hatte mich zwar mit meinem Zustand abgefunden, doch mich sollte niemand so sehen und erst Recht nicht George.
,,Schämst du dich?'' fragte er nun.
Da ich nicht darauf antwortete, sondern weg schaute, hatte er somit bereits seine Antwort. Er legte seine Hand auf meinen Arm und schaute mich an.
,,Deine Gesundheit ist nichts, wofür du dich schämen müsstest. Daran erkennt man nur, wie stark du bist, hast du gehört Clay?'' sagte er. Ich nickte zwar, doch glaubte ihm kein Wort.
,,Du bist stärker als dieser Krebs, du wirst das schaffen!'' versuchte er mir erneut Mut zu machen.
,,Selbst wenn, was ist damit?'' entgegnete ich ihm und haute auf meine Beine.
,,Dafür werden wir auch noch eine Lösung finden d - '' ich unterbrach ihn.
,,Dafür gibt es keine Lösung, du hast den Arzt doch gehört...'' fing ich an.
,,Ich werde nie wieder laufen können...'' fuhr ich fort.
Daraufhin wusste er auch nicht mehr, was er noch hätte sagen sollen. Zum Glück rief unsere Mutter nach ihm. Ich wollte nämlich nicht, dass er sehen würde, wie ich mit meinen Tränen mal wieder am kämpfen war.


Hättet ihr mit sowas gerechnet? Also das Clay schwerkrank sein würde? :)

Ich wollte dieses Kapitel eigentlich erst morgen gegen Mittag posten, da ich morgen Besuch wieder haben werde und vermutlich auch erst wieder spät Abends schreiben kann, doch ich habe mich entschieden, es doch jetzt einfach noch zu posten haha.


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