Raphael
Es war kurz vor sieben Uhr morgens als John mich anrief. Ich saß noch immer in meinem Wagen und fuhr orientierungslos durch Berlin, in der Hoffnung ich würde Loui finden.
"WANN GENAU HATTEST DU VOR, MIR ZU SAGEN DAS DU LOUI VERLOREN HAST?!" keifte Er ins Telefon.
"Hat sie sich bei dir gemeldet? " stieß ich aus, doch John interessierte sich gar nicht für meine Frage.
"Spar dir das! Raf alter wieso hast du kein Wort gesagt hm? Da muss ich mir morgens um sechs von den Bullen anhören das meine Schwester in einer Zelle hockt und auf ihre Abholung wartet?" zeterte John.Mir blieb unterdessen das Herz stehen. Loui wurde festgenommen?
"Wo? Ich hol sie!" Ignorierte ich seinen Vorwurf und fuhr rechts ran.
"Abschnitt 42, gegenüber is da wohl ein Lidl." murrte er. Ich wusste sofort welche Dienststelle gemeint war und reihte mich wieder in den Verkehr ein.
"Übrigens hat sie Hamudi kastriert." murmelte ich und bemühte mich, nicht belustigt zu klingen. Hamudi war einer meiner engsten Brüder. Als dieser mit Schweißperlen auf der Stirn das Studio betrat und mir erzählt hatte, was passiert war, war ich zwar besorgt um Lou, aber auch belustigt gewesen. Meine kleine Schönheit hatte ihn einfach umgehauen!"Was hat sie?" fragte John perplex.
"Hamudi hat sich dummerweise von hinten an sie ran geschlichen. Er fand das wohl witzig. Sie hat ihm allerdings unser Sushi um die Ohren gedonnert und ihm dann in die Eier getreten... Naja... und dann ist sie abgehauen." murmelte ich und fuhr auf den Parkplatz."Dicker ich bin da. Ich meld mich." seufzte ich und legte auf bevor John noch etwas sagen konnte.
Es war unerwartet einfach zu Louisa zu gelangen. Es stellte sich heraus das sie nicht verhaftet wurde, sondern aus Mitleid einen Schlafplatz bekommen hatte. Unfassbar was für ein Glück sie hatte.
Ich schüttelte leicht den Kopf als ich mich zu Louisa auf die Pritsche setzte und ihr sanft durchs Haar strich um sie zu wecken.
"Lou... Du musst aufstehen." murmelte ich und erwischte mich dabei wie ich viel zu nah an ihr Gesicht kam. Ich hatte keine Ahnung was ich mir dabei dachte, aber alleine die Tatsache das sie unversehrt wieder aufgetaucht war, ihre Flucht sich dank Hamudis Erzählungen offenbar als keine Flucht vor mir entpuppt hatte, beruhigte mich ungemein und es reichte aus um mir selbst glaubwürdig zu verkaufen das es eine ausreichende Rechtfertigung war ihr so nahe zu kommen.
"Raphael..." nuschelte sie verschlafen und drehte sich dabei so das sie mit ihrer Nase gegen meine stieß.
"Ich bin so froh das dir nichts passiert ist Lou..." flüsterte ich und lehnte meine Stirn gegen ihre.
"Kannst... Kannst du mich nach Hause bringen?" fragte sie und schien mit den Tränen zu kämpfen.
"Molto felice mia Principessa." murmelte ich und sah zum ersten Mal einen Ausdruck in ihren Augen den ich erst viel später verstehen würde.-
Lou fiel ins Bett als hätte man sie erschlagen. Ich tat es ihr gleich. Lediglich eine SMS an ihren Bruder hatte ich noch geschrieben.
'Ihr geht es gut. Wir holen fehlenden Schlaf nach. Melden uns später. R'"Es tut mir leid Raphael." flüsterte sie als ich mich zu ihr ins Bett legte. Ich hatte nicht damit gerechnet das sie noch wach war, ließ es mir nun jedoch nicht nehmen sie in meine Arme zu ziehen.
"Alles gut. Schlaf jetzt erstmal." murmelte ich und küsste erneut ihren Haaransatz.
"Versprich das du bleibst..." flüsterte sie müde.
"Wo soll ich den hin?" fragte ich, auch wenn ich eigentlich wusste das sie etwas anders meinte.
"Bleib bei mir, egal wie dumm ich bin." hauchte sie. Dann war ihre Atmung gleichmäßig geworden.Ich war zwar ziehmlich erledigt von den letzten Stunden, trotzdem konnte ich nicht richtig runter fahren und einschlafen.
Lou zu beobachten war für mich im Moment ausreichend.
Zumindest bis zur Mittagszeit. Dann war auch ich der Müdigkeit zum Opfer gefallen.-
Als ich aufwachte traf mich erneut der Schlag. Wieder war Louisa weg. Das konnte doch nicht wahr sein!
Ich sprang eilig aus dem Bett und lief hysterisch die Treppe nach unten, doch schon auf halbem Wege hatte ich gehört das sie doch noch da war. Erst dann nahm ich den Geruch von Kaffee war.
"Gott sei Dank..." stieß ich leise aus und schickte ein stummes Dankesgebet gegen Himmel.Leise stieg ich die letzten Stufen hinunter und beobachtete Louisa dabei wie sie gerade eine Schüssel abspülte.
Dabei sang sie leise vor sich hin und schunkelte im Takt mit.
Ich kannte das Lied, war überrascht das sie es so textsicher beherrschte und war zugleich auch beeindruckt wie gut sie - entgegen ihrer Selbsteinschätzung - singen konnten.
Bohemian Rhapsody von Qeen war ein Klassiker. Ein Song der bereits so gut war das es kaum möglich war ihn als 'Leihe' gut zu performen.
Louisa schaffte genau das!
Als ihre Stimme dann auch noch an den richtigen Stellen auf den Punkt kam, war ich unfassbar beeindruckt.
Ich hatte keine Ahnung das ich in meiner Wohnung ein Goldkehlchen beherbergte.
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Wir, in schlechten Zeiten
FanfictionLouisa verliert die Liebe ihres Lebens. Mit ihm, geht auch ihr Lebensmut verloren. Wird sie jeh wieder zurück in ihr Leben finden?