21I Time to prove yourself

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Ich saß den restlichen Tag, bis in die Nacht, unter dem Baum, an dem ich mit Clay meinen letzten richtigen gemeinsamen Tag verbracht hatte. Ich konnte noch immer nicht glauben, dass er nun wirklich auf dieser Welt fort war und ich mich nicht einmal richtig verabschieden konnte. Ich verstand es nicht. Der Arzt sagte doch, dass er noch Zeit gehabt hätte? Wo war diese Zeit?
Es stand ein Krieg bevor, der davon abhing, ob ich Clay wirklich für immer verlieren würde und nun hatte ich nicht einmal mehr Herr Alton an meiner Seite. Ich war vollkommen alleine und auf mich gestellt.
Wie sollte ich das anstellen? Wie sollte ich mit meinen jungen unerfahrenen Jahren, der gerade zwei Menschen auf einmal verloren hatte, einen Krieg gewinnen?
,,Du schaffst das'' ertönte die Stimme von Herr Alton in meinem Kopf, ich seufzte. Würde ich das wirklich?
Plötzlich klingelte mein Handy, es war Jenna.
,,Ja?'' entgegnete ich in den Hörer.
,,Du kannst nun zu Herr Alton, wenn du das möchtest'' gab sie mir bescheid.
,,Und was ist mit Clay Golvig? Wurde er auch schon hochgeladen?'' fragte ich sofort nach.
,,Das dauert leider noch bis zu einer Stunde, tut mir leid. Wir werden uns beeilen'' antwortete sie.
,,Danke, ich mache mich auf den Weg'' sagte ich und legte auf. Ich hätte natürlich auch zu mir nach hause gehen können, doch das letzte was ich gerade sehen wollen würde, wären meine Eltern. Die würde ich vermutlich noch früh genug wiedersehen.
Im Büro angekommen schnappte ich mir die Brille, die mal von Herr Alton war und setzte sie mir auf.
Ich kam an dem Ort an, den Herr Alton mir gesagt hatte und schaute mich um. Plötzlich sah ich ihn, wie er dort seelenruhig saß und mit jemanden Schach spielte.
,,Herr Alton!'' rief ich und lief auf ihn zu. Er sah mich und lächelte mir zu. Er stand auf und lief mir entgegen. Bei ihm angekommen, schloss er mich in die Arme. Herr Alton war wirklich sowas wie der Vater, den ich nie wirklich hatte. Mein richtiger Vater war ein Versager. Ihn überhaupt so nennen zu müssen, war schon schlimm genug.
,,Freut mich dich auch wiederzusehen'' lachte er.

,,Was ist das für ein Ort hier?'' fragte ich ihn, während er mich herum führte.
,,Dieser Ort war immer meine Vorstellung eines Zufluchtsort, als ich noch ein Kind war'' erzählte er. Ich versuchte mich wirklich zu freuen, dass ich ihn wiedersah, doch mich ließ auch eine ganz besondere Sache nicht in Ruhe.
,,Was ist los?'' fragte er plötzlich.
,,Ich schaffe das ohne ihre Hilfe nicht...'' murmelte ich. Er blieb stehen, schaute mich an und legte seine Hände auf meine Schulter.
,,Schau mich an'' fing er an. Ich schaute ihn also an.
,,Du schaffst das und das sage ich dir auch nicht zum ersten mal. Selbst, wenn du es nicht schaffen solltest - ''
,,Zählt der Versuch, ich weiß...'' beendete ich seinen Satz. Er setzte ein leichtes Lächeln auf.
,,Der Versuch alleine reicht aber nicht. Wenn ich versage, werde ich einen sehr wichtigen Menschen für immer verlieren...'' erzählte ich ihm nun.
,,Also ist dieser Clay t - '' wollte er fragen , doch ich unterbrach ihn, in dem ich nickte.
,,Das tut mir leid zu hören'' sagte er.

Nach einer Weile verließ ich Anity, denn ich wollte unbedingt zu Clay. Als ich die Brille jedoch absetzte, kam kurz darauf Jenna in das Büro gestürmt.
,,Sie sind hier!'' rief sie ausgebracht.
,,Was? Jetzt?'' ich war sichtlich überfordert.
,,Was sollen wir tun?'' fragte sie.
,,Die Wachleute aus dem A Flügel sollen zum Haupttor, die Wachen aus dem B Flügel zur Stromquelle. Sie sollen niemand, der nicht zu uns gehört, durchlassen!'' sagte ich nach kurzer Überlegung. Jenna nickte und lief davon.
Ich stützte mich auf dem Schreibtisch ab und atmete tief ein und aus. Ich schloss meine Augen und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren.
,,Du schaffst das'' flüsterte ich und dachte an die Worte von Herr Alton. Ich musste auf jeden Fall selbst auch zur Stromquelle. Wen dort jemand hereingelangen würde, wäre alles vorbei. Als ich die Bürotür öffnete, stand plötzlich mein Vater vor mir.
,,Du bist also der neue Chef ja?'' fing er an und drängte mich zurück in den Raum.
,,Nicht, dass wir es nicht schon längst wussten - nur, dass du es für unwichtig gehalten hast, uns etwas davon selbst zu erzählen'' fuhr er fort.
,,Ich habe keine Angst vor dir'' entgegnete ich ihm. Er fing plötzlich an zu lachen. Ich wollte an ihm vorbei, doch er zog mich am Arm zurück.
,,Was glaubst du, wohin du gehst? Ihr habt sowieso bereits verloren'' sagte er. Meine Augen weiteten sich, was meinte er damit?
,,Wo ist Mom?'' fragte ich ihn, er fing an zu grinsen. Das konnte nur heißen, dass meine Mutter sich auf den Weg zur Stromquelle machen musste. Ich hätte niemals gedacht, dass ich meinen eigenen Vater je schlagen würde, doch es ging gerade nun mal nicht anders. Ich holte aus und verpasste ihm eine. Daraufhin stolperte er zurück und ließ meinen Arm los. Ich nahm die Gelegenheit und rannte aus dem Büro, dass ich von außen verschloss.

Ich rannte sofort zur Stromquelle. Vor dem Raum fragte ich die Wachen, ob jemand durchgekommen sei und sie verneinten es. Ich hatte jedoch ein ungutes Gefühl. Meine Mutter war nämlich nicht dumm. Man sagte mir immer, dass ich meine Intelligenz von meiner Mutter haben würde.
Ich lief hinein und schaute mich drinnen um. Ich lief zur Hauptversorgung der Stromquelle. Es war wie eine Art Computer, der ganz Anity steuerte. Ich sah schulterlanges braunes Haar, was nur von meiner Mutter stammen konnte.
,,Mom!'' rief ich. Sie drehte sich um und schaute mich an. Plötzlich holte sie einen Stick aus ihrer Hosentasche und hielt ihn vor sich.
,,Was ist das? Was tust du da?'' rief ich zu ihr und wollte auf sie zu gehen, doch plötzlich wurde ich von jemanden festgehalten. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass es irgendein Typ war.
,,Es tut mir leid mein Sohn, aber das ganze -'' sie zeigte auf die riesige Stromquelle.
,,Muss aufhören!'' fuhr sie fort.
,,Und das hier'' fing sie erneut an und zeigte auf den Stick.
,,Nennen sie den Zerstörungscode. Er ist wie ein Virus, der Anity komplett auslöschen wird'' fuhr sie fort. Sie wollte ihn gerade in den Hauptprozessor stecken, bis ich sie anschrie - quasi schon anflehte.
,,MOM NICHT! ICH FLEHE DICH AN, BITTE TU ES NICHT!'' sie stoppte und schaute mich an.
,,WENN DU DAS TUST, VERLIERE ICH DEN WICHTIGSTEN MENSCHEN AUS MEINEM LEBEN!'' schrie ich unter Tränen.
,,Es tut mir leid, dass kann ich nicht ändern'' entgegnete sie und steckte den Stick in den Hauptprozessor.
Es gab plötzlich einen lauten Knall. Ich schaute zur Stromquelle, die sich langsam anfing aufzulösen.
,,Nein...was hast du getan...'' flüsterte ich, während ich auf die Knie fiel.
,,Wir sind hier fertig'' sagte sie zu dem Typen, der mich zuvor festgehalten hatte und ging. Sie ging einfach und wusste überhaupt nicht, was sie mir - ihrem eigenen Sohn und vielen anderen Menschen, angetan hatte.

Ich lief zum Büro, ich musste sofort in Anity. Als ich dort ankam, war mein Vater weg, doch das war mir auch total egal. Ich setzte sie Brille auf und verschwand sofort in Anity. Dort angekommen schaute ich mich nach Clay um, er war nirgends zu sehen.
,,CLAY!'' rief ich seinen Namen.
,,Ich bin hier, was ist los?'' ertönte seine Stimme plötzlich hinter mir. Ich drehte mich um und schmiss mich um ihn. Ich hielt ihn fest und drückte ihn mit ganzer Kraft an mich. Meine Tränen schossen wie wild herunter, ich bekam mich kaum ein.
,,Es tut mir leid...ich hab versagt, ich bin ein Versager...'' murmelte ich in seine Halsbeuge. Er verstand überhaupt nicht was los war. Er legte seine Finger an mein Kinn und zwang mich ihn anzuschauen. Er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
,,Was ist passiert?'' fragte er, doch seine Frage beantwortete sich von selbst, als er sah, wie sich der Ort langsam anfing aufzulösen. Er verstand sofort, was passiert war.
,,Hör zu...'' fing er an und schaute mir in die Augen.
,,Du bist kein Versager und trägst auch keinerlei Schuld, hast du das verstanden?'' sagte er.
,,George, sieh mich an! Hast du das verstanden?!'' rief er nun ernster, ich nickte nun gezwungen.
Er zog mich in eine feste Umarmung, ich spürte, wie ihm selbst nun Tränen herunter liefen. Erneut schaute er mich noch einmal an, bevor er seine Lippen auf meine presste.
,,Ich kann dir gar nicht genug danken, für alles was du getan hast...'' fing er an.
,,Es war mir mehr, als nur eine Ehre dich kennen und lieben zu dürfen'' fuhr er fort. Ich schüttelte meinen Kopf, ich wollte keinen Abschied.
,,Jetzt sieh zu, dass du von hier verschwindest'' sagte er. Ich fing an meinen Kopf hektischer zu schütteln.
,,Nein, ich will nicht!'' rief ich.
,,Du wirst keine andere Wahl haben..'' fing er an und streichelte mit seinen Daumen über meine Wange.
,,Ich liebe dich'' hörte ich ihn ein letztes mal sagen, bevor mir schwarz vor Augen wurde und ich mich wieder in der echten Welt befand.
Ich setzte die Brille ab und erneut auf, es konnte nicht vorbei sein - es durfte einfach nicht vorbei sein!
Egal was ich tat, nichts half - Anity war tot.
Der einzige Ort, an dem er noch leben hätte können, war Anity und dieser Ort wurde zerstört. Ich ließ mich im Stuhl zurück fallen und konnte es nicht fassen. Ich würde Clay nie wieder sehen.
Ich mochte mir nicht einmal vorstellen, was Herr Alton sich in dem Moment gedacht haben musste, in dem er gesehen hatte, dass ich versagt hatte.
So leer, wie die Stromquelle nun war, war auch mein Herz.
Ich fühlte rein gar nichts mehr und das änderte sich im laufe meiner restlichen Jahre auch nicht mehr.


Das es in Humanity kein Happy End geben würde, war eigentlich kein Geheimnis - oder? ꈌ

Anyways - wie hat euch Humanity gefallen? (Abgesehen vom Sad Ending haha)

Do me wrong wird die nächste Ff (Bereits auf meinem Profil findbar)

Danke für jeden Vote, Kommentar und für's lesen! <3



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