6I Unexpected

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Nach dem Herr Alton und ich uns besser kennengelernt hatten, machten wir uns auch schon sofort an die Arbeit. Während wir dabei waren neue Ideen für Anity zu sammeln oder den Abschluss planten, plante ich etwas völlig anderes.
,,Na dann zeig mal her, was du bisher hast'' sagte er plötzlich. Ich war sichtlich etwas nervös, da ich etwas anderes getan hatte, als er mir aufgab und das an meinem ersten Tag. Ich stand auf und übergab ihn meinen Zettel. Er fing an ihn sich anzuschauen. Es dauerte eine Weile, bis er etwas sagte.
,,Auf die Weise könnten wir einen gescheiten Nachfolger für Anity finden'' erklärte ich nun.
,,Nun...das sieht in der Tat wirklich Interessant aus, doch ich denke nicht, dass es etwas bringen wird'' entgegnete er und stand auf.  Er lief zu seinen Getränken und schüttete sich erneut etwas in sein Glas.
,,Warum nicht?'' fragte ich ihn. Ich konnte und durfte einfach nicht zulassen, dass er Anity aufgab.
,,Die 1% werden mit der Zeit immer mehr. Irgendwann, wenn sie genug sind, wird es Krieg geben - unschönen und eiskalten Krieg'' fing er an.
,,Dazu möchte ich es nicht kommen lassen. Anity ist ein friedlicher Ort und soll auch so in Erinnerung geblieben werden und nicht der Grund, für einen weiteren düsteren Krieg auf diesen Planeten sein'' fuhr er fort.
,,Aber - '' als er mich anschaute, verstummte ich. Er kam auf mich zu, legte beide Hände jeweils auf meine  Schulter und schaute mich an.
,,Ich schätze deine Versuchung Anity retten zu wollen sehr, doch da gibt es nichts mehr zu retten'' sagte er. Ich war zwar nicht seiner Meinung, doch ich nickte.

Nach dem ich nach meinem ersten Tag wieder gerade Zuhause ankam, erwarteten mich schon wieder meine nervige Eltern. Diesmal schienen sie mich jedoch zu ignorieren, was mir deutlich besser gefiel.
In meinem Zimmer angekommen, ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte gegen die Decke. Plötzlich fiel mir Clay wieder ein. Er sagte, dass er unbedingt von meinem ersten Tag hören wollte.
Ich schnappte mir meine Brille und setzte sie auf. In wenigen Sekunden betrat ich unseren Ort. Ich schaute mich um und da sah ich ihn - wie er auf seiner Hängematte lag und irgendwelche kleinen Sachen in die Luft schmiss.
Ich wollte gerade auf ihn zu laufen, bis ich ihn merkwürdige Sachen murmeln hörte und ihn stattdessen anfing zu belauschen.
,,Du bist auf die Medikamente angewiesen...''
,,Du solltest mit deinem Leben nicht so leichtsinnig umgehen...''
,,Du solltest dies und das nicht...lasst mich doch alle einfach in Ruhe...'' murmelte er vor sich hin.
,,Clay?''  rief ich seinen Namen. Er erschreckte sich und fiel von der Hängematte.
,,Shit'' meckerte er, während er sich wieder aufrichtete.
,,Seit wann bist du denn hier?'' fragte er und kratze sich nachdenklich am Hinterkopf.
,,Seit gerade'' antwortete ich ihm. Ich ging nicht darauf, was er vor sich hingemurmelt hatte ein, da es wahrscheinlich nicht für meine Ohren bestimmt war und ich auch nicht einmal wusste, was er genau meinte.
Er lehnte sich gegen einen Baum und starrte mich an.
,,Und? Wie wars?'' fragte er nun.
Nun dachte ich nach, denn ich war mir nicht sicher, ob ich ihm davon hätte erzählen sollen.
Wovon? Das Anity bald zu Grunde gehen würde.
,,Es war toll'' antwortete ich ihm. Er schaute mich verwundert und irritiert zugleich an.
,,Das wars? Nur toll?'' kam es von ihm.  Ich zuckte lächelnd mit den Schultern.
Ich hatte mich dazu entschieden, es ihm vorerst nicht zu erzählen. Es hätte ihn vermutlich zum ausflippen gebracht.
,,Und was hast du so den ganzen Tag gemacht? Dich gelangweilt?'' fragte ich ihn nun und wechselte somit das Thema, während ich auf den Boden zeigte, auf dem gefühlt tausend kleine Nüsse lagen.
,,Ach, ich bin nur kurz zum Eichhörnchen mutiert, wie man sieht'' scherzte er.
,,Klar'' lachte ich und wollte an ihm vorbei laufen, doch rutschte auf den Nüssen, die er auf den Boden geschmissen hatte aus und landete mit ihm auf den Boden. Eher gesagt, landete er auf den Boden und ich auf ihm.
Wir schauten uns tief in die Augen. Mein Puls fing an sich zu erschweren und unter meiner Brust spürte ich, dass sich seine Atmung ebenfalls erschwerte.
,,Du hast mich wohl sehr vermisst'' sagte er. Natürlich scherzte er, doch irgendetwas klang auch Ernst daran. Plötzlich fuhr er mit seiner Hand durch meine Haare und schaute mir dabei in die Augen. Es löste ein kribbeln in mir aus, doch warum tat er das?
,,Was tust du?'' fragte ich ihn unter schwerer Atmung. Er schaute mich an und schien kurz nachzudenken.
,,Das, was ich schon lange tun will'' fing er an. Er näherte sich ganz langsam meinem Gesicht.
,,Entweder werde ich es bereuen, oder lieben'' fuhr er fort und presste ganz sanft seine Lippen auf meine.
Nach dem wir uns lösten, schauten wir uns an. Ich wusste überhaupt nicht, dass er mich auf diese Art ebenfalls mochte.
,,Also ich liebe es'' murmelte ich.
,,Ja?'' neckte er mich mit einem Lächeln.
,,Ja'' antwortete ich ihm.
,,Dann macht es dir bestimmt nichts aus, wenn ich es wiederhole - oder?'' kam es von ihm. Grinsend schüttelte ich meinen Kopf, woraufhin er mich erneut küsste.
Meine Brille fing an zu piepen. Das hieß, dass ich gehen musste.
,,Wir sehen uns morgen'' sagte er und in nächster Sekunde zog ich mir die Brille vom Kopf. Ich saß dort und starrte gegen meine Zimmerwand. Ich strich mir mit meinen Fingern über meine Lippen und dachte an vorhin zurück. Er hatte mich zwar nicht in Wirklichkeit geküsst, doch es hatte sich so angefühlt, denn ich konnte alles spüren.

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