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Raphael

Louisa zappelte wie eine verrückte als wir im Landeanflug waren.
Wir würden ihre Nonna besuchen, dem entsprechend aufgeregt war sie.
Ich fand es niedlich, das strahlen in ihren Augen war vermutlich noch in Kilometer weiter Entfernung zu sehen.

"Nonna wird ausflippen wenn sie dich sieht. Meine Güte bin ich aufgeregt, das war ich das letzte Mal als ich fünf war!" lachte sie und lehnte sich etwas zu mir.
"Hoffentlich mag deine Nonna mich." seufzte ich und legte einen Arm um sie.
"Natürlich! Was denkst du! Nonna sagt immer ich soll mir einen hübschen Italiener suchen. Ich hab mein Bestes gegeben!" kicherte sie und funkelte mich frech an.
"Kannte sie Amir?" fragte ich nach. Ich hatte beschlossen ihn bewusst ab und an anzusprechen, einfach um Louisa das Gefühl zu geben das ich diesen Teil ihrer Geschichte akzeptierte.

"Ja, aber sie mochte ihn nicht. Fand ich schade! Vor allem weil sie als Grund nur meinte, nur ein echter Italiener wäre gut für mich." rollte Louisa mit den Augen.
Ich musste schmunzeln.
"Ich bin auch kein ganzer Italiener!" stellte ich klar.
Louisa lachte leise.
"Das sagen wir ihr aber nicht!" stellte sie klar und funkelte mich frech an. Louisa war nach unserem Gespräch etwas losgelöster. Sie schien erleichtert das ich nicht erwartete das wir uns gegenseitig Liebeserklärungen machten, aber auch nicht wieder zurückruderten. Wir würden sehen was die Zeit für uns bereit hielt.

"Ich freu mich so!" strahlte Sie als wir aus dem Taxi stiegen. Kaum hatte ich unsere Taschen in der Hand, riss jemand die Tür auf und eine ältere Frau kam mit ungläubigem Gesichtsausdruck auf uns zu und breitete die Arme aus.
"La mia bambina!" rief die Frau und schloss sie fest in ihre Arme.
"Nonna! Hai un bell'aspetto, nonna!" lachte Louisa und musterte die grauhaarige Frau zufrieden.
Sie sah aus wie eine typische Italienische Oma, so das sich beinahe sofort das Gefühl von 'Zuhause sein' in mir breit machte.
Ich lächelte als Louisa zu mir sah.
"Nonna, posso presentarti Raphael?" lächelte sie und deutete auf mich. Die ältere Frau musterte mich argwöhnisch doch ich ließ mich davon nicht beirren und streckte direkt beide Hände nach ihr aus.
Typisch Italienisch legte sie ihre Hand in meine Hände und ließ sie von mir Küssen.
"È un piacere per me conoscerli!" sagte ich. Sollte so viel heißen wie 'Es ist mir eine Freude sie kennenzulernen!'
Der Blick von Louisas Nonna erhellte sich und plötzlich fiel sie mir um den Hals.
"Benvenuto Raphael! Benvenuto!" lachte sie und schien plötzlich völlig begeistert.
"Na zum Glück!" kicherte Louisa leise und ließ sich dann von ihrer Nonna ins Haus verschleppen.
Ich grinste kopfschüttelnd denn es freute mich das Louisa zumindest in ihrer Gastfamilie ein wenig Halt zu finden schien.

Louisa stellte mir neben ihrer Nonna Maria noch dessen Tochter Monica und ihren Mann Alfredo vor. Der Sohn des Hauses schien in der Schweiz zu studieren und deshalb nicht zuhause zu sein.

Wir bekamen Essen, Louisa zeigte mir ihr Schlafzimmer und erzählte mir mit einem strahlenden Lächeln von der Zeit als Austauschschülerin.

"Du hast hier ein eigenes Zimmer?" fragte ich verblüfft. Louisa lächelte glücklich.
"Ja, ich bin sehr oft hier. Sie sind meine Familie weißt du." erzählte sie und musterte mich dann nachdenklich.
"Raphael?" fragte sie dann etwas verlegen.
"Louisa?" fragte ich grinsend zurück so das sie sich auf die Unterlippe biss und mich verlegen ansah.
"Seit wir heute morgen aufgestanden sind hast du mich nicht ein einziges mal geküsst." murmelte Sie und wurde dann knall rot im Gesicht.
"Willst du das?" fragte ich mit einem frechen grinsen im Gesicht.
Loui nickte und funkelte mich beschämt an.
"Schon... Also... Weil ich dachte... Weil wir gestern noch miteinander geschlafen haben und so... Und plötzlich bist du wieder auf Abstand. Das..." druckste sie herum doch ich unterbrach sie indem ich sie einfach küsste.
Louisa keuchte in den Kuss hinein und hielt sich an mir fest. Ich konnte spüren wie ihr Körper sich unter meinen Berührungen entspannte.

"Ich wollte dir kein schlechtes Gefühl geben." murmelte ich gegen ihre Lippen.
"Hast du nicht!" versicherte sie und schmiegte sich einen Moment lang an mich.
Es war unglaublich schön sie so zu halten vor allem weil es hier in Italien plötzlich so schien als hätte es Amir nicht gegeben, als gäbe es diese Trauer nicht die über Louisas Schultern lastete.
Ich genoss die Unbeschwertheit die sie ausstrahlte denn ich wusste nicht wie lange sie diese behalten würde.

"Wollen wir ein wenig runter zum Strand? Dort sind keine Touristen, meist ist Garnichts los dort." schlug Louisa vor.
"Sonnenuntergang am Strand? Klingt kitschig!" zog ich sie auf.
"Klingt so als wolltest du heute auf dem Boden schlafen!" lachte sie und knuffte mir in die Seite.
"Können wir dort auch schwimmen?" fragte ich nach.
"Ist abzuraten. Die Strömung ist dort sehr heimtückisch aber ein bisschen kann man schon ins Wasser." erzählte Loui und schlüpfte in Flipflops.

Nur wenige Minuten später liefen wir durch eine schmale Seitenstraße von der aus man schon das Meer sehen konnte.
Mit Louisa an der einen Hand und einer Decke in der anderen Hand fühlte es sich an als wäre ich hier zuhause.

Wir, in schlechten Zeiten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt