Louisa
"Ich weiß nicht was ich sagen soll..." murmelte Raphael fassungslos. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen, ich hatte einfach vor mich her geschwafelt und dabei nicht bedacht dass Das was mir durch den Kopf ging, für ihn befremdlich sein könnte.
"Tut mir leid ich... Vielleicht hätte ich zuvor fragen sollen ob du überhaupt die Nerven dazu hast mich weiterhin in deiner Nähe zu haben." entschuldigte ich mich und wich zurück. Ich hatte keine Ahnung was ich mir dabei Gedacht hatte, Raphael zu sagen wie wichtig er mir in diesen wenigen Tagen geworden war.
" Nein...Was... Nein... Lou! ... Natürlich bleibst du... Was denkst du?!" quakte Raphael und zog mich eilig wieder an sich.
"Ich weiß nicht... Ich..." murmelte ich verwirrt.
"Louisa ich kann gar nicht anders... Ich habe keine Ahnung weshalb aber schon der Gedanke dass du alleine durch diese Scheiße gehen musst, dass ich kein Auge auf dich haben kann, ertrage ich nicht." versicherte Raphael und rührte mich damit so sehr das mir direkt wieder Tränen über mein Gesicht liefen.
"Hey... Du hast mittlerweile doch genug geweint!" lächelte Raphael und wischte mir eilig meine Tränen aus dem Gesicht.
"Tut mir leid." schluchzte ich und lachte dabei."Spazieren gehen ist nicht wirklich möglich oder?" fragte ich unschuldig nachdem ich mich emotional wieder halbwegs im Griff hatte.
Raphael runzelte die Stirn als zweifle er an meinem Verstand.
"Es ist spät, kalt und es regnet." stellte er eher wenig begeistert fest.
"Was machst du wenn du deinen Kopf frei bekommen willst?" fragte ich nach um eventuell etwas zu finden wofür er sich begeistern ließ.
"Fitness- oder Musikstudio." seufzte er. Beides war für mich keine Sache die mich vor Begeisterung vom Hocker fallen ließ.
"Nein und nein. Schlag irgendwas vor! Schließlich haben wir den ganzen Tag geschlafen, irgendwas müssen wir doch tun können um müde zu werden." seufzte ich ergeben.
Raphael runzelte die Stirn, dann kam der Schalk in ihm zum Vorschein.
"Was?" fragte ich entgeistert. Alleine an seinem Blick konnte ich erkennen das nichts Gutes in seinem Kopf zustande gekommen war.
"Besser Netflix." murmelte er und verschwand im Wohnzimmer.
"Das wird ne lange Nacht." seufzte ich und folgte ihm.-
Raphael hatte es bis zur zweiten Folge geschafft, dann war er eingeschlafen.
Ich beobachtete ihn eine ganze Weile dabei, konnte sehen wie sich seine Mimik immer wieder veränderte.
Irgendwann zuckte er zusammen und begann ins Nichts zu treten.
Das veranlasste mich dazu nach seinen Armen zu greifen.
Er murmelte etwas das ich nicht verstand, klang panisch.
Erst da wurde mir wirklich bewusst das ich in den letzten Tagen so sehr mit mir selbst beschäftigt war, das ich nicht ein einziges mal bedacht hatte, das ich womöglich nicht die Einzige war die mit etwas zu kämpfen hatte.Wir hatten ursprünglich so gelegen das jeder die Füße des anderen bei sich hatte, nun drehte ich mich so das ich neben Raphael lag und versuchte ihn zu wecken.
Dabei bemerkte ich das er ruhiger wurde sobald ich meine Hand an seinen Oberarm legte.
"Raphael?" flüsterte Ich. Ich wollte ihn nicht mit Pauken und Trompeten wecken, deshalb versuchte ich es sanft.
Dabei schlang er jedoch seine Arme um mich und schlief weiter. Zwar sah ich nun nicht mehr auf den Fernseher, aber zumindest hatte er aufgehört um sich zu treten.
Also verharrte ich in dieser Position und wartete ab. An Schlaf war allerdings immer noch nicht zu denken. Zu sehr schämte ich mich für mein Verhalten. Ich hatte meine Werte ignoriert. Ich hatte alles was mich und meinen Charakter ausmachte einfach vergessen.
Nie wollte ich zu einem Menschen werden der keine Rücksicht auf seine Mitmenschen nahm. Nun war ich jemand geworden der sich selbst bemitleidete und dabei vollkommen selbstverständlich davon ausging das alle um mich, darauf Rücksicht nahmen.
Mir wurde klar das ich damit aufhören musste. Ich musste dringend mein Leben in den Griff bekommen! Die Welt blieb nicht stehen und irgendwann würde das Verständnis Aller ein Ende haben.Erst als Raphael seine Hand über meine legte, wurde mir bewusst das ich begonnen hatte ihn sanft zu streicheln.
"Das ist schön..." krächzte er müde und lächelte schief.
"Du hast schlecht geträumt, damit bist du wieder ruhiger geworden." murmelte ich und senkte den Blick. Ich schämte mich dafür ihm so nahe zu kommen. Schon wieder!
"Ich habe manchmal komische Träume." erzählte er und zog mich noch etwas mehr an sich.
"Wovon träumst du?" fragte ich nach, hoffte das es ihm nicht zu intim war mir davon zu erzählen.
"Von Schlangen, Echsen und Raben die mich jagen." murmelte er gegen mein Haar.
"Kein Wunder das du mit deinen Beinen strampelst." stellte ich fest und sah besorgt zu ihm auf. Raphael erwiderte den Blick, hatte dabei jedoch eine steinerne Mimik.
"Ich bin froh bei dir zu sein." flüsterte ich, spürte mein Herz dabei so fest schlagen das ich Angst hatte, Raphael würde es bemerken.
"Geht mir genauso." murmelte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich mochte diese Geste, wusste das sie tiefe Bedeutung hatte. Sie war ein Symbol für Geborgenheit, Schutz und Zuneigung. Also genau das was mir in meinem Leben schon lange Zeit gefehlt hatte.
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Wir, in schlechten Zeiten
FanfictionLouisa verliert die Liebe ihres Lebens. Mit ihm, geht auch ihr Lebensmut verloren. Wird sie jeh wieder zurück in ihr Leben finden?