Als ich am nächsten Morgen auf der Arbeit ankam, herrschte dort bereits eine merkwürdige Stimmung. Ich bekam auch viele Blicke zugeworfen und fragte mich, ob ich etwas angestellt hatte, von dem ich nichts wusste.
Als ich das Büro von Herr Alton betrat, stand statt er jemand anderes dort. Es war Jenna, die Assistentin von Herrn Alton, aber was machte sie hier?
,,Hey'' rief ich zu ihr. Sie stand mit dem Rücken zu mir, daher sah sie mich zunächst nicht. Ich schloss die Türe hinter mir und lief auf sie zu.
,,Du solltest dich besser setzen'' sagte sie.
,,Warum?'' fragte ich etwas irritiert. Sie schaute mich mit einem bemitleidenden Blick an. Ich tat jedoch was sie sagte und setzte mich auf die Couch. Es herrschte Stille - die mich unsicher werden ließ.
,,Wo ist Herr Alton?'' fragte ich nun. Jenna starrte die ganze Zeit auf den Boden und sah mir nun das erste mal wirklich in die Augen.
,,Er ist noch gestern Abend im Krankenhaus verstorben, es tut mir leid'' entgegnete sie mir. Was hatte sie gerade gesagt?
Ich stand hektisch auf und schaute sie an.
,,Das...aber...er....'' fing ich an, doch bekam keinen vernünftigen Satz heraus. Sie kam auf mich zu und übergab mir einen Stick.
,,Den habe ich heute morgen auf seinem Schreibtisch gefunden mit einem Zettel auf dem stand, dass ich ihn dir geben soll'' sagte sie. Ich nahm den Stick entgegen und schaute ihn an. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und schaute mich bemitleidend an.
,,Wenn ich etwas für dich tun kann, sag es mir. Ich bin nun deine Assistentin'' kam es von ihr. Sie lief zur Türe, doch bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal um.
,,Herr Alton war ein guter Mann. Er wird dich nicht einfach so auserwählt haben'' sagte sie noch. Auserwählt? Was hatte das nun zu bedeuten? Ich dachte, dass ich der Beste des Eignungstests gewesen war?Mit langsamen Schritten lief ich auf sein oder eher gesagt nun meinen Schreibtisch zu. Ich ließ mich auf den Stuhl fallen und ließ meinen Kopf auf die Lehne zurück fallen. Ich kannte Herr Alton nicht besonders lange, doch gut genug, um ihm nach trauern zu können. Er war einer der wenigen Menschen, der mir in so kurzer Zeit sehr wichtig geworden waren.
Ich steckte den Stick in den Computer ein, es zeigte mir ein Video an, auf dem Herr Alton zu sehen war.
Ich fing an es abzuspielen.
,,George...wenn du dieses Video siehst, lebe ich vermutlich schon längst nicht mehr, aber das ist auch völlig in Ordnung und wiedersehen werden wir uns auch, wenn ich in Anity vollständig hochgeladen wurde. Hör zu mein Freund, du hast bei dem Eignungstest gut abgeschnitten, doch es gab auch Leute, die besser als du abgeschnitten haben. Ich habe dich aber aus einem besonderem Grund ausgewählt, denn du hast dich in einer Sache besonders unterschieden von den anderen: Empathie. Du kümmerst und sorgst dich um das Wohl aller Menschen. Dir bedeutet dein Ruf oder Erfolg überhaupt nichts, dir geht es ausschließlich darum, dass richtige zu tun. Du wirst der Beste Nachfolger, den ich mir überhaupt hätte vorstellen können. Mein ganzes Leben, steckt nun in deinen Händen - so wie das vieler anderer'' fing er an.
,,Mach dir wegen der bevorstehenden Zeiten keinen Kopf. Selbst, wenn du es nicht schaffen solltest Anity beschützen zu können, hast du es wenigstens versucht und alles gegeben. Das ist auch alles, was zählt. Wenn du dieses Video gesehen hast, werde ich vermutlich in einem Tag hochgeladen sein. Komm zu diesem Ort in Anity, wenn du bereit dazu bist - ich werde auf dich warten'' fuhr er fort. Es öffnete sich plötzlich eine andere Datei auf dem Computer und zeigte mir einen atemberaubenden Ort an.Nach dem ich mich beruhigt hatte und ging, machte ich mich auf den Weg zu Clay. Er war der einzige, der mich nun hätte vollständig beruhigen können. Als ich dort ankam, öffnete mir erneut Nick die Haustüre. Als er mich sah, weiteten sich jedoch seine Augen, was ich zunächst etwas merkwürdig fand. Es kam mir so vor, als hätte ich im Moment überhaupt nicht hier sein dürfen oder wäre unerwünscht. Ich lief an ihm vorbei und wollte gerade Clay's Zimmer betreten, doch er hielt mich auf.
,,Warte'' fing er an.
,,Geh da nicht rein'' fuhr er fort. Ich schaute ihn verwirrt an.
,,Wieso nicht?'' fragte ich. Als ich plötzlich ein schluchzen wahr nahm, was nach Clay's Mutter klang, baute sich in ein gewaltiger Kloß in meinem Hals auf. Ich widmete Nick noch einen Blick und öffnete langsam die Türe.
Clay's Mutter saß vor dem Bettrand und hatte ihren Kopf auf dem Bett - sie schien zu weinen. Mein Blick schweifte zu Clay. Seine Augen waren geschlossen, seine Hautfarbe total blass und er schien sich keinen Millimeter zu bewegen. Als mich Clay's Mutter sah, stand sie auf und wollte auf mich zu kommen. In dem Moment realisierte ich, was hier los war.
,,Nein...'' nuschelte ich und schüttelte meinen Kopf.
,,George...'' hörte ich sie meinen Namen sagen. Ich lief zu seinem Bett, stand davor und starrte ihn an. Ich legte meine zittrige Hand auf seine Brust, er atmete nicht.
,,George...du - '' hörte ich Nick sagen, doch ich unterbrach ihn.
,,Er hat es versprochen...'' fing ich an zu murmeln und schaute Nick an.
,,Du hast es mir versprochen...'' flüsterte ich nun mit brüchiger Stimme und schaute in das leblose Gesicht von Clay. Ich machte mir nicht einmal die Mühe meine Tränen zurück zuhalten. Dazu hatte ich überhaupt die Kraft nicht mehr.
Ich hatte an einem Tag zwei Menschen verloren, die mir als die wichtigsten in meinem Leben erschienen.
Und nun? Nun war ich alleine...
Ich konnte mich weder von Herr Alton verabschieden, noch von der Liebe meines Lebens...
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Humanity
Fanfiction》All i want is to know, if you really exist and where you are...《 Was, wenn es eine Welt geben würde, in der du sein kannst wer du willst und machen kannst was du willst. Was, wenn dich diese Welt aus deiner Realität in ihren Bann zieht und diese W...