14I Reality hits hard

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Clay's PoV

,,Es sieht nicht gut aus Herr Golvig...'' fing er an.
,,Der Zustand ihrer Lunge hat sich seit der letzten Untersuchung deutlich verschlechtert. Wie ich auch gehört habe, gab es vor kurzem auch einen schweren Unfall...'' fuhr er fort und schaute mich bemitleidend an. Ich brauchte aber kein Mitleid, von niemanden - den wollte ich auch gar nicht.
,,Und das heißt genau was?'' fragte meine Mutter unseren Hausarzt. Er schaute zwischen mir und ihr hin und her. Das ließ mich vermuten, dass es nichts gutes heißen konnte, aber wann war es auch mal nicht schlecht?
Sie verließen mein Zimmer und sprachen im Flur weiter. Anscheinend sollte ich nichts hören - noch nicht jedenfalls, doch genau das tat ich. Ich hörte jedes verdammte Wort.
,,Er wird nicht mehr lange haben...'' hörte ich ihn sagen.
,,Wie lange?'' fragte meine Mutter.
,,Wenn er die Möglichkeit nutzen möchte, sich in Anity hochladen zu lassen, sollte er die Papiere am besten jetzt unterschreiben'' ich sah durch den kleinen Türspalt, wie er ihr die Papiere übergab.
,,Wie lange?'' fragte sie ihn erneut.
,,Einen Monat, höchstens zwei...es tut mir leid, dass ihnen sagen zu müssen'' entgegnete er ihr.
Es fühlte sich an, als wäre mein Herz in Sekunden zum Stein mutiert und würde meinen gesamten Körper nach unten ziehen. Es war nicht einmal der Gedanke, dass ich in einem Monat oder höchstens zwei Tod sein würde - sondern, dass ich George somit auch verlassen müsste.
Außer ich würde mich in Anity hochladen lassen...

Meine Mutter verabschiedete den Arzt und betrat den Raum wieder. Bevor der Arzt jedoch ging, betrat er den Raum ebenfalls mit einem Schritt noch einmal und schaute mich an.
,,Ich wünsche Ihnen alles gute, bleiben Sie stark'' rief er zu mir und machte sich davon. Als meine Mutter sich vor das Bett stellte, wischte sie sich ihre Tränen aus dem Gesicht, die sie zuvor vergossen hatte. Unsere Blicke trafen sich. Ich schaute auf ihre Hände, in denen sie die Papiere hielt. Ich streckte meine Hand nach ihnen aus, sie gab sie mir ohne ein Wort zu sagen.
,,Willst du das wirklich tun?'' fragte sie, ich nickte.
,,Ich muss. Es gibt da draußen jemanden, den ich nicht verlassen kann'' erklärte ich ihr.
,,George?'' sagte sie seinen Namen. Ich schaute sie an und nickte leicht. Sie schenkte mir ein liebevolles Lächeln und schien zu verstehen wieso ich das tat oder unbedingt tun musste.
Ich gab ihr die Papiere wieder, sie lief damit aus dem Zimmer. Ich ließ mein Kopf zurück in mein Kissen fallen und atmete einmal tief ein und aus, was mich erneut zum husten brachte.
Ich wusste nicht, ob ich froh darüber, dass ich nur noch so wenig Zeit hatte, sein sollte. Schließlich führte ich nicht das Beste Leben. Ich spürte meinen gesamten Unterkörper ab meinen Oberschenkeln nicht und bekam andauernd schwer Luft - zur Zeit am meisten, was Sinn ergab, wenn mir wirklich nur noch so wenig Zeit blieb.
Worüber ich aber stolz war sagen zu können war, dass ich George kennenlernen durfte. Seit dem er in meinem Leben war, war alles einfach so angenehmer. Wenn ich mit ihm in Anity war, vergaß ich all die Probleme oder Schmerzen, die ich in Wirklichkeit hatte. Er ließ mich stets nur an das Positive denken. So bekam ich aber von Zeit zu Zeit auch immer mehr ein schlechtes Gewissen, denn ich wusste, dass ich ihm das alles nie zurück geben könnte.
Ich hatte mich damit abgefunden, dass mein Leben bald ein Ende haben würde und es mich nur noch dann Anity geben würde, doch George? Ihm musste ich erst einmal sagen, dass ich nicht mehr lange auf der Welt - in der echten Welt - existieren würde.

Am Abend war ich in Anity und saß dort an unserem großen Baum, während ich wieder Steine in den Teich schmiss und darüber nachdachte, wie ich es George am besten sagen könnte, doch es kam mir schwerer, als gedacht vor.
,,Hey! Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme...stressiger Tag heute...'' ertönte George's Stimme. Ich schaute vom Boden auf ihn hinauf.
,,Ich muss dir was sagen''
,,Ich muss dir was sagen'' sagten wir erneut beide gleichzeitig, er grinste.
,,Wird das jetzt zu unserem Ding?'' lachte er. Ich setzte ebenfalls ein kleines Lächeln auf, doch das verabschiedete sich auch wieder genauso schnell.
,,Fang du diesmal an'' sagte ich und er nickte.
,,Also...ich weiß gar nicht, wie ich dir das am besten sagen soll...'' fing er an.
,,Hau es einfach raus'' warf ich dazwischen. Er atmete einmal tief ein und aus und nickte.
,,Anity ist in Gefahr, die 1% sind inzwischen mehr und wollen Anity vernichten'' fing er erneut an.
,,Und ich soll der Nachfolger von Albert Alton werden...'' fuhr er fort. Mein Blick richtete sich, ich schaute ihn mit geweiteten Augen an.
,,Das ist doch toll oder nicht?'' sagte ich auf das letzte, was er gesagt hatte. Mir fiel jedoch auch wieder ein, was er davor gesagt hatte.
,,Wie meinst du das mit Anity ist in Gefahr und die 1% wollen es vernichten?'' fragte ich ihn.
,,Sie werden die Hauptzentrale von Anity bald angreifen und wir wissen nicht, ob wir stand halten können...'' erzählte er.
Wenn die 1% also siegen sollten, würde es Anity nicht mehr geben. Das hieß also auch, dass ich dann nirgends mehr existieren und ich somit vollständig Tod wäre.
,,Clay?'' riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken. Ich schaute ihn an.
,,Was wolltest du sagen?'' fragte er.




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